Rätsel um Video aus Unglücksmaschine

Medien berichten von Aufnahmen der letzten Sekunden vor dem Absturz. Laut Gendarmerie gibt es kein Video.

Die französische Justiz hat die Herausgabe eines Videos gefordert, das die letzten Sekunden im Inneren der in den französischen Alpen abgestürzten Germanwings-Maschine zeigen soll. "Wenn eine Person ein solches Video besitzen sollte, muss sie es umgehend den Ermittlern übergeben", erklärte der zuständige Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, am Mittwoch. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liege den Ermittlern kein Video vor, das den Absturz des Airbus A320 zeige.

Die Bild-Zeitung und das französische Magazin Paris Match hatten zuvor berichtet, ein solches Video sei auf einem am Absturzort gefundenen Speichermedium entdeckt worden. Laut Bild sind die Aufnahmen stark verwackelt. Einzelne Menschen seien nicht zu identifizieren, es seien aber "Mein-Gott"-Rufe in mehreren Sprachen zu hören. Das Video wurde demnach im hinteren Teil des Germanwings-Fliegers aufgezeichnet. Gefunden wurde das Speichermedium laut Bild von jemandem aus dem "Kreis der Ermittler".

Aus welchen Speichermedien man noch Daten retten kann: Mehr dazu hier.

Der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin erklärte auf Anfrage der Deutschen-Presse-Agentur, er wisse nichts von einem solchen Fund. Es seien eine Reihe von Handys gefunden worden, die noch ausgewertet würden. Sie seien aufgrund des Aufpralls aber in einem sehr schlechten Zustand. "Ich weiß nicht, ob sie ausgewertet werden können." Er sei noch zwei Stunden zuvor vor Ort gewesen - da sei von einem solchen Video nicht die Rede gewesen, sagte Robin.

Dementi kommen auch von der Gendarmerie. Sie bezeichnete entsprechende Angaben von Paris Match und Bild als "vollkommen falsch".

Der Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings war am Dienstag vergangener Woche in den südlichen französischen Alpen zerschellt. Alle 150 Menschen an Bord starben. Der deutsche Copilot Andreas L. steht im Verdacht, die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht zu haben.

Spohr und Winkelmann in französischen Alpen am Unglücksort

Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann haben inzwischen den Unglücksort der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen besucht. Sie gedachten in Le Vernet an einer Gedenktafel der 150 Opfer. Anschließend sagten sie langfristige Hilfen zu: „Wir helfen nicht nur diese Woche. Wir möchten solange helfen, wie Hilfe benötigt wird“, so Winkelmann. „Nichts wird mehr sein wie vorher“, sagte Spohr.

Fliegerschule wusste von Depressionen

Rätsel um Video aus Unglücksmaschine
epa04688126 A photo made available on 31 March 2015 shows the flags of airlines Lufthansa and Germanwings flying at half mast at the Lufthansa Pilot School "Lufthansa Flight Training" (LFT) in Bremen, Germany, 31 March 2015. According to a press release by Lufthansa, Andreas Lubitz, the co-pilot who is alleged to have deliberately crashed the Germanwings flight 4U9525 into the French Alps on 24 March 2015, 'interrupted his pilot training at the Flight Training Pilot School for several months. Thereafter the co-pilot received the medical certificate confirming his fitness to fly'. Lufthansa have submitted email correspondences to German investigators in which Lubitz informed the Flight Training Pilot School in 2009, in the medical documents he submitted in connection with resuming his flight training, about a 'previous episode of severe depression'. EPA/INGO WAGNER
Die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa soll während der Ausbildung des Co-Piloten der Germanwings-Unglücksmaschine von einer vorausgegangenen Depression gewusst haben. Das teilte die Lufthansa nun mit. In einer E-Mail habe der damalige Flugschüler 2009 im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme seiner Ausbildung die Verkehrsfliegerschule über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert, hieß in der Mitteilung des Unternehmens am Dienstagabend.

Zum Gesundheitszustand des Unglückspiloten war bereits bekannt gewesen, dass er in seiner Ausbildung in der Verkehrsfliegerschule eine Unterbrechung von mehreren Monaten gehabt hatte. "Im Anschluss wurde dem Co-Piloten die erforderliche ärztliche Flugtauglichkeit bestätigt", betonte die Lufthansa in ihrer Mitteilung. Während seines Einsatzes am 24. März habe der Copilot ein "voll gültiges Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1" gehabt.

Inzwischen ist eine Debatte über die ärztliche Schweigepflicht entbrannt, mehr dazu hier.

Bergung abgeschlossen

Am Absturzort in den französischen Alpen haben die Ermittler indes die Bergung der Toten beendet. Es gebe keine Leichen mehr am Absturzort, erklärte die Gendarmerie am Dienstagabend in Seyne-les-Alpes. Am Mittwoch würden Einsatzkräfte zu dem Ort aufsteigen, um die persönlichen Gegenstände einzusammeln.

In der besonders betroffenen westfälischen Stadt Haltern ist am Mittwoch ein öffentlicher ökumenischer Gottesdienst in der St.-Sixtus-Kirche geplant. Unter den Opfern der Tragödie sind 16 Schüler und 2 Lehrerinnen des Halterner Gymnasiums.

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