Chronik/Wien

Welterbe-Enquete im Wiener Rathaus: Der Versuch einer Debatte

Um exakt 10.09 Uhr war es soweit: Der erste Teilnehmer sprach das verbotene Wort aus. Das „Heumarkt-Projekt ist noch immer überdimensioniert“, sagte FPÖ-Planungssprecher Toni Mahdalik in eines der Mikrofone im Festsaal. Und das, obwohl SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi rund eine Stunde zuvor fast gefleht hatte, den Heumarkt für die nächsten drei Stunden auszublenden.

Anlass dafür war die offizielle Präsentation des Managementplans für das historische Stadtzentrum Wiens, seines Zeichens Welterbe-Stätte. Der Plan ist ein Konzept dazu, wie eine solche Stätte gepflegt, geschützt und genutzt werden soll – und wird seit 2005 von der UNESCO verlangt.

Die Stadt Wien war ihn bisher schuldig, nun hat man doch ein 91 Seiten starkes Papier vorgelegt. Um es – unabhängig von den aktuellen Debatten um den Umbau des Heumarkts, der den Welterbe-Status der Innenstadt gefährdet – zu diskutieren, lud Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) für Donnerstag zu einer Enquete ins Rathaus.

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Den Vorsitz führte Al-Rawi, anwesend waren Vertreter aus Politik, Fachwelt und von Interessensgruppen.

Erschwerte Bedingungen

Die Debatte fand allerdings unter erschwerten Bedingungen statt: Jeder Teilnehmer hatte nur drei Minuten Redezeit. „Das heißt: zwei Sekunden pro Seite“, sagte Markus Figl, Bezirkschef der Inneren Stadt (ÖVP) in seinem Beitrag. Darüber hinaus forderte er eine bessere Einbindung des Bezirks in Sachen Welterbe. 

Die Erste, die das Rede-Limit überschritt, war ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar: Sie kritisierte die im Managementplan definierten Ziele als „zu schwammig“ und forderte – ungeachtet des roten Taferls, das Al-Rawi ihr als Zeichen, aufzuhören entgegenhielt – eine bessere Einbindung der Opposition in die Erstellung des Plans.

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Auch Olischar sprach den Heumarkt an: „Das Heumarkt-Projekt ist symptomatisch dafür, wo wir stehen, nämlich auf der roten Liste.“

Versprechen von Woller

Während die Teilnehmer der Regierungsfraktionen ihren Auftritt vor allem dafür nutzten, den Managementplan zu loben, war es schließlich Welterbe-Beauftragter Ernst Woller (SPÖ) persönlich, der sich nicht ans Protokoll hielt: „Werden eine Lösung für den Heumarkt finden, die welterbeverträglich ist“, versicherte er.

Den Welterbe-Status werde man definitiv nicht verlieren – und zwar auch wegen des nun erstellten Managementplans. Seine Hoffnung ist offenbar, dass der Plan die UNESCO friedlich stimmt. 

Vom Gemeinderat beschlossen werden soll der Managementplan übrigens im Herbst. Will die Stadt die Opposition dabei im Boot haben, werden aber wohl noch ausführlichere Diskussionen als jene am Donnerstag nötig sein.

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