Alpakas: Von den Anden in den Seewinkel

Alpakas: Von den Anden in den Seewinkel
Jungwinzer Manuel Pinetz bietet auf seinem Alpakahof eine Mischung aus Tier- und Weinerlebnis. Obendrauf gibts Wolle und hochwertigen Dünger.

In ihrer ursprünglichen Heimat leben sie in Höhen bis zu 5.000 Metern. Wie sich herausgestellt hat, fühlen sich Alpakas aber nicht nur in den südamerikanischen Anden, sondern auch im flachen Seewinkel sehr wohl.

Den Beweis findet man bei Manuel Pinetz. Der Jungwinzer aus Frauenkirchen hat sein Weingut um einen Alpakahof erweitert. An der Adresse Im Seewinkel 2, direkt neben der St. Martins Therme, tummeln sich 17 Exemplare der domestizierten Kamelart auf einer Fläche von fünf Hektar.

Anfang des Jahres hat der 28-Jährige den elterlichen Weinbaubetrieb mit seinen sieben Hektar Anbaufläche und einer jährlichen Produktion von rund 20.000 Litern Wein übernommen. An der Neuausrichtung der Marke, und dem Bau des Alpakahofs, wird aber schon seit 2018 gearbeitet.

Herkunft
Alpakas gehören zur Familie der Kamele. 80 Prozent des weltweiten Bestandes finden sich in Peru, wo sie vorwiegend wegen ihrer Wolle gezüchtet werden

Züchter
Die Alpakazucht hat in Österreich in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Der Österreichische Alpaka Zuchtverband zählt mittlerweile rund 200 Mitglieder

25 Jahre alt
können Alpakas werden

Beim Besuch des KURIER erläutert Manuel Pinetz die Hintergründe: „Um bekannter zu werden, reicht es nicht, nur guten Wein zu haben. Da gibt es drei Wege: Entweder, du machst jeden Preis mit jedem Wein, was nahezu unmöglich ist. Oder du machst ein Riesenbusiness mit 80 Hektar daraus, um mit den Großen mithalten zu können. Oder ich spezialisiere mich, mache etwas Exklusives mit einer Besonderheit.“

Alpakas im Weingarten

Manuel entscheidet sich für den dritten Weg – das Weingut behält seine überschaubare Größe und bietet seinen Kunden dafür ein einzigartiges Erlebnis. Die Idee stammt von einem Familienurlaub in Chile vor einigen Jahren. „Da sind die Alpakas im Weingarten gestanden“, erinnert sich Pinetz. Die Familie verliebt sich in die flauschigen Tiere, sodass der Plan geschmiedet wurde, vier Alpakas aus einem österreichischen Zuchtbetrieb aufzunehmen.

Alpakas: Von den Anden in den Seewinkel

2019 war es dann tatsächlich so weit, und die neuen Familienmitglieder zogen in Frauenkirchen ein, zunächst noch im Garten des Weinguts. Bald wurde mit den ersten Alpakaweinen ein Statement gesetzt: Die Bilder der Tiere finden sich nicht nur auf den Etiketten wieder, sie tragen auch etwas zum Gedeihen der Trauben bei: Der Alpakamist hat sich als äußerst hochwertiger Dünger bewährt.

Kathrin Slamanig, Lebensgefährtin des Jungwinzers, ist bei den Alpakawanderungen federführend, die auch in Kombination mit anschließenden Weinverkostungen angeboten werden. Die Teilnehmer bekommen dabei die seltene Gelegenheit, den scheuen Tieren etwas näher zu kommen.

Alpakas: Kuscheln verboten

Alpakas halten normalerweise Distanz zum Menschen, Berührungen werden bestenfalls toleriert. Kuscheleinheiten sind also tabu. „Alpakas sind Herdentiere, aber Individualisten. Sie brauchen den Menschen nicht. Viele Leute haben diesen Zwang: ich muss jetzt streicheln und angreifen. Dabei hilft dir das Tier schon, wenn du es nur anschaust. Man muss nicht immer direkten Kontakt haben.“

Eine weitere Möglichkeit, den Alpakas nahe zu sein bekommt man im neuen Verkaufs- und Verkostungsraum: Die Fenster blicken direkt in den Stall. Wer wissen will, wie sich die Tiere anfühlen, kann zu einem der Produkte aus Alpakawolle greifen – Kuscheltiere sind auch dabei.

Wein und Wolle

Stichwort Wolle: Das jährliche Scheren stellt die größte Herausforderung bei der Alpakahaltung dar. Ansonsten sind die Tiere unkompliziert: Sie sind zufrieden, wenn sie genug Futter und eine weitläufige Wiese zur Verfügung haben, auf der sie sich in Ruhe frei bewegen können. „Alpakas sind superrobust, sie haben die beste Wolle der Welt. Kalt wird es ihnen erst ab minus 25 Grad“, erklärt Pinetz.

Im Frühjahr muss die Winterwolle aber runter, sonst droht im Sommer Überhitzung. Ein geübter Alpaka-Scherer braucht etwa zehn Minuten pro Tier. Man erhält dafür die wertvolle, kuschelweiche Alpakawolle. Socken, Schuheinlagen, Polsterüberzüge und Decken werden daraus gefertigt.

In den kommenden Jahren soll der Frauenkirchner Alpakahof noch weiter wachsen. Weil generell gilt: „schwangere Alpakadame, glückliche Alpakadame“, werden die drei Weibchen regelmäßig von einem Zuchthengst gedeckt. Ein Jahr lang sind Alpakas trächtig. Auch jetzt gerade ist wieder Nachwuchs unterwegs. So soll der Bestand am Alpakahof auf bis zu 50 Tiere steigen, wobei noch Platz für viele mehr wäre: „Auf dieser Fläche wäre es möglich 349 Alpakas zu halten“, rechnet der Winzer vor.

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