Auch viele Badetage machen Freibäder nicht profitabel
"Perfekt". Mehr als ein Wort braucht Günther Wagner nicht, um die heurige Saison im Jennersdorfer Freibad zu beschreiben.
Besonders der Juli sei mit einem Plus von 5.000 Besuchern im Vorjahresvergleich herausragend gewesen, sagt Wagner, der seit fünf Jahren für die weitläufige Freizeitanlage im südlichsten Bezirksvorort verantwortlich ist.
Die Saison in einem der laut Jennersdorfer Selbstbeschreibung größten Freibäder in Mitteleuropa dauert noch bis Mitte September und die Chancen stehen gut, dass am Ende die Besucherzahl aus dem Vorjahr (rund 33.000) übertroffen wird.
So etwas freut zwar den Säckelwart jeder Gemeinde, aber auch der schönste Sommer wird nichts daran ändern, dass Freibäder zu den Zuschussbetrieben von Kommunen gehören. In der 4.200-Einwohner-Gemeinde Jennersdorf, die von der Bürgerliste JES regiert wird, lag der Abgang fürs Freibad im Vorjahr bei rund 252.000 Euro.
Für heuer ist im Voranschlag "nur" ein Minus von knapp 208.000 Euro budgetiert, dank des heißen Sommers könnte diese Summe noch weiter schmelzen.
Auf welche Kommune man immer schaut, die Lage ist überall ähnlich: "Durch die Einnahmen aus dem Freibad werden wir uns nicht gesundstoßen", bringt es eine Rathaus-Mitarbeiterin aus dem Nordburgenland auf den Punkt.
Laut Burgenland Tourismus gibt es im Burgenland in 28 der 171 Gemeinden ein Frei- oder Seebad. Die Bezirke Eisenstadt-Umgebung (mit den beiden Freistädten Eisenstadt und Rust) und Oberwart kommen auf je sechs Bäder, knapp gefolgt von Mattersburg mit fünf.
Im Bezirk Oberpullendorf kann man zwischen vier Freibädern wählen, drei gibt es in Jennersdorf und nur je zwei in Güssing - und im flächenmäßig bei weitem größten Bezirk Neusiedl am See.
Für die Gemeinden sind Freibäder ein steter Quell von Abflüssen aus dem Budget. Vom Land gibt`s zwar eine Förderung für Umbauten und Sanierungen in Frei- und Hallenbädern. Die 70.000 Euro, die im Landesvoranschlag dafür insgesamt vorgesehen sind, kommen in diesem Zusammenhang aber nur einem Tropfen gleich.
Ganz auf sich allein gestellt sind die Gemeinden als Erhalter bei den laufenden Kosten für Personal und Betrieb.
Kein Wunder, dass zuletzt auch im Jennersdorfer Gemeinderat ein Steuerberater darüber informiert hat, dass in anderen Gemeinden schon diskutiert werde, ob für die Kommune ein Freibad oder andere Infrastruktureinrichtungen wichtiger seien.
Das Bad im Eisenstädter Schlosspark ist zwar außergewöhnlich schön gelegen, aber positive Zahlen kann es auch nicht schreiben. 182.000 Euro musste die Landeshauptstadt im Vorjahr zuschießen. Bei den Besucherzahlen bewege man sich bisher ungefähr auf Vorjahresniveau, heißt es aus dem schwarz regierten Rathaus. Die andauernde Hitze hat keinen merkbaren Niederschlag bei den Besucherzahlen gefunden.
Geschlossen wird das seit Anfang Mai geöffnete Freibad Anfang September, wenn die Schule wieder beginnt. Dann sollten wieder rund 25.000 Gäste das Drehkreuz beim Eingang passiert haben.
In Oberwart, das rund 150.000 Euro fürs Freibad ausgibt, wurden heuer zwar mehr Tageskarten verkauft als in früheren Jahren, aber diese Mehreinnahmen dank der vielen Badetage würden durch Mehrausgaben wettgemacht.
Die extremen Temparaturen würden mehr Investitionen erfordern, um die Wasserqualität zu sichern, heißt es, aus dem ÖVP-dominierten Rathaus.
Ob in den kommenden Jahren größere Umbauten stattfinden, macht die Stadt auch von der Zukunft der Kantine abhängig. Der langjährige Pächter hört heuer auf, wie es weitergeht, ist offen.
Von einer Übernahme durch die Stadt bis zu einer Neuverpachtung ist vieles denkbar.
In Jennersdorf, dessen 1968 errichtete Anlage neben einem 50-Meter-Sportbecken auch über ein Kinder- und Erlebnisbecken, eine 19 Meter lange Breitbandrutsche oder einen Wildwasserströmungskanal verfügt, gibt es bereits einen neuen Kantinenbetreiber.
Der Landwirt verwöhnt die bis zu 1.500 täglichen Gäste mit Schmankerl aus der Region. Neben Einheimischen kommen die Gäste aus Slowenien, Ungarn - und vom Campingplatz gleich neben dem Freibad. "Da sind fast alle Bundesländer vertreten, die Urlauber schätzen unser Bad", sagt Günther Wagner.
Kommentare