Chronik/Wien

Wie Wien heuer 21 Straßen für Radfahrer reservieren will

Die Stadt errichtet heuer nicht nur temporäre Radwege (wie zuletzt auf der Praterstraße im 2. Bezirk), sondern auch dauerhafte. Und zwar in der Nordbahnstraße, am Tabor, in der Breitenfurter Straße und in der Wagramer Straße. Das geht aus dem Radverkehr-Bauprogramm für das Jahr 2020 hervor.

Es wurde am Dienstag veröffentlicht und umfasst insgesamt 30 Projekte. Der Großteil davon sind eigens für den Radverkehr reservierte Straßen: Satte 21 derartige Projekte sind geplant. Und es dürften bald noch mehr werden.

Dieses Jahr sind 15 sogenannte Fahrradstraßen vorgesehen, die meisten davon im 3., 11. und im 14. Bezirk. Radfahrer dürfen dort künftig nebeneinander fahren.

Autolenkern ist (wie auch in Wohnstraßen) nur das Zu- und Abfahren erlaubt – mit maximal 30 km/h. Das Durchfahren ist verboten.

Damit diese Regel eingehalten wird, sind teilweise bauliche Sperren geplant. Zum Beispiel Poller, die zwar von Radfahrern, aber nicht von Autolenkern passiert werden können.

Gesetzesnovelle

Fahrradstraßen wurden bereits im Jahr 2013 mit einer Novelle der Straßenverkehrsordnung ermöglicht. In Wien wurden bisher rund zehn umgesetzt - zum Beispiel in der Goldschlagstraße, in der Kuchelauer Hafenstraße und in mehreren Straßenzügen in Favoriten. 

Das Konzept eigne sich besonders für Straßen, die sowohl wichtige Radrouten sind, als auch wenig Autoverkehr haben, sagt der städtische Radverkehrsbeauftragte Martin Blum im KURIER-Gespräch: „Wo viele Autos fahren, ist hingegen der Radweg das Mittel der Wahl.“

Fahrradstraße "light"

Weiters vorgesehen: sechs „fahrradfreundliche Straßen“. Dieser Begriff ist rechtlich zwar nicht definiert. Im Wesentlichen gelten dort aber dieselben Regeln wie in einer Fahrradstraße – bis auf zwei Ausnahmen: Das Durchfahr-Verbot ist etwas lockerer und Radler dürfen nicht nebeneinander fahren.

Erprobt wurde das Konzept bereits in Ottakring: Die Hasnerstraße wurde 2012 in eine fahrradfreundliche Straße umfunktioniert.

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Auf den Radverkehr hat sich das laut der städtischen Mobilitätsagentur positiv ausgewirkt: Wurden an Werktagen mit schönem Wetter vor dem Umbau 1.326 Radler gezählt, waren es zwei Jahre später bereits 1.752. 

Basis für den aktuellen Schub für Fahrradstraßen ist ein sogenannter Masterplan zu diesem Verkehrskonzept. Der Magistrat ließ ihn im Vorjahr (ausgehend von einer Petition an den Gemeinderat, die Fahrradstraßen für jeden Wiener Bezirk forderte), erarbeiten.

Insgesamt wurden darin 90 Optionen für Fahrradstraßen und fahrradfreundliche Straßen in ganz Wien geprüft. Die ersten davon setze man nun um, sagt Blum. Und: „Es ist geplant, dass es im nächsten Jahr weitergeht.“

Neue Begegnungszone

Darüber hinaus werden dieses Jahr mehrere Einbahnen für Radfahrer geöffnet – unter anderem in der Lindengasse im 7. Bezirk. Zwischen der Kreuzung mit der Andreasgasse und der Hausnummer 40 dürfen Radfahrer künftig in beide Richtungen fahren.

Auch der restliche Abschnitt zur Neubaugasse hin wird radfahrerfreundlich gestaltet: Die aktuell in Bau befindliche Begegnungszone in der Neubaugasse wird nämlich in die Lindengasse erweitert.

Fahrbahn und Gehsteige in dem rund 50 Meter langen Abschnitt werden zu diesem Zweck auf ein Niveau gebracht und mit Granitsteinen gepflastert.