Abhöraktion im Schilfgürtel liefert Datenflut
Seit Herbst 2021 wird der Schilfgürtel des Neusiedler Sees abgehorcht. Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei hat die Forscher im dortigen Nationalpark mit moderner Technologie ausgerüstet, die der Erforschung der Vogel- und Amphibienpopulation im Seewinkel dienen soll. Damit gibt es nun erstmals eine „24-Stunden-Überwachung“ für die Tierwelt in der nordburgenländischen Schilflandschaft.
Das Monitoring ist eines von weltweit acht Naturschutz-Projekten, die Huawei mit seiner „Tech4All“-Initiative unterstützt. Die Kooperation mit dem Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel ist für zwei Jahre angesetzt. Und so funktioniert sie: Auf einer Fläche von zwölf Quadratkilometern sind Dutzende Geräte platziert worden, die die Geräusche der Schilfbewohner aufzeichnen. Zwei der Geräte, die sogenannten „Guardians“, versorgen sich über Solarpaneele selbst mit Strom und zeichnen rund um die Uhr auf. Ihre gesammelten Daten werden in Echtzeit über das Handynetz in einen Cloud-Speicher übertragen. Bis zu 70 Offline-Geräte liefern weitere Aufnahmen. Ihre Speicherkarten müssen regelmäßig gewechselt werden.
Den wissenschaftlichen Mitarbeitern im Nationalpark nehmen die Huawei-Geräte viel Arbeit ab. Bis zum Vorjahr liefen die Aufzeichnungen noch hauptsächlich „manuell“ ab, wie Arno Ciamadom, Leiter der Monitoring-Programme schildert: „Der Forscher ging mit einer großen Stehleiter in der Brutzeit am frühen Morgen ins Schilf, ist bei jedem Punkt fünf Minuten gestanden und hat notiert. An einem Vormittag hat er so zirka zehn Punkte geschafft.“
483 Tage Schilf-Sound
Die Abhörgeräte haben bereits 4.000 Gigabyte an Daten in 700.000 Dateien gesammelt. Würde sich eine Einzelperson das gesamte Tonmaterial am Stück, 24 Stunden am Tag, anhören, wäre sie nach 483 Tagen damit fertig. Diese riesige Datenmenge habe die Forscher selbst überrascht, wurde beim Presse-Termin im Illmitzer Schilfgürtel eingeräumt. Weshalb auch noch keine konkreten Ergebnisse der Abhöraktion präsentiert werden konnten.
In Phase zwei der Kooperation zwischen Huawei und Nationalpark soll den Forschern deshalb Künstliche Intelligenz (KI) dabei helfen, die Daten zu ordnen. Huawei-Sprecherin Catharina Rieder kündigte gegenüber dem KURIER an, dass die neue KI-Technologie im kommenden Herbst einsatzbereit sein werde.
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