ORF-Moderatorenlegende Sepp Forcher gestorben
Er hat den Zuschauern die Natur und Volkskultur des Landes näher gebracht: Sein „Klingendes Österreich“ hat ORF-Moderatorenlegende Sepp Forcher über Jahrzehnte hinweg, von 1986 bis 2020, zum verlässlichen Begleiter in den heimischen TV-Wohnzimmern gemacht. Immer gleich begann er die Sendung: Forcher zog den Hut und sagte "Grüß Gott in Österreich". Vor eineinhalb Jahren endete eine Ära, als das Erfolgsformat mit der 200. Folge auslief. Nun ist Giuseppe "Sepp" Forcher gestorben. Der ehemalige TV- und Radiomoderator starb im Alter von 91 Jahren.
Vom Hüttenwirt zum TV-Star
Die Fernsehkarriere des gebürtigen Römers war eine höchst unwahrscheinliche - quasi vom Hüttenwirt zum TV-Star. Sepp Forcher, der am 17. Dezember 1930 als Giuseppe Forcher in der italienischen Hauptstadt zur Welt kam und in Sexten (Südtirol) aufgewachsen ist, hat schon in seiner Kindheit die Eltern bei der Arbeit in den Bergen unterstützt. Seit 1940 lebte die Familie in Salzburg, wo man im Tennengebirge eine Hütte bewirtschaftete. Forcher selbst ging mit knapp 20 Jahren nach Kaprun, wo er zunächst bei den Tauernkraftwerken beschäftigt war.
Den Bergen blieb er auch in der Folge verbunden, als er u. a. als Bergsteiger und Mineraliensucher tätig war. Der familiären Leidenschaft folgend, übernahm Forcher schließlich mit Mitte 20 die Pacht einer Schutzhütte in Großarl. Zu dieser Zeit heiratete er auch seine Frau Helene, die ihn stets tatkräftig unterstützte und auch in der späteren Karriere ihres Mannes eine wichtige Begleiterin wurde. Zuvor folgten aber weitere Hütten am Untersberg und am Dachstein, denen sich Forcher widmete, bevor er Anfang der 1970er-Jahre den Platzlkeller in Salzburg übernahm.
Zuerst im Radio
Wenige Jahre später begann schließlich seine Arbeit für den ORF mit Radiosendungen wie „Ins Land einischaun“ oder „Mit'm Sepp ins Wochenende“. Der große Durchbruch folgte schließlich mit dem Format „Klingendes Österreich“, das 1986 erstmals auf Sendung ging. Mehr als 30 Jahre und genau 200 Sendungen später war die prägnante Titelmelodie ebenso fixer Bestandteil der heimischen TV-Landschaft wie die jede Folge prägende Abwechslung von musikalischen Darbietungen lokaler Gruppen und den prächtigen Naturaufnahmen des Landes.
Den Abschluss für Forcher bildeten im Jahr 2019 die Aufnahmen am Wiener Cobenzl. Für „Die große Liebe - Mein klingendes Österreich“ war der Moderator aber in allen Bundesländern sowie seiner Südtiroler Heimat unterwegs, um nochmals die schönsten Bilder und Töne einzufangen. „Ich brauche mir von niemanden sagen lassen, 'Sepp lass bleiben, es ist genug'. Der Sepp sagt sich das selber. Und zwar nicht im Sinne eines Bedauerns, sondern voller Freude, dass es mir eben gelungen ist, 200 Mal das zusammenzubringen“, sagte er anlässlich der Ausstrahlung der letzten Folge im Frühjahr 2020.
Insgesamt waren bei „Klingendes Österreich“ rund 2.000 Volkslied- und Volksmusikgruppen zu erleben, die Forcher bei seinen Wanderungen durch Österreich, Bayern und Südtirol vor entsprechender Kulisse zum musikalischen Austausch traf. Für seine langjährige Moderationstätigkeit wurde er auch mehrfach ausgezeichnet: 1999 erhielt er den Rene-Marcic-Preis, der vom Land Salzburg für publizistische Leistungen vergeben wird. 1993 gewann er eine Goldene Romy. Und über die Jahre hinweg sind auch mehrere Bücher von Forcher erschienen, zuletzt „Das Salz in der Suppe - Vom großen Wert der kleinen Dinge“ (2018).
Das Aufhören sei ihm nicht leicht gefallen, erzählte er vor der 200. Sendung im APA-Interview. „Ich wollte den Schlussstrich schon viel früher ziehen. Aber 200. Sendung, 90. Lebensjahr - das passt genau zusammen.“ Dass es seine Sendung in dieser Form nicht mehr geben sollte, störte Forcher nicht. „Aber jedes neue Format, das den Patriotismus, also die Freude an Österreich, aufrecht hält, ist es wert gebracht zu werden.“
Van der Bellen: "Er hat von den Menschen erzählt"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Verstorbenen, der „den Fernsehzuschauern unprätentiös die verschiedensten Facetten Österreichs und Südtirols näher gebracht“ habe. „Er hat von den Menschen erzählt, die Schönheiten der Landschaften beschrieben und kulturelle Feinheiten präsentiert - und natürlich vor allem die Volksmusik.“ Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich ebenfalls betroffen: Forcher habe mit „Klingendes Österreich“ „wie kein anderer die echte österreichische Volkskultur über Jahrzehnte in die Wohnzimmer und damit in die Herzen der Menschen gebracht“. Mit Leidenschaft und Authentizität habe er über Tradition, Brauchtum und Kultur berichtet. „Ich habe ihn außerordentlich geschätzt und es gab zahlreiche Begegnungen mit ihm und seiner Frau Helli. Der Sepp war eine Seele von Mensch, der nie den Boden unter den Füßen verloren hat und Zeit seines Lebens bescheiden blieb“, so Schützenhöfer.
Der ORF ändert in memoriam Sepp Forcher sein Programm: Die Hauptabende werden am Dienstag (ORF 2) und Mittwoch (ORF III) ganz im Zeichen Forchers stehen, Details stehen noch aus. Bereits heute, Sonntag, zeigt ORF 2 um 16.50 Uhr die „Feierabend“-Doku „Sepp Forcher und sein Glaube“. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz würdigte Forcher in einer Aussendung als „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der ORF-Geschichte“ und einen „großartigen Menschen“. Forcher sei „der Inbegriff von Tradition, Volkskultur, Authentizität und Unverfälschtheit“ gewesen„. Sein Tod hinterlasse eine große Lücke - “der ORF wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren„.