„Zuhören und Klarheit schaffen“

Ulrike Kirschner Krisenintervention Rotes Kreuz
Ulrike Kirschner unterstützte Hochwasseropfer bei der Verarbeitung der Katastrophe.

Was tun, wenn die Flut das Haus verwüstet, Hab und Gut vernichtet, die eigene Existenz bedroht, einem das Wasser nicht nur sprichwörtlich bis zum Hals steht? „Viele Betroffene wissen im ersten Moment nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Ulrike Kirschner. Die 52-Jährige koordinierte während der Hochwasserkatastrophe den Einsatz des Kriseninterventionsteams im Bezirk Urfahr-Umgebung.

„Zuhören und Klarheit schaffen“
epa03730251 View of floodwaters in Walding, Upper Austria, on 04 June 2013. After heavy rains, areas along the Danube river in eastern Austria are flooded as the high water levels move downstream. EPA/RUBRA
In den vom Hochwasser besonders schlimm getroffenen Gemeinden Walding, Goldwörth und Ottensheim ging die Ehrenamtliche mit ihren 30 Kollegen vom Roten Kreuz von Haus zu Haus. „Die Leute waren froh, dass jemand da ist, mit dem sie reden können, der ihnen zuhört. Ein Gespräch ist oft der erste Schritt, die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten“, meint Kirschner, die für die Hochwasseropfer wenn nötig auch professionelle ärztliche Hilfe oder Notunterkünfte organisierte. „Eine Frau war mit ihren zwei Kindern in einem überschwemmten Haus ganz allein, weil ihr Ehemann gerade im Spital gelegen ist. Sie hat für zwei Monate eine Ersatzwohnung bekommen.“

Auch als sich das Hochwasser langsam wieder zurückzog, war der Einsatz für Kirschner und ihr Team noch lange nicht vorbei: „Wir haben nach einer Woche noch einmal eine Runde gedreht und sind zu Betroffenen. Die meisten haben nach dem ersten Schock rund um die Uhr gearbeitet“, erinnert sich die Gramastettnerin.

Dass Waldings Bürgermeister Josef Eidenberger von vier Hochwasseropfern berichtet, die in der Landesnervenklinik behandelt werden mussten, wundert sie nicht: „Viele sind über ihre Grenzen gegangen. Nicht nur die Hochwasseropfer, wir haben auch die Feuerwehrleute und die freiwilligen Helfer betreut, die am Ende ihrer Kräfte waren.“

Nach elf Tagen Dauereinsatz, für den sie auch eine Woche Urlaub opferte, zieht die Ordinationsassistentin und zweifache Mutter eine positive Bilanz: „Es war sehr anstrengend, aber auch eine schöne Erfahrung. Von den Leuten bekommt man irrsinnig viel zurück.“ Nicht das Helfen stehe bei der Krisenintervention im Vordergrund, sondern ums Vermitteln: „Man kann zuhören und Klarheit in einer Extremsituation schaffen.“

Wer wie Ulrike Kirschner ehrenamtlich bei der Krisenintervention mitarbeiten möchte, wendet sich am besten an seine Rot-Kreuz-Bezirksstelle. Nach einem Eignungstest ist eine einjährige Ausbildung zu absolvieren.

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