Wie Sexisten WM-Moderatorin Neumann im Netz beleidigen
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland läuft derzeit nicht alles wie gewohnt: So überraschte etwa das japanische Team mit einem Sieg gegen Kolumbien. Die deutsche Mannschaft unterlag wiederum Mexiko unerwartet mit 0:1. Überrascht sind einige ZDF-Zuschauer offenbar auch von der weiblichen Stimme von Moderatorin Claudia Neumann, die sie derzeit durch das ein oder andere Spiel begleitet.
Wobei das Wort "überrascht" an dieser Stelle wohl nicht sonderlich passend ist. Immerhin setzt man aus reiner Überraschung wohl keine untergriffigen Kommentare gegen die genannte Kommentatorin auf Social Media ab. Genau das ist aber passiert.
"Das ist unterste Schublade"
Drei Spiele hat Claudia Neumann bei der diesjährigen WM bisher für den ZDF kommentiert. In den sozialen Medien mehrten sich daraufhin gehässige, spöttische und frauenfeindliche Kommentare, die gegen die 54-jährige Sportjournalistin gerichtet waren. Nach dem Spiel Japan gegen Kolumbien, das Neumann ebenfalls kommentierte, platze dem ZDF-Sportchef schließlich am Dienstag der Kragen: "Wir akzeptieren natürlich Kritik, auch bei den Kommentatoren – was aber bei Claudia Neumann passiert, sprengt alle Grenzen", sagte Thomas Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Dienstag. Und weiter: "Hier wird offensichtlich etwas Grundsätzliches berührt: Eine Frau kommentiert ein Spiel der Männer-WM. Manche drehen da im Netz völlig durch, das ist unterste Schublade."
Fuhrmann stellte sich demonstrativ hinter seine Mitarbeiterin und stellte klar: "Hass, Häme und Beleidigungen akzeptieren wir nicht." Die Kollegin verfüge über ein hohes Fachwissen und mache "einen guten Job bei der Fußball-WM." Dass auch Claudia Neumann hin und wieder Fehler bei der Moderation unterlaufen würden - beim Spiel Japan gegen Kolumbien verwechselte sie mehrmals einen japanischen Spieler - gehöre dazu und käme auch bei männlichen Kollegen immer wieder vor.
Kritik, die keine ist
Dass die Kritik, die - meist männliche - Fans gegen Neumann richten, keine ist, betonen auch die Journalisten Friedhard Teuffel und Joachim Huber in einem Kommentar für den Tagesspiegel. Sie merken auch an, dass konstruktives Feedback im Sinne einer Weiterentwicklung durchaus angebracht sei und legen Internet-Trollen ein Gedankenexperiment ans Herz: "Wenn Frauen in Männerdomänen arbeiten wollen, müssen sie häufig beweisen, dass sie noch besser sind. Das könnten jetzt auch die Gegner von Claudia Neumann nachempfinden. Sie müssen ihre Kritik besonders gut formulieren, um glaubhaft zu machen, dass es ihnen nicht um Claudia Neumann als Frau geht, sondern um Claudia Neumann als Kommentatorin."
Nix Neues
Neu ist die aktuelle Situation für Neumann, die sich bisher noch nicht zu den Beleidigungen geäußert hat, nicht. Bereits während der Europameisterschaft in Frankreich vor zwei Jahren musste sie sexistische und abwertende Kommentare einstecken, als sie erste Frau im deutschen Fernsehen Partien einer Männer-EM kommentierte. Damals zeigte sie sich im Interview mit der dpa gelassen: "Sonst kriegen meine männlichen Kollegen das alles ab. Ich habe sie dieses Mal ein bisschen entlastet.” Neumann sagte außerdem: "Wenn jemand per se die Frauenstimme bei Fußball-Kommentaren ablehnt, ist eine neutrale Beurteilung kaum möglich. Ich sehe das nicht als Kritik, ich sehe das nur als Beschimpfungen."
Der ZDF bietet Hass-Postern jedenfalls keine Plattform und löscht herablassende Kommentare in sozialen Netzwerken, berichtet der Spiegel. Unter eine Posting kündigte man an: "Wir lesen Eure Kommentare hier alle, wir nehmen sachliche Kritik ernst und geben sie der Redaktion weiter. Wir haben hier allerdings eine Netiquette und wer in seinem Post mit Schimpfwörtern um sich wirft, muss damit rechnen, dass wir seinen Kommentar löschen. Eine Meinung kann man auch sachlich ausdrücken."