ASV Siegendorf muss rund 70.000 Euro an Gemeinde zurückzahlen
Dass in der Causa ASV Siegendorf "nunmehr Ruhe einkehrt", dürften nicht einmal die Absender dieses frommen Wunsches glauben.
Denn als der Vorstand des Fußball-Regionalligisten rund um Obmann Stefan Strommer am Sonntag schriftlich bekanntgab, auf eine zugesagte Bedarfszuweisung des Landes in Höhe von 140.000 Euro zu verzichten und stattdessen "unseren schon vorhandenen Kredit selbst aufzustocken", wurde gleichzeitig auch eine Breitseite gegen Ex-Präsident Peter Krenmayr abgefeuert - wohlwissend, was das auslöst.
Am Montag zahlte der Mitte September zurückgetretene Präsident mit barer Münze heim. Er fuhr gegen Strommer und die Siegendorfer Bürgermeisterin Rita Stenger (SPÖ) schwere Geschütze auf und kündigte eine Sachverhaltsdarstellung an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft an.
Statt ruhiger wird es in der "sportlichen" Angelegenheit also immer turbulenter.
Kurzer Rückblick: Nach dem überraschenden Abgang des gebürtigen Oberösterreichers Krenmayr beim Arbeitersportverein einigte sich der Gemeinderat zwei Wochen später einstimmig auf finanzielle Unterstützung des Klubs, um "eine Insolvenz zu vermeiden".
Die Gemeinde wollte bis Jahresende offene Rechnungen des Vereins bis zu 40.000 Euro übernehmen, zusätzlich sollten Bedarfszuweisungen des Landes über 140.000 Euro fließen, die von der Gemeinde vorfinanziert würden.
ÖVP und FPÖ im Land wetterten gegen angebliche Bevorzugung des ASV mittels Steuergeld.
Daraufhin zog der Verein am Sonntag die Notbremse, weil man von den Oppositionsparteien nicht "kriminalisiert" werden wolle. In Richtung des früheren Präsidenten, der den Verein in acht Jahren zu sechs Titeln führte, hieß es nun von seinen Ex-Vorstandskollegen, man werde rechtlich prüfen lassen, welche Rechtsgeschäfte Krenmayr "mit der ihm eingeräumten Vollmacht abgeschlossen hat und ob dem Verein daraus Schaden entstanden ist".
Krenmayr listet "Lügen" auf
Unternehmer Krenmayr, der zwar zurückgetreten ist, sich aber bis zur Generalversammlung samt Neuwahl weiter als ASV-Präsident sieht und damit kokettiert, sich der Neuwahl zu stellen, spricht am Montag von "unfassbaren Lügenmärchen".
Weder sei der Verein überschuldet noch brauche er die 140.000 Euro vom Land, so Krenmayr zum KURIER. Behauptungen, das Geld sei für Nachwuchs oder Infrastruktur überlebensnotwendig, seien "einfach falsch und unwahr".
Die Bürgermeisterin habe "Gemeinderat und Öffentlichkeit wissentlich hinters Licht geführt (...) und einen allfälligen Finanznotstand samt Konkurs des ASV Siegendorf vorgetäuscht", stellt Krenmayr in den Raum. Auch über Strommer und einen weiteren Funktionär äußert sich Krenmayr wenig schmeichelhaft.
Stenger ist sich "keiner Schuld bewusst" und verweist auf den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zur Unterstützung des ASV. Sie glaubt, dass der Traditionsverein wieder von unten anfangen muss. Strommer sagt dazu "alles ist möglich", jetzt wolle man den Spielbetrieb einmal weiterführen.
Auf die KURIER-Fragen, ob es nicht der Vorstand gewesen sei, der Krenmayr allfällige Vollmachten eingeräumt habe und bei welcher Bank und in welcher Höhe der ASV den Kredit aufgestockt habe, bleibt Obmann Strommer mehr als vage.
Bürgermeisterin Stenger sagt auf KURIER-Nachfrage, dass "rund die Hälfte" der Bedarfszuweisung des Landes von der Gemeinde schon vorfinanziert wurde. Diese rund 70.000 Euro würden aber vom ASV an die Gemeinde retourniert, dafür sei auch die Aufstockung des Kredits durch den ASV erfolgt.
Krenmayr wolle sie nicht klagen, so Stenger, weil sie ihm "keine Plattform bieten möchte". Dass die Ortschefin von den Auseinandersetzungen mitgenommen ist, ist ihr anzumerken: "Ich wünsche mir, dass endlich wieder Ruhe einkehrt".
Aber wann hat das Wünschen schon einmal geholfen?
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