Computer für Home-Schooling: Verschiedene öffentliche Hände

Vernetzte (Bildungs-)Welten aber in Sachen Computer/Laptops/Tablets keine Verbindung zwischen Bund und Ländern
Das Bildungsministerium fühlt sich nur für Bundesschulen zuständig. Jedes Bundesland ist extra für Pflichtschulen aktiv.

Digitalisierung der Schulen und des Unterrichts – das sind Schlagworte seit Langem. Seit gut einem halben Jahrzehnt kursieren auch immer wieder Schlagworte von der flächendeckenden Versorgung der Kinder und Jugendlichen mit Hardware – Tablets für alle war beispielsweise so eines in der vorvor...igen Regierung (jedenfalls der letzten unter Rot-Schwarz).

Graben wurde offensichtlicher

Mit dem innerhalb von weniger als einer halben Woche notwendigen Umstieg von analogem Unterricht zu Home-Schooling, Distance- und e-Learning wurde der immer wieder thematisierte „Gap“, der Graben ganz akut. Die einen haben zu Hause gute Computer-Ausstattung und Internet-Verbindung, andere verfügen darüber eben nicht. Das wurde nun aber nicht nur offensichtlicher, sondern behindert die letzteren in ihrem Schritt-Halten.

Nachdem klar war, dass die Schulen eben nicht nach einem Monat Lock-Down wieder ihren Betreibe aufnehmen, ja mindestens noch gut vier weitere Wochen nicht starten, landete auch an den Spitzen der Bildungspolitik: Hier muss Abhilfe geschaffen werden. In den Osterferien kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann die Anschaffung von 12.000 Computer – „und wenn’s 12.500 sein müssen, soll’s auch recht sein“ – und einem guten Internet-Datenpaket - an. Die sollen dann jenen Schülerinnen und Schülern, die sie benötigen leihweise zur Verfügung gestellt werden – bis Ende des Schuljahres – also maximal zwei, eher gut 1 ½ Monate, nachdem sie frühestens Anfang Mai verteilt werden. Das genauere Prozedere – Ansuchen via Schulen usw. – werde nach Ostern, also bald, bekannt gegeben. Natürlich würden diese Computer – Laptops oder Tablets, je nachdem was die betreffende Schule wünscht, gleiches gelte fürs Betriebssystem – nach den Sommerferien wieder an die Schulen gehen. Davon verspreche sich das Ministerium „auch einen Boost für Digitalisierung und Lernplattformen“, so die Botschaft an den Kinder-KURIER.

Computer für Home-Schooling: Verschiedene öffentliche Hände

In vielen Schulen hat nciht einmal einer von fünf Schüler_innen zu Hause Computer, Laptop oder Tablet

Nur für Bundesschüler_innen

Allerdings: Nur für Bundes-Schüler_innen, also allgemein- bzw. berufsbildenden höheren Schulen. Nicht jedoch für Volks- und vor allem ebenfalls nicht für Mittelschüler_innen. Auch wenn das Bildungsministerium dem Kinder-KURIER gegenüber auf durchaus auch Top-ausgestattete Mittelschulen hinweist, die sogar Vorbild in Sachen Digitalisierung sind: Das Gespräch mit einer jungen Lehrerin in einer Mittelschule in Wien-Simmering zeigt: In vielen Klassen dieser Schule haben höchstens 3 bis sechs von jeweils gut 25 Kindern/Jugendlichen zu Hause die entsprechende Hardware-Ausrüstung samt entsprechender Netz-Anbindung.

Siehe Artikel hier unten: "Nöte eigentlich wichtiger als Note"

Analogie zu Schulbüchern?!

Das Ministerium verweist bei den Pflichtschulen an die Länder, die für diese Schultypen zuständig seien. Da gehen zwar die Meinungen auseinander. Die Länder sind zwar für die Ausstattung der Schulen selbst verantwortlich, manche argumentieren aber nachvollziehbar, die Lehrmittel für zu Hause fielen aber sehr wohl in die Verantwortung des Bundes – das ist beispielsweise bei Schulbücher für alle klar. Wieso also nicht auch für die digitale Ausrüstung? Und wieso nicht ein gemeinsamer Pool für alle Schulen/Schüler_innen?

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Schulbücher - auch die für Pflichtschulen - sind Bundessache

Bedarfserhebung

Wie auch immer, jetzt basteln auch die Bundesländer an eigenen Lösungen. In Wien erhebt die Bildungsdirektion derzeit den Bedarf an Endgeräten und Datenpaketen, so die Auskunft aus dem Büro von u.a. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky. Dann werde ein entsprechendes Paket geschnürt und bekannt gegeben. Wann das sein werde? „Bald.“

Hier wurde aber darüber hinaus bedauert – wie es Schüler_innen und Lehrer_innen auch tun -, dass es mit Ausnahme für die Maturantinnen und Maturanten, keinen wirklichen Plan zu geben schein, wie Präsenz-Unterricht wieder auch nur schrittweise anlaufen könnte.

Computer für Home-Schooling: Verschiedene öffentliche Hände

Verzweifelt - Laptop, aber keine brauchbare Internet-Verbindung

Private Initiativen

Schon bald nach dem – vorübergehenden - Aus für den analogen Unterricht, begannen Überlegungen in engagierten Bildungsinitiativen, wie rund um das Online-Forum „Bildung ist Zukunft – für alle Menschen in Österreich!“ mit Überlegungen und Aktionen, Geräte für jene Kinder und Jugendlichen aufzutreiben, die eben keine haben.

Außerdem gibt es mit "Computer für alle" - Link gleich hier unten -, eine Plattform, über die Menschen aber auch Unternehmen, die Computer spenden können/wollen und solche, die welche benötigen, zusammen gebracht werden sollen. Diese Mitte März gestartete Initiative konnte bis jetzt 400 Computer an einkommensschwache Familien in ganz Österreich übergeen - übrigens nicht nur leihweise - wie die von Ministerium bzw. den Bundesländern zur Verfügung gestellten - sondern dauerhaft.

www.computer-fuer-alle.at/

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129 Laptops für benachteiligte Jugendliche

Der Verein T.I.W. (Verein für Training, Integration und Weiterbildung) kaufte mit Hilfe von Spendengeldern wiederaufbereitete Hardware bei einem gemeinnützigen IT-Unternehmen, bei dem auch T.I.W.-Jugendliche immer wieder Praktika absolvieren können. Die Laptops wurden schon vor Ostern an 129 Jugendlichen geliefert.

Benachteiligte Jugendliche sind seit mehr als 15 Jahren die Zielgruppe des genannten , der mehrere NEBA-Projekte (Netzwerk Berufliche Assistenz) in Wien betreibt und Jugendliche nach der Schulpflicht dabei unterstützt, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, eine Lehrausbildung zu beginnen und diese erfolgreich abzuschließen.

Die Jugendlichen sind meist mehrfach benachteiligt: Viele weisen zum Teil starke schulische Defizite auf, haben Flucht- oder Migrationshintergrund, leben in beengten und sehr prekären Wohnverhältnissen und können in schulischen Belangen durch die Eltern nicht unterstützt werden.

Aktuell werden mehr als 300 Jugendliche betreut. Mehr als einem Drittel steht zu Hause kein digitales Endgerät zur Verfügung.

„Die Jugendlichen gehören einer Risikogruppe an, die durch die Corona-Krise zusätzlich benachteiligt ist, wurden in der aktuell geführten Diskussion aber bis heute vergessen“, so der Verein.

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Verein TIW

Pointierter Diskussionsbeitrag

Helmut Spurdich - zuletzt von ihm erschienen "Der Spion in meiner Tasche - Was das Handy mit uns macht und wie wir es trotzdem benutzen können":

Everythingmedia.eu -> Fassmanns sozial-mathematische Reifeprüfung

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