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Flugzeugabsturz: Wer hilft den Helfern?

Die Bilder der Unfallstelle nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich sind für viele schockierend. Wrackteile liegen über ein großes, unzugängliches Gebiet verstreut, dazwischen zerrissene Kleidung und Leichenteile. Die beteiligten Helfer vor Ort erleben diese Bilder nicht nur aus den Medien, sondern sie arbeiten inmitten des Katastrophenortes – von der Spurensicherung bis zur Betreuung der Angehörigen.

Diese Arbeit ist auch für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen belastend. Im Unterschied zu Laien sind sie geschult, können auf Unterstützungsangebote der Organisationen zurückgreifen. Aber was empfinden sie bei ihrer Arbeit? „Große Einsätze lösen bei vielen ein Gefühl der Hilflosigkeit aus, weil sie mehr machen, noch besser helfen möchten. Je besser man geschult ist, desto besser kann man in der Situation mit diesem Stress umgehen“, sagt Psychologin Univ.-Prof. Barbara Juen, Leiterin der psychosozialen Dienste beim Roten Kreuz und seit zehn Jahren in der Krisenintervention tätig, unter anderem beim Unglück in Kaprun sowie nach dem Tsunami in Thailand.

Kollegenhilfe

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Um das Erlebte besser zu verarbeiten, hilft etwa, das Kollegengespräch zu suchen und sich auszutauschen. „Das kann ein normaler Kollege sein oder aber sogenannte Peers, das sind Kollegen mit zusätzlicher Ausbildung, die erste Anlaufstelle sind“, erklärt Juen. Alle internationalen Einsatzorganisationen haben solche Kollegen-Hilfssysteme. Sie sollen den Helfern helfen, potenziell traumatisierende Ereignisse besser verarbeiten zu können. Dazu zählen größere Katastrophen wie ein Flugzeugabsturz, Erdbeben, Massenunfälle aber auch kleinere Einsätze, etwa eine fehlgeschlagene Reanimation eines Kindes oder Erwachsenen, die Betreuung von Gewaltopfern oder Hinterbliebenen eines Suizidenten. Mittlerweile sei laut Juen die Nutzung des Peer-Angebots gestiegen, obwohl viele im Alltagsgeschehen noch zögern, sich an einen Peer zu wenden. Bei Großeinsätzen sei dies weniger ausgeprägt. „Man möchte nicht mit jedem über einen Einsatz sprechen. Umso wichtiger ist es, dass es verschiedene Angebote gibt, das Erlebte zu verarbeiten“, meint Juen.

Verantwortung abgeben

Die meisten Helfer haben laut Juen viel Erfahrung in kleineren Einsätzen, bei größeren müssen sie allerdings plötzlich Verantwortung abgeben. „Bei einem großen Einsatz ist man ein kleines Rädchen im ganzen System. Das muss man aushalten und gibt vielen ein Gefühl der Hilflosigkeit“, erzählt die Psychologin. Sie selbst arbeitet als Einsatzleiterin. Hier habe man zwar einen Überblick über die ganze Katastrophe, oft sieht man die Probleme aber nicht unmittelbar. Juen: „Beim Tsunami in Thailand habe ich beispielsweise viel organisiert, aber nicht direkt mit Betroffenen gearbeitet. Am Schluss des Einsatzes bin ich bei einem Gedenkflug mitgeflogen, um noch einmal ein konkreteres Bild zu haben.“

Ein Abschluss wie dieser sei wichtig, um einen Gesamteindruck vom Geschehenen zu bekommen. Dazu dient auch ein gemeinsamer Einsatzabschluss nach jedem Großeinsatz. „Für die Verarbeitung ist wichtig, seinen Puzzlestein im ganzen Helfersystem zu kennen und zu erfahren, dass man etwas bewirken konnte. Alles gemeinsam ergibt ein Bild, das hilft, den eigenen Beitrag zu sehen“, sagt Juen. Für die weitere Betreuung gibt es bei allen Hilfsorganisationen Angebote wie Einzelgespräche oder Kleingruppen mit Psychologen, aber auch Nachbesprechungen mit den Beteiligten. Einsatzkräfte sind häufiger als andere mit belastenden Ereignissen konfrontiert. Die Wahrscheinlichkeit für eine Posttraumatische Belastungsstörung oder ein Burnout ist daher höher als in anderen Berufen. Neben einer guten Ausbildung sind auch emotionale Stabilität, körperliche Fitness, gute Beziehungen zu anderen und familiäre Unterstützung wichtige Schutzfaktoren für Helfer. „Einen Einsatz einfach abzuhaken und so zu tun, als ob nichts war, ist keine gute Strategie. Nach einem langen Einsatz ist man erschöpft, das spürt man auch körperlich ganz deutlich, und muss sich eine Schonzeit gönnen“, sagt Juen.