Politik/Inland

Coronavirus: Justizministerin Zadic kündigt Job-Offensive bei Justizbeamten an

Zadic will ein besonderes Augenmerk auf "die Reintegration von ehemaligen Insassen" legen und streicht dabei eingangs in ihrem Statement die Bedeutung der derzeit 3.300 Justizwachebeamten (70 davon Offiziere) hervor.

Sie seien die Verbinder zwischen der "Welt im Gefängnis und außerhalb". Die Corona-Krise habe alle vor große Herausforderungen gestellt.Insbesondere auch, da die Personalstellen im Justizwachebereich nicht nachbesetzt wurden.

Ab Mai sollen Gefängnisbesuche wieder erlaubt sein. Demnach wird es bei der Besuchsmöglichkeit von Angehörigen eine "stufenweise Lockerung" geben, meinte Zadic am Montag in einer Pressekonferenz. Eine entsprechende Verordnung befinde sich bereits in Ausarbeitung, Besuche werden "voraussichtlich mit 11. Mai" wieder möglich sein", versprach Zadic.

Sie räumte ein, die Therapie- und Betreuungsmöglichkeiten hätten sich speziell im Maßnahmenvollzug in den vergangenen Wochen schwierig gestaltet. Friedrich Alexander Koenig, Leiter der Generaldirektion für den Strafvollzug und freiheitsentziehende Maßnahmen, betonte allerdings in diesem Zusammenhang, man sei bemüht gewesen, die entsprechende Versorgung der Insassen "bestmöglich aufrecht zu erhalten".

Telefonische Therapie

Therapeutische Sitzungen hätten teilweise telefonisch stattgefunden, mancherorts sei eine Betreuung "im Gruppensystem" erfolgt. Ein Betrieb wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie sei natürlich nicht eins zu eins möglich gewesen, "aber wir werden die Therapien im Zuge der Lockerungen weiter intensivieren", garantierte Koenig.

Zadic will in den Justizvollzugsanstalten zukünftig eigene Abteilungen für den Entlassungsvollzug schaffen, um die Resozialisierungschancen zu erhöhen. Es soll auch Rechtsbüros geben, die sich gezielt um Fragestellungen und Schwierigkeiten im Gefängnisalltag kümmern.

Vor allem aber will Zadic mit einer Joboffensive die Justizwache um 300 Mitarbeiter aufstocken, wobei sie dezidiert um weibliche Bewerber warb. Es handle sich um einen "sicheren, krisenfesten und verantwortungsvollen Job", meinte die Ministerin: "Ab sofort können wir 176 Beamte ausbilden und besetzen. 110 im Exekutivdienst, 66 Sachbearbeiter und Kanzleikräfte."

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110 Stellen im Exekutivdienst

Da ein Strafvollzug nur dann erfolgreich sein könne, "wenn neben der Sicherung die Reintegration gelingt", so Alma Zadic, wird es eine Job-Offensive im Strafvollzug geben.

Ab sofort sollen 176 Bewerberinnen und Bewerber im Strafvollzug ausgebildet und besetzt werden können. 110 Stellen seien im Exekutivdienst vorgesehen. Mittelfristig sollen es weit mehr werden. Interessierte können sich unter justiz.gv.at/joboffensive österreichweit bewerben.

Ähnlich engagiert hatte bereits Zadics Amtsvorgänger Josef Moser (ÖVP) um neues Personal geworben - offenbar mit überschaubarem Erfolg. Die nunmehrige Justizministerin hofft, dass verbesserte interne Aufstiegsmöglichkeiten zusätzliche Interessenten anlocken.

So wird es künftig möglich sein, dass auch Bewerber aus der Justizwache zur Leitung einer Justizanstalt bestellt werden. Bisher war das Juristen vorbehalten. Für das Personal sind um 2,5 Millionen Euro mehr als im Vorjahr budgetiert.

Dass auch höhere Exektutivbeamte für Führungsjobs infrage kommen, regte Generaldirektor Koenig kürzlich auch im KURIER-Gespräch an. Das war ein Thema, weil sich für die Leitung der Justizanstalt Josefstadt, deren aktuelle Leiterin im Mai in Pension geht, kaum Bewerber fanden (siehe unten).

Der Bedarf an Justizwachebeamten sei in allen 28 Anstalten gegeben. Für die Offensive gebe es 2,5 Millionen mehr Budget im Vergleich zum Vorjahr, so die Justizministerin am Montag.

Generaldirektor Koenig spricht - wie bereits Zadic zuvor - insbesondere Frauen an, sich zu bewerben. Die Ausbildung umfasse Themenschwerpunkte wie Krisenmanagement, Psychologie und Handeln in multiprofessionellen Teams. Koenig betonte zudem, dass die Jobs krisenfest seien. Zuletzt lag der Frauenanteil bei unter 20 Prozent.

Mietstundungen bis Ende Juni

Auf Nachfrage sagt Zadic, dass Miet- und Kreditstundungen auf drei Monate (April, Mai, Juni) befristet sind. Das heißt, Mieten können bei Bedarf vorerst bis Ende Juni gestundet werden.

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