Laut UNO mehr als 600.000 Menschen aus der Ukraine geflüchtet
Wegen des Kriegs in der Ukraine sind nach Angaben der UNO bisher mehr als 600.000 Menschen ins Ausland geflüchtet. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR gab die Zahl der Geflüchteten am Dienstag mit mehr als 660.000 an. Die Zahl der Flüchtlinge steige "exponentiell" an, sagte eine Sprecherin des UNHCR in Genf. Die meisten Menschen flüchten Richtung Westen in Nachbarländer wie Polen, Ungarn oder die Slowakei. Die UNO stellt sich auf insgesamt bis zu vier Millionen Flüchtlinge ein.
Die UNO will ihre humanitäre Hilfe in der Ukraine daher weiter aufstocken, braucht dafür aber deutlich mehr Sicherheitsgarantien und Geld. "Die Vereinten Nationen haben ihre humanitäre Präsenz in der Ukraine ausgebaut. Wir wollen das fortführen", sagte UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths am Montag per Video dem UNO-Sicherheitsrat in New York. Zuvor hatte UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi gesagt, dass sich die UNO auf bis zu vier Millionen Flüchtlinge einstelle.
Grandi sagte, dass schon 520.000 Menschen aus der Ukraine in umliegende Länder geflüchtet seien, darunter Polen, Ungarn, Rumänien, die Slowakei und Russland. So einen raschen Anstieg der Flüchtlingszahl habe er selten gesehen, sagte der UNO-Kommissar. Am Dienstag stieg die Zahl bereits auf mehr als 660.000 Menschen.
Polen als Ziel
Allein in Polen kamen nach Angaben des Grenzschutzes seit Beginn des Ukraine-Kriegs mehr als 377.400 Flüchtlinge aus dem Nachbarland an. Allein am Montag hätten 100.000 Menschen die Grenze überquert, teilten die polnischen Grenzschützer am Dienstag per Twitter mit. Die Warteschlangen vor der Abfertigung auf der ukrainischen Seite der Grenze hätten sich verkürzt, da sich Polens Regierung und Präsident Andrzej Duda beim ukrainischen Grenzschutz für eine Vereinfachung der Prozedur eingesetzt hätten, sagte ein Regierungssprecher in Warschau. Frauen und Kinder würden jetzt praktisch ohne Kontrolle durchgelassen.
Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR werde in der Ukraine bleiben, um die Menschen dort mit dem Nötigsten zu versorgen. Die Aktivitäten sollen noch ausgebaut werden, auch wenn einige Mitarbeiter wegen der Kämpfe hätten verlegt werden müssen. "Wir wissen aber, dass wir noch nicht einmal an der Oberfläche kratzen, wenn es darum geht, was die Menschen in der Ukraine brauchen." Grandi forderte die internationale Gemeinschaft auf, rasch zu handeln. "Wenn wir das nicht schaffen, könnte es für uns alle zu spät sein."
Helfer eingeschränkt
Griffiths beklagte, dass die Bewegungsfreiheit der Helfer in der Ukraine wegen anhaltender Kämpfe und fehlender Sicherheitsgarantien "ernsthaft eingeschränkt" gewesen sei. "Erst heute Abend hatte ich das Glück, die Anfänge einiger Garantien in dieser Hinsicht zu erhalten. Wir hoffen, dass das Realität wird." Insgesamt seien derzeit 119 humanitäre Organisationen in der Ukraine tätig.
Für die humanitäre Hilfe - sowohl innerhalb der Ukraine als auch für die Flüchtlinge außerhalb - sei auch mehr Geld notwendig. UNO-Generalsekretär António Guterres werde sich deswegen am Dienstag an die internationale Gemeinschaft wenden.