71 Tote: Berufungsverfahren am 6. Juni in Szeged

71 Tote: Berufungsverfahren am 6. Juni in Szeged
Nach dem qualvollen Tod von 71 Flüchtlingen fordert die Staatsanwaltschaft in Ungarn erneut lebenslang für Hauptangeklagte.

Der Tod der 71 in einem Kühl-Lkw erstickten Flüchtlinge ging um die Welt. Ab dem 6. Juni wird in zweiter Instanz am Tafelgericht in der südungarischen Stadt Szeged verhandelt. Verteidiger und Staatsanwaltschaft sind nach dem Ersturteil am Gericht in Kecskemet in Berufung gegangen - der KURIER hat berichtet.

Jetzt muss sich das höherinstanzliches Gericht in Szeged mit dem Fall beschäftigen.

Laut Staatsanwaltschaft sollen auch am Tafelgericht in Szeged - vergleichbar mit den Oberlandesgerichten in Österreich - lebenslange Haftstrafen ohne Möglichkeit auf vorzeitige Freilassung beantragt werden.

In erster Instanz war das Gericht im südungarischen Kecskemet nämlich bei seinen Urteilen mit Haftstrafen von jeweils 25 Jahren für die vier Hauptangeklagten unter dem von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß von lebenslang geblieben.

Bei den vier Hauptbeschuldigten - ein Afghane und drei Bulgaren - handelt es sich nach Erkenntnissen der Anklagebehörde um den Kopf der Schlepperbande, seinen Stellvertreter sowie den Fahrer des Kühl-Lkws, in dem die 71 Menschen im August 2015 erstickten, und den Lenker des Begleitautos.

 

14. Beschuldigter gefasst

Die übrigen Angeklagten wurden in erster Instanz zu Freiheitsstrafen von drei bis zwölf Jahren verurteilt. Inzwischen wurde der flüchtige 14. Angeklagte, ein Bulgare, von der französischen Polizei gefasst.

Bei der Tragödie in dem luftdicht verschlossenen Kühllaster sind die Flüchtlinge - unter ihnen vier Kinder - hilflos erstickt. Auf der Fahrt hatten die Menschen noch durch Schreien und Klopfen versucht, auf ihre Notsituation aufmerksam gemacht. Der Fahrer bemerkte es zwar, hielt aber nicht an.

Die Menschen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan starben am 26. August 2015 noch auf ungarischem Gebiet. Ihre Leichen wurden tags darauf in dem in einer Pannenbucht der Ostautobahn (A4) bei Parndorf im Burgenland abgestellten Lkw entdeckt. 70 der Leichen konnten identifiziert werden.

Nach Prozessbeginn am 6. Juni am Oberlandesgericht in Szeged sind weitere Verhandlungstage für den 7., 13. und 14. Juni angesetzt. Ein Urteil wird für den 20. Juni erwartet.

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