Arzt wegen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs vor Gericht

Arzt wegen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs vor Gericht
Mediziner soll Patientinnen in Aufwachphase nach der Sedierung missbraucht haben. Der Angeklagte bekennt sich nicht schuldig. Der Prozess wurde vertagt.

Ein Arzt, der im Südburgenland eine Praxis hat, musste am Dienstag auf der Anklagebank des Landesgerichts Eisenstadt Platz nehmen. Die Vorwürfe, die der Staatsanwalt vorbringt, wiegen schwer. Sexueller Missbrauch wehrloser Personen – so lautet die Anklage. Der Mediziner soll drei Patientinnen nach einer Sedierung im Zuge einer Magen- bzw. Darmspiegelung in der Aufwachphase sexuell missbraucht haben.

Der Beschuldigte soll die Frauen im Brust und Genitalbereich berührt haben. Drei Frauen sind betroffen. Nach einer Anzeige hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Arzt eingeleitet. Der Arzt bestreitet die Vorwürfe. „Das ist nicht passiert“.

Es könne aufgrund von Medikamenten, die zur Sedierung verwendet werden, vorkommen, dass als Nebenwirkungen Träume und „sexuelle Halluzinationen“ vorkämen. Betroffen davon seien vor allem Frauen. Das sei auch in der Fachliteratur nachzulesen, so der Angeklagte.

"Nie alleine mit sedierten Patientinnen"

Er bleibe zudem auch nie mit den sedierten Patientinnen und Patienten alleine, rechtfertigt sich der Arzt. Während sich die Patientinnen und Patienten im Aufwachzimmer befänden, sei er mit der Desinfektion des Bettes im Behandlungsraum nebenan beschäftigt. Zudem bereite er Medikamente für die nächste Untersuchung vor, schildert der Beschuldigte den Ablauf.

Eine der Frauen, die Anzeige gegen seinen Mandanten erstattet hatten, sei im Zuge ihrer Einvernahme auch untersucht worden, erklärt der Verteidiger. Spuren seines Mandanten sind dabei nicht gefunden worden, das habe ein Gutachten ergeben.

"Das ist zu tausend Prozent passiert"

Die Vorfälle sollen sich zwischen Juli und September des Vorjahres ereignet haben. Eine der Betroffenen sagt am Dienstag vor dem Schöffensenat aus.  „Ich bin mir zu tausend Prozent sicher, dass das passiert ist.“ Ausführlich schildert sie das Geschehen aus ihrer Sicht.

Sie sei für eine Untersuchung sediert worden. Anschließend sei sie von einer Assistentin ins Aufwachzimmer gebracht worden. „Kurz darauf ist der Arzt gekommen und hat mir den Bauch massiert. Er hat mich gefragt, wie es mir geht. Da habe ich mir noch nicht viel dabei gedacht.“

Kurze Zeit später sei der Arzt  noch einmal in den Raum gekommen. Der Mediziner habe sie im Brust- und Genitalbereich berührt, schildert die Zeugin. Eine sexuelle Fantasie sei das keinesfalls gewesen, betont sie. „Mein Geist war auf Alarm.“ Durch die Sedierung sei sie aber körperlich noch eingeschränkt gewesen. „Mir war bewusst, wie ausgeliefert ich bin. Es war für mich ein Machtübergriff, das Ausnutzen meiner Wehrlosigkeit.“ 

"Ist mir gezielt vorgekommen"

Die Übergriffe seien ihr „gezielt“ vorgekommen. „Ich hatte das Gefühl, dass er das nicht zum ersten Mal macht.“

Aus dem Aufwachraum habe sie ihrem Lebensgefährten auch eine Nachricht geschrieben. „Im Traum kannst du nicht schreiben“, sagt die Zeugin. Es gehe ihr auch nicht um Rache, betont sie. Kontakt zu den beiden anderen Frauen, die Anzeige gegen den Mediziner erstattet hatten, habe sie nicht gehabt. Erst vor Gericht habe sie die Namen der beiden gehört.

Eine Frau habe nach dem Vorfall eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten und müsse seither eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen, sagt die Privatbeteiligtenvertreterin, die für zwei der Betroffenen einen Privatbeteiligtenanspruch von rund 3.500 Euro bzw. 2.500 Euro geltend macht.

Mitabeiterinnen befragt

Am Nachmittag werden Mitarbeiterinnen des Arztes befragt, die - wie zuvor auch er selbst - erzählten, er habe sie dazu angewiesen, ihn nicht mit Patienten alleine zu lassen. Mit einer Assistentin würden die Patienten aber sehr wohl alleine im Aufwachraum gelassen - „warum?“, wollte die Richterin wissen. Eine Erklärung dafür bekam sie aber nicht. „Ich habe das nie hinterfragt“, sagte eine Mitarbeiterin.

Verhandlung vertagt

Der Prozess wurde am Dienstag auf unbestimmte Zeit vertagt. Es sollen weitere Zeugen geladen und ein anästhesiologisches Gutachten eingeholt werden.

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