Der Wert des Stillens: Frau teilt augenöffnenden Tweet
Die Nährstoffe in der Muttermilch sind für Babys ideal. Und nicht nur für die Kleinen ist die in den Drüsen der Brust gebildete Milch gesund, auch die Mütter profitieren. So konnten Wissenschafter etwa nachweisen, dass Stillen das Risiko von Brust- und Eierstockkrebs bei der Mutter verringert. Nicht zuletzt kann Stillen auch den Bindungsaufbau zwischen Mutter und Säugling unterstützen.
Dass Muttermilch auch kostenlos ist, wird Müttern beziehungsweise Eltern oft erst bewusst, wenn Muttermilchersatz zugekauft werden muss. Etwa, weil bei der Frau die Milch nach der Geburt nicht einschießt, das Stillen einfach nicht klappt oder sie nicht stillen möchte.
Aber ist Muttermilch wirklich gratis? Diese Frage, über die sich der Großteil der Gesellschaft wohl noch nie so recht Gedanken gemacht hat, hat eine US-Amerikanerin kürzlich mit einem Tweet beantwortet – und damit einen Nerv getroffen.
4866 Stunden stillen
Die US-amerikanische Geschichtsprofessorin Kera Lovell postete am 11. Jänner: "Jemand hat mir gerade erzählt, dass sie ungefähr 4866 Stunden ihres Lebens mit Stillen verbracht hat und dass Muttermilch nur dann gratis ist, wenn wir die Zeit von Frauen, ihre Körper und Pflegedienste als wertlos ansehen."
Der Wert des Stillens
Rechnet man diese durchschnittliche Anzahl an Stunden zusammen und mit einem entsprechenden Stundenlohn hoch, kommt tatsächlich einiges zusammen. Im Kern der Debatte, die Lovell mit ihren Worten angestoßen hat, geht es jedoch nicht vorrangig um eine Forderung nach Bezahlung fürs Stillen. Jedoch wird Müttern, die sich um ihre Babys kümmern und Pflegeaufgaben in der Familie erfüllen, oft nicht annährend genügend Anerkennung oder Wertschätzung zuteil.
Mit ihrem Posting stieß Lovell bei anderen Mamas auf große Resonanz. Auf dem Kurznachrichtendienst wurde der Beitrag bisher bereits fast 14.000 Mal gelikt und knapp 3.000 Mal geteilt.
In den Kommentaren zum Tweet berichten Mütter von ihren eigenen Erfahrungen und den unzähligen Stunden, die sie täglich mit Stillen verbracht und sich am Ende des Tages dennoch oft nutzlos gefühlt hätten.
"Eine Runde Stillen dauerte eine Stunde und 10 bis 12 Mahlzeiten am Tag bedeuten, dass das mehr als ein Vollzeitjob war", erinnert sich etwa Cecily Buell in einem Antwort-Tweet. "Ich fühlte mich schuldig, den ganzen Tag nichts geschafft zu haben, aber dann fiel mir ein, dass mein Job ja war, ein Baby zu füttern."
"Ich habe drei Kinder, von denen jedes jeweils etwas mehr als zwei Jahre nach seinem Geschwisterchen geboren wurde. Ich habe acht Jahre lang ununterbrochen gestillt. Das kann ich gar nicht ausrechnen", schrieb eine andere Userin.
Eine Mutter namens Katherine Mobbs überschlug die Zeit, die sie gestillt hat, ebenfalls grob: "Ich habe etwa 690 Stunden mit Stillen verbracht, und darin ist die Zeit, die ich fürs Abpumpen investiert habe, nicht eingerechnet." Fügte aber hinzu: "Es ist eine Menge, aber eine Herzensausgabe."
Andere Frauen nennen Norwegen als Beispiel dafür, wie eine wertschätzende Haltung gegenüber stillenden Frauen aussehen kann.
In dem skandinavischen Land haben Staat und das öffentliche Gesundheitswesen gemeinsam mit den Arbeitgebern Bedingungen geschaffen, die es den Norwegerinnen erlauben, ihre Kinder über sechs Monate lang voll zu stillen. Das norwegische Arbeitsschutzgesetz erlaubt berufstätigen Müttern sogar, ihr Kind bis zu einem Alter von einem Jahr eine Stunde pro Tag zu stillen. Auch in Österreich müssen Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen Stillzeit ermöglichen: Arbeitet eine stillende Mutter mehr als viereinhalb Stunden pro Tag steht ihr eine Stillzeit von 45 Minuten zu. Arbeitet sie acht oder mehr Stunden pro Tag kann sie auf Verlangen zweimal je 45 Minuten stillen oder einmal 90 Minuten, sollte keine Stillmöglichkeit in der Nähe der Arbeitsstätte vorhanden sein.