Aufbruchstimmung in den burgenländischen Weinkellern

„Glas ist halb voll“: Winzer sind angesichts der steigenden Nachfrage optimistisch.
Mit kreativen Ideen und neuen Vertriebskanälen haben pannonische Winzer die Krise überstanden. Jetzt gibt es durch die gute Buchungslage im Tourismus und die Nachfrage im Export eine neue Dynamik

Im Betrieb von Robert und Marietta Keringer macht sich Euphorie breit. „Es herrscht Aufbruchstimmung. Die Nachfrage wird jeden Tag besser“, erklärt der Winzer aus Mönchhof (Bezirk Neusiedl am See).

Zu Beginn der Pandemie seien alle in eine „Schockstarre“ verfallen, so Keringer. Aber nach und nach sei das Interesse an den Rebensäften gestiegen. Der Konsum habe sich stark ins private Umfeld verlagert. „Die Bestellungen im Online-Shop haben sich verdreifacht“, schildert der Winzer. Durch die gute Buchungslage im Tourismus gebe es nun wieder auch vermehrte Order aus der Gastronomie, erzählt Keringer, der seinen Fokus auf Rotweine gerichtet hat. Diese seien unter anderem in Skigebieten in Westösterreich begehrt.

Aufbruchstimmung in den burgenländischen Weinkellern

Im Betrieb von Robert und Marietta Keringer wird von „Aufbruchstimmung“ berichtet.

Auch der Export laufe wieder an. Sein Betrieb habe vor Beginn der Pandemie stark expandiert. „Wir waren kurz davor, auch im Export richtig Gas zu geben.“ Die Corona-Krise habe dieses Unterfangen zunächst eingebremst. „Aber jetzt fängt das wieder an.“ Dieser Tage hat Keringer Wein nach China geschickt.

"Weniger preissensibel"

Auch Pia Strehn, die im Familienweingut im mittelburgenländischen Deutschkreutz rund 45 Hektar Rebfläche bewirtschaftet, ist guter Dinge. „Es hat jetzt alles eine neue Dynamik bekommen“, sagt die Jungwinzerin. Vor allem die Nachfrage im hochwertigen Segment sei groß. „Die Kunden sind nicht mehr so preissensibel, es gibt einfach ein neues Qualitätsbewusstsein.“
 

Aufbruchstimmung in den burgenländischen Weinkellern

Winzerin Pia Strehn hat mit Kreativität die Krise überstanden, sie spricht von „neuer Dynamik“.

Da der Absatz in der Gastronomie durch Lockdowns bzw. Beschränkungen für längere Zeit weggebrochen sei, habe man versucht kreativ zu sein. Im Weingut habe sich einiges verändert. „Wir haben binnen kurzer Zeit einen Online-Shop installiert.“ Aber auch in Soziale Netzwerken habe sie neue Vertriebskanäle aufgebaut, sagt Strehn, die sich auf Roséweine spezialisiert hat. „Wir haben heuer abgefüllt – und es ist alles schon wieder weg.“

Das Weingut Strehn verkauft seine Produkte zur Hälfte im Export. Der Absatz am chinesischen Markt sei zwar zurückgegangen, insgesamt sei die Bilanz durch den Export in die USA oder nach Deutschland aber „erfreulich“. Und nun steige auch das Interesse aus China wieder.

Rekordwert erwartet

„Der Weinwirtschaft geht es an sich sehr gut“, sagt der Präsident des burgenländischen Weinbauverbandes, Andreas Liegenfeld. Jetzt liege auch die Erntebilanz für 2021 vor, die „im langjährigen Durchschnitt „zufriedenstellend“ sei (siehe Zusatzbericht).

Liegenfeld, der ein Weingut in Donnerskirchen (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) bewirtschaftet, habe selbst verstärkt auf neue Vertriebskanäle gesetzt. Neben Deutschland und den USA würden auch die Schweiz zu den wichtigsten Exportländern zählen. Für 2021 sei davon auszugehen, dass es österreichweit, was die Exporte betreffe, eine „positive Überraschung geben dürfte“.

Ernteerhebung
Die Weinerntebilanz für 2021 liegt vor. Demnach  hat es österreichweit 2,46 Millionen Hektoliter Ertrag gegeben. Im Burgenland waren es knapp 600.000 Hektoliter.

Export
Laut Österreich Weinmarketing  lag der Export in den ersten drei Quartalen 2021  bei 52,8 Mio. Liter ausgeführtem Wein. Dies bedeute das  eine Steigerung von 5,5 Prozent bei der Menge und 18,1 Prozent beim Wert.

Belegt wird das gute Ergebnis auch durch den Jahresbericht des Österreichischen Weinmarketings (ÖWM). Demnach sind die Exportzahlen in den ersten drei Quartalen des Vorjahres in Österreich mengenmäßig um 5,5 Prozent gestiegen. 2021 könnte der Export-Rekordwert von 200 Millionen Euro erreicht werden.

Auch für die nahe Zukunft zeigt sich Winzer Keringer optimistisch: „Im Mai sind mit der VieVinum und ProWein zwei Messen geplant. Das ist eine gute Gelegenheit, sich wieder persönlich präsentieren zu können.“

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