Von Laptops für alle über Zuschuss bis lieber (fast) nur analog
Von Heinz Wagner
Das Bildungsministerium kündigte knapp vor Ostern bekanntlich an, (mindestens) 12.000 Laptops bzw. Tablets samt Datenpaketen Jugendlichen, die zu Hause keine entsprechende Computer-Ausstattung fürs noch wochenlang weitere Home-Schooling bzw. Distance-Learnign zur Verfügung zu stellen – allerdings nur für jene in allgemein- bzw. berufsbildende höheren Schulen (AHS/BHS).
Der Kinder-KURIER wollte wissen, wie es in den anderen acht Bundesländern ausschaut. Und stieß auf ziemlich unterschiedliche Regelungen.
Am ersten Tag nach den Osterferien verlautbarte Wien: 5000 Geräte samt Office 365-Paketen für die Pflichtschüler_innen in der Bundeshauptstadt. Siehe Artikel hier unten:
Für alle, die's brauchen
Im Burgenland wird jedem „Kind, das ein Tablet benötigt, ein entsprechendes Leihgerät zur Verfügung gestellt werden. Wir sind aktuell dran, eine Detailerhebung zu machen, sodass sichergestellt ist, dass jedes Mädchen und jeder Bursche mit einem Gerät versorgt wird. Aus aktueller Sicht sollte die Verteilung dieser Leihgeräte noch im April stattfinden“, heißt es aus der Bildungsdirektion in Eisenstadt.
Salzburg kündigte am Donnerstag an, 800 Tablets anzukaufen. Damit sollen sozial benachteiligte Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler, die bisher in der Phase von Home-Schooling nur schwer erreichbar waren (rund fünf Prozent), versorgt werden. „Die Tablets werden vorerst bis zum Schuljahresende verliehen. Unterstützung wird es von den EDV-Betreuern der Institutionen vor Ort geben“, so die auch für Bildung zuständige Landesrätin Maria Hutter (VP)
Die Geräte sind alle Sim-Karten-fähig und man sei derzeit, so der Pressesprecher der Landesrätin, in Verhandlungen um günstige Tarife zumindest bis Ende des Schuljahres, im Idealfall kostenlos.
Außerdem bekommen alle Pflichtschulen im Land neue Software-Programme. „Die digitalen Lernplattformen können alle, die es wollen, in Kürze verwenden“, so die Landesrätin. Sie verwies darauf, dass „schon einige Neue Mittelschulen mit der Lernplattform „eduvidual“ arbeiten.“
Insgesamt gibt das Land für dieses Sofort-Paket etwa eine halbe Million Euro aus.
Kooperation mit Spendern/Unternehmen
Oberösterreich baut auf eine gemeinsame Plattform mit privaten Spenderinnen und Spendern von (gebrauchten) Geräten, nicht zuletzt Unternehmen. weiterlernen.at ist übrigens nicht auf dieses Bundesland beschränkt. Jene, die einen Laptop oder ein Tablet brauchen sowie jene, die solche (Alt-)Geräte zur Verfügung stellen, melden sich über diese Seite im Internet an.
Die Frage, ob genügend Geräte gespendet werden, wird von der Bildungsdirektion dem Kinder-KURIER gegenüber so beantwortet: Sowohl diese als auch die Plattform haben mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung gesprochen, damit diese auch ihre Unternehmen nochmals auf diese Aktion aufmerksam machen.
Die Plattform organisiert dann das Abholen der zur Verfügung gestellten Geräte, serviciert sie, setzt den Rechner neu auf – nach Standards des Bildungsministeriums und sendet die Geräte dann an jene Familien, deren Kinder/Jugendliche dieses benötigen. Die bleiben dann übrigens in der Familie, sind also keine Leihgeräte – wie in den anderen Bundesländern bzw. für Bundes-Schüler_innen.
Misch-System
Auf ein Misch-System setzt Vorarlberg. Zum einen seien viele Pflichtschulen des Landes digital gut ausgerüstet, meint die Bildungsdirektion „Wir haben dann schon früh begonnen, Kindern, die zu Hause keine Laptops oder Tablets haben, solche aus den Schulen zu leihen. Dann haben wir öffentliche Aufrufe gemacht, damit private Personen oder auch Firmen alte Laptops, die sie nicht mehr benötigen, die aber noch voll funktionstüchtig sind, zu spenden.“ Gleichzeitig wurde der gesamte Bedarf erhoben. Ergebnis: Noch rund 1000 Schülerinnen und Schüler benötigen Endgeräte – Genannt Computer oder auch Drucker oder gute Internet-Verbindung.
Rund 850 Tablets/Laptops sind schon beim WiSTo (WIrtschaftsSTandOrt) in Dornbirn abgegeben worden oder von dessen Mitarbeiter_innen abgeholt worden. Von dort aus werden sie neu aufgesetzt und die Programme installiert, die für Home-Schooling und Distance-Learning gebraucht werden. „Das machen zum Teil HTL-Schülerinnen und –Schüler.“ Diese Geräte bleiben übrigens dann bei den Kindern/Jugendlichen, die sie zur Verfügung gestellt bekommen.
Zuschuss maximal 250 €
In Tirol beschloss die Landesregierung vor Ostern „eine Familienförderung „Tiroler Digi-Scheck“ mit dem Ziel einkommensschwache Familien beim Ankauf digitaler Endgeräte zur Ermöglichung von E-Learning finanziell zu unterstützen.“
Diese Unterstützung beschränkt sich auf die Hälfte der Anschaffungskosten eines Laptops, Tablets oder Druckers - allerhöchstens jedoch 250 €. Zuvor muss in einer ersten Phase die von Familien beantragte Förderungswürdigkeit anerkannt worden sein und vor dem Ankauf des Gerätes mit der Schuldirektion Rücksprache über die Eignung desselben gehalten werden. „Wir sehen diese Vorgangsweise als Chance für Sie als Direktorin/ Direktor Kontakt mit jenen Familien aufzunehmen, die bis jetzt aufgrund mangelnder Infrastruktur nicht erreicht worden sind – auch wenn das unter Umständen einen erhöhten Supportaufwand für euch bedeutet“, heißt es im Schreiben der Bildungsdirektion.
Analog, aber ein bisschen digital
Kärnten setzte kurzfristig auf eine analoge Lösung. „Gemeinsam mit den Experten hat sich Landeshauptmann und Bildungsreferent Peter Kaiser (SP) darauf verständigt, dass die Schülerinnen und Schüler wöchentlich fixfertige Pakete mit Lernmaterialien bekommen, die am Montag abgeholt und am Freitag zurückgebracht werden. Dazwischen stehen die Schulen (Direktion und Lehrer) jederzeit telefonisch für Fragen zur Verfügung“, heißt es aus der Bildungsdirektion in Klagenfurt auf die KiKu-Anfrage.
Als Begründung dafür wird ausgeführt: „Es ist völlig illusorisch, zu glauben, dass mit der Bereitstellung von Notebooks oder Laptops alle Probleme gelöst seien. Wir wissen von vielen Eltern, die über keinen Drucker verfügen oder keine Möglichkeit haben, sich Druckerpatronen zu besorgen. Oft gibt es fehlende Datenpakete, eine unzureichende Verbindung, etc. Und manchmal - auch das muss ehrlicherweise gesagt werden - fehlen bei Eltern und Schülern einfach die digitalen Kenntnisse, um Lehrinhalte am Notebook/Laptop zu bearbeiten. Lehrer, Eltern und Schüler sind sehr zufrieden mit der Lösung.“
Trotzdem würde auch im südlichsten Bundesland Österreichs „parallel zur analogen Schiene auch an einer digitalen Computerschiene“ gearbeitet werden. „Es handelt sich dabei um gebrauchte Leihcomputer, die in einer nächsten Phase zum Einsatz kommen sollen.“
Steiermark: Unternehmen spendieren 1380 Laptops
In der Steiermark werde es bis Ende der Woche dazu eine Presseaussendung geben. „Wir wollen nichts ankündigen, sondern erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn wir ein fertiges Paket haben“, so die Auskunft aus dem Büro der auch für Bildung zuständigen Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (VP) zum Kinder-KURIER.
Update: 17. April 15.40 Uhr: Mit Unterstützung von acht steirischen Unternehmen und Standesvertretungen wurden 1.380 Laptops für Schüler_innen vor allem in Neuen Mittelschulen aufgetrieben. Dies gab die Landesregierung am Freitagnachmittag bekannt. Die Aktion „Gemeinsam stark, gemeinsam steirisch“ sei ein „vorbildlicher steirischer Schulterschluss und ermöglicht Kindern mit Bedarf die Teilnahme am digitalen Unterricht“, heißt es in der entsprechenden Aussendung.
Die schrittweise Auslieferung begann noch am selben Tag. Die Verteilung der mobilen Endgeräte an die Schulen erfolgt durch die Bildungsdirektion sowie das Land Steiermark. Die Schulen werden in weiterer Folge die Geräte leihweise und kostenlos an Schüler_innen mit entsprechendem Bedarf weitergeben und, wo notwendig, auch für einen entsprechenden Internetzugang sorgen.
3,8 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Neuen Mittelschulen haben bisher mangels Endgeräten nur eingeschränkt die Möglichkeit am „Distance Learning“, also dem online-gestützten Unterricht zuhause, teilzunehmen.
Nun auch NÖ
Aus St. Pölten erhielten wir folgende Antwort aus der Bildungsdirektion: „In Niederösterreich wird gerade der genaue Bedarf an Laptops erhoben. Die Ergebnisse werden in den nächsten Tagen vorliegen – gerne können wir Sie dann über die weitere Vorgehensweise informieren.“
Update 21. April 2020, 10.27 Uhr: Über die sechs NÖ Bildungsregionen wurde ermittelt, dass rund 1000 Schüler_innen mit technischen Hilfsmitteln so schlecht ausgestattet sind, „dass dies über längere Zeit gesehen, einen Nachteil bedeuten könnte“, heißt es in der Presseaussendung der NÖ-Bildungsdirektion. Für diese Kinder und Jugendlichen werden „Geräte zum Teil angekauft, zum Teil aus Schulbeständen zur Verfügung gestellt und zum Teil werden sie dankenswerterweise auch von Unternehmen gespendet … und in weiterer Folge an betroffene Schülerinnen und Schüler übergeben.“