Wie Stillen den Taillenumfang der Mutter beeinflusst
Wenn eine Frau ihr Baby länger als sechs Monate stillt, könnte dies ihren Taillenumfang verringern – und zwar langfristig. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie, die kürzlich im Journal of Women’s Health veröffentlicht wurde.
Langzeitbeobachtung
Forscher der University of Pittsburgh hatten für die Erhebung in zwei Teilstudien Daten von in Summe 678 Teilnehmerinnen analysiert. Die Daten der Frauen wurden ab dem Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes und über einen Zeitraum von insgesamt elf Jahren erhoben.
Frauen, die weniger als sechs Monate stillten, hatten einen um fast vier Zentimeter größeren Taillenumfang – im Vergleich zu Frauen, die später abgestillt hatten.
Um einen Zusammenhang eindeutig ermitteln zu können, versuchten die Forscher beeinflussende Faktoren auszuschließen. Auch nachdem Alter, Body-Mass-Index ( BMI) vor der Geburt, Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, Blutdruck, Rauchen, Ernährung, Bildung, Herkunft und andere gesundheitliche Parameter berücksichtigt wurden, blieb der Zusammenhang bestehen.
Die Richtung der Kausalität, also ob das Stillen den Taillenumfang beeinflusst – oder umgekehrt, konnte im Zuge der Studie nicht erhoben werden.
Studienleiterin Janet M. Catov bewertet die neuen Erkenntnisse dennoch positiv: "Hier gibt es drei Gewinner", erklärt die Professorin für Geburtshilfe und Gynäkologie an der University of Pittsburgh der New York Times. "Es gibt kurzfristige Vorteile für die Mutter – das Gewicht nach der Schwangerschaft ist etwas, was Frauen interessiert. Und es gibt langfristige Vorteile für die Gesundheit der Mutter. Und der dritte Gewinn ist, dass es (Stillen, Anm.) wirklich gut für das Baby ist."
Tatsachen - und Probleme
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt grundsätzlich (wenn möglich) bis zu sechs Monate nach der Geburt des Kindes ausschließlich zu stillen. Das Teilstillen in Kombination mit Beikost könne bis zu zwei Jahren oder darüber hinaus durchgeführt werden.
Die Nährstoffe der Muttermilch sind für Babys ideal. Muttermilch wirkt zudem antibakteriell. Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit belegt, dass Muttermilch Antikörper enthält, die das Kind vor Infektionen und Krankheiten bewahren. Nachgewiesen werden konnte auch, dass Muttermilch Lungenentzündungen und Meningitis (Gehirnhautentzündung) bei Säuglingen vorbeugt. Nicht nur für die Kleinen ist Muttermilch gesund, auch die Mütter profitieren. So konnten Wissenschaftler auch nachweisen, dass Stillen das Risiko von Brust- und Eierstockkrebs bei der Mutter verringert.
Der Taillenumfang wurde in der Vergangenheit wiederum mehrfach mit gesundheitlichen Vorteilen – beziehungsweise Risiken – in Zusammenhang gebracht. 2010 ergab eine großangelegte Studie aus den USA, dass ein großer Taillenumfang das Sterblichkeitsrisiko auch bei Menschen mit Normalgewicht erhöht. Der Zusammenhang zwischen einem großen Bauchumfang und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko war vor allem bei Frauen mit einem BMI im Normalbereich am größten.
Problematisch ist Catovs Interpretation der Ergebnisse vor dem Hintergrund, dass Mütter, bei denen die Muttermilch nach der Geburt nicht einschießt, oft von Sorgen geplagt werden. Denn die verbreitete Expertenmeinung, dass Muttermilch das Beste für den Nachwuchs ist und Säuglinge nur durch Stillen optimal versorgt werden können, setzt sie unter Druck. Nicht selten münden die gegen sich selbst gerichteten Vorwürfe, das Gefühl der Unzulänglichkeit, Versagensängste und Verzweiflung in eine Wochenbettdepression.
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