Baranski: Statt Martini lieber ein Bier

Die Schauspielerin, die die legendäre „Maryann“ in „Cybill“ spielte, spricht über Eishockey, Klimt und Wiener Suppentopf

Christine wer? Den Namen Baranski kennen wenige hier. Das Gesicht jedoch, dieses umwerfende Grinsen ... Das ist doch die aus "Mamma Mia" und dem "Grinch" und "Cybill". Christine Baranski wurde in Europa vor allem durch ihre Rolle als Maryann Thorpe aus der Serie "Cybill" (1995-1998) bekannt. Die Frau, die stets mit einem Martiniglas ausgestattet, auf der Suche nach Rache an ihrem Ex ist. "Doctor Dick" heißt er und er muss büßen! Jene Frau zu treffen, die die stylische, trinkfeste Maryann gespielt hat, birgt natürlich Klischeefallen. Werden wir zum Interview am Vormittag schon Martini trinken? Leider nein. Baranski trinkt Cappuccino, mit Zucker. Stylisch ist sie allerdings. Perfekt frisiert und dezent geschminkt, sie trägt eine schmale Hose und einen gestreiften Blazer. Die fantastische Figur, die ihr vor bald zwanzig Jahren erlaubte, im ultrakurzen Miniröckchen durch das "Cybill"-Set zu spazieren, hat sie auch heute, mit sechzig, immer noch. "Essen interessiert mich nicht besonders und außerdem hab ich gute Gene", sagt sie und man glaubt es ihr sogar.

Broadway

Klischeefalle Nummer zwei: Christine Baranski ist die typische Frau aus der zweiten Reihe. Die, die immer schon da war, es ist uns nur nicht aufgefallen. Auch das stimmt so nicht. Denn die polnischstämmige Schauspielerin ist seit 40 Jahren gut im Geschäft und feierte, lange bevor die Fernsehkarriere begann, am Broadway an der Seite von Stars wie Glenn Close und Jeremy Irons Erfolge. Schon in den 1980er-Jahren staubte sie ihren ersten "Tony" ab, den Oscar der Bühnenstars.

Und dann ist da Klischee Nummer drei: "Eigentlich ist sie ganz anders". Statt Martini gibt’s für die Baranski nur Kräutertee, bevor sie in ihrem Haus am Land um acht ins Bett geht.

Die Wahrheit ist: Baranski ist ein bisschen wie Mary­ann. Sie ist sehr lustig und sie hat ein umwerfendes Lächeln. Sie liebt Kultur, ist oft in New York und trinkt ab und zu Martini. Doch sie stalkt keine Männer, sie ist sie seit 28 Jahren mit dem selben Mann verheiratet (Schauspieler Matthew Cowles, mit ihm hat sie zwei erwachsene Töchter) und lebt im 3500 Einwohner-Ort Betlehem. Wo sie Eishockey im Fernsehen sieht, sie ist ein Fan der Buffalo Sabres. Statt Martini darf es dazu gerne Bier sein.

KURIER: Wissen Sie, wer das 10.000 Tor in der National Hockey League für die Buffalo Sabres geschossen hat?

Christine Baranski: Thomas Vanek.

Ja, ein Österreicher.

Das wusste ich nicht!

Er hat tschechische Wurzeln, wuchs in Österreich auf, ging später in die USA.

Ich komme gerade aus Tschechien, ich war in Prag. (Baranski ist auf einer längeren Reise durch Europa, fährt nach Wien weiter nach Krakau, wo sie sich auf die Spuren ihrer polnischen Verwandtschaft begeben wird. Sie reist dem Zug. Anm.). Wunderschön. Ich bin ja sehr Jugendstil begeistert. In Wien war ich schon im Leopoldmuseum, Klimt und Schiele, traumhaft. Und im Café Landman war ich zwei Mal, Suppentopf essen. Wien ist eine tolle Stadt, nicht in der Vergangenheit stecken geblieben.

Sie lieben auch die Oper?

Ja, und die Wiener Staatsoper ist natürlich Pflicht! Ich habe selbst eine klassische Gesangsausbildung.

Mezzosopran?

Ja, Sie auch?

Nein. Ich singe nicht. Sie haben die Gesangsausbildung neben den Dreharbeiten zu Cybill absolviert?

Ja. Da war ich schon über vierzig. An der Schauspielschule war das leider nicht möglich.

Reden wir über Maryann, die Rolle, die Sie in Europa bekannt gemacht hat. Sie zögerten ursprünglich, den Part anzunehmen?

Ja, Wahnsinn, nicht? Fast hätte ich abgelehnt. Ich kam vom Theater, spielte Shakespeare. Da galt Fernsehen als Rückschritt. Heute ist das anders, heute macht sogar Scorsese Fernsehen.

Damals verabscheuten Sie Fernsehen so sehr, dass Sie nicht einmal ein TV-Gerät daheim hatten.

Ja, ich musste meine Kinder beschützen vor dem ganzen Schrott, den man da zu sehen bekommt.

Nervt es, dauernd auf Maryann angesprochen zu werden?

Nein, überhaupt nicht. Diese Figur war ja nicht nur boshaft und schrill sondern auch sehr liebenswert. Sie hatte ein großes Herz, viel Seele und viel "Joie de vivre".

Wären Sie mit ihr befreundet?

Ja, durchaus.

Aber Martini trinken Sie nicht, wenn Sie auf dem Hometrainer sitzen. Das ist ja eine legendäre Szene.

Sie erinnern sich? Ich muss mir das mal wieder ansehen.

Diese Rolle ist also kein Fluch für Sie, der Sie festgelegt hat?

Aber nein, gar nicht, ich hab das ja nur ein paar Jahre und viele verschiedene Dinge in meiner Karriere gemacht. Ich hatte großes Glück.

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