8 von 10 bekommen HPV, viele wissen es nicht: Impfung schützt
Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) liegt bei 80 Prozent. Die Chancen sind also groß, dass man zumindest einmal im Leben mit dem Virus infiziert wird. Übertragen wird dieser durch Geschlechtsverkehr – und bereits bei den 14-Jährigen ist die Durchseuchung mit 20 Prozent relativ hoch.
„Bei den 20- bis 25-Jährigen liegt sie sogar bei 50 bis 60 Prozent“, sagt Michaela Klein, Gynäkologin und Präsident der Krebshilfe Burgenland. Die Infektionsdauer liegt bei ein bis drei Jahren.
➤ Mehr dazu: HPV-Impfung ist jetzt für alle bis zum 21. Geburtstag gratis
Bei etwa zehn Prozent der Infizierten verändert das Virus die Zelle, Krebsvorstufen können entstehen. Bis es dann zur oft tödlichen Diagnose kommt, können sogar 20 bis 25 Jahre vergehen, aggressivere Formen werden schon nach fünf Jahren bemerkt. „Auch wenn man das Virus schon einmal hatte, entwickelt man kaum Antiviren. Deshalb kann man das Virus immer wieder aufs Neue bekommen“, sagt Klein und ruft zur Impfung auf.
Impfen vor ersten Sex
Diese ist zwar grundsätzlich immer möglich, bietet aber Jüngeren einen besseren Schutz als Älteren. Im Alter von neun bis 21 Jahren sind die zwei notwendigen Dosen seit Februar dieses Jahres kostenlos. Wenn sich über 21-Jährige impfen lassen wollen, sind pro Injektion 215 Euro zu bezahlen.
➤ Mehr dazu: HPV-Impfung: Einzelne Dosis schützt ebenso wie mehrere Dosen
- HPV
Etwa 80 Prozent aller Frauen und Männer infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit genitalen HPV
- 400 Fälle
von Gebärmutterhalskrebs gibt es jährlich in Österreich, 130 bis 180 Per- sonen sterben jedes Jahr daran. Gebärmutterhalskrebs ist die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen weltweit
- Genitalwarzen
Mehr als ein Prozent der sexuell aktiven Personen leiden an Genitalwarzen. Insgesamt erkrankt jede zehnte Person mit HVP daran
Gerade in diesem erfolgversprechenden Alter zur Vorbeugung sind viele Jugendliche aber nur schwer greifbar. Unter den Mädchen sind etwa 30 bis 40 Prozent immunisiert, bei den Burschen sind es viel weniger, weiß Klein. „Da geht es tatsächlich um eine verlorene Altersgruppe in der Pubertät, die den Ärzten oft entgeht. Denn bei Neunjährigen ist die Sexualität noch sehr weit weg“, sagt die Ärztin.
Risikominimierung
Trotzdem sei es am besten, noch vor dem ersten Sexualkontakt vorzubeugen. Und der passiert oft früher, als den meisten Eltern lieb ist.
➤ Mehr dazu: HPV-Impfung: Wie wir eine Krebsart (fast) ausrotten können
Die HP-Viren sind für eine Vielzahl von verschiedenen Krebserkrankungen verantwortlichen, rund 200 Virenstämme sind bekannt. Durch die Impfung wird die Chance auf eine Krebserkrankung des Gebärmutterhalses um bis zu 90 Prozent reduziert, bei Analkrebs um 80 Prozent. Bei Feigwarzen liegt die Risikominimierung bei 99 Prozent, Krebserkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich sind ebenfalls um 50 Prozent unwahrscheinlicher. „Man geht davon aus, das jedes zweite Karzinom im HNO-Bereich HPV induziert ist“, sagt Klein.
Keine Tests für Männer
Frauen können sich ab dem Alter von 30 Jahren auf das HP-Virus testen lassen, für Männer gibt es diese Möglichkeit nicht. Sie sind aber nicht nur Überträger, sondern können ebenfalls an Krebs erkranken. „Die Impfung ist am sinnvollsten vor dem ersten Sexualkontakt – für Frauen wie Männer gleichermaßen“, sagt Klein und verweist auf Erkrankungen wie Analkrebs.
In Europa werden jährlich 33.500 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs mit etwa 15.000 Todesfällen registriert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sogar das Ziel ausgegeben, dass bis 2030 insgesamt 90 Prozent aller Mädchen gegen HPV geimpft sein sollen.
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