Schneechaos: 57-Jähriger in NÖ erfroren + Mobilfunk im Murtal könnte ausfallen
Starke Schneefälle haben in vielen Teilen Österreichs für massive Verkehrsbehinderungen auf den Straßen, aber auch zu Stromausfällen geführt. Außerdem ist der Bahnverkehr betroffen. Von Vorarlberg bis zum Wiener Raum schneit es heute zum Teil kräftig weiter bei Temperaturen um null Grad. In Kärnten hat es in tiefen Lagen bis zum Vormittag geregnet, danach sinkt auch hier die Schneefallgrenze.
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Stromausfälle in Oberösterreich, Salzburg und Tirol
Das führte unter anderem zu Problemen mit der Stromversorgung. Wegen eines Stromausfalls musste zum Beispiel der Roppener Tunnel auf der Inntalautobahn (A12) in Tirol vorübergehend gesperrt werden, gleichzeitig gingen aber auch in hunderten Haushalten das Licht aus. Zu Mittag waren noch 120 Haushalte in acht Gemeinden betroffen, berichtete ORF Radio Tirol.
Auch in Oberösterreich waren laut Netz OÖ gegen 10 Uhr rund 26.000 Haushalte ohne Strom. Schuld daran war der massive Schneedruck und umgestürzte Bäume, die zahlreiche Stromleitungen kappten.
Murtal wohl über Nacht ohne Strom
In Kärnten und der Steiermark sorgte die winterliche Witterung ebenfalls für Probleme. In der Steiermark waren gegen Mittag rund 20.000 Haushalte ohne Strom. Im Murtal war ein Baum auf eine Hochspannungsleitung gestürzt, das Tal war "fast zur Gänze finster", sagte ein Sprecher der Energie Steiermark. Am Abend war der Stromausfall noch nicht behoben. Die Arbeiten könnten die Nacht über andauern, außerdem könnte der Mobilfunk ausfallen.
Die Polizei in der Steiermark informiert Bewohner des Murtals bereits, wie im Notfall vorzugehen ist: Wer Hilfe braucht, solle das nächstgelegene Feuerwehrrüsthaus oder die nächstgelegene Rettungsdienststelle aufsuchen. Diese seien durchgehend besetzt. Über den Behördenfunk könne Hilfe geholt werden.
In Kärnten waren gegen 13.30 Uhr rund 4.000 Haushalte ohne Strom, die betroffenen Gebiete lagen östlich von Villach .
Absagen im Sport
Auch auf die Sportwelt haben die Wetterverhältnisse Auswirkungen. Im Fußball gab es mehrere Match-Absagen. Unter anderem das Auswärtsmatch von Rapid.
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Feuerwehr: "Bleiben Sie zu Hause!"
Auch die ARBÖ-Verkehrsexperten warnen vor dem Wintereinbruch und erinnern dabei unter anderem an die Verwendung von Winterreifen, wie auch an die Strafen, die auf einen Verstoß gegen die Winterreifenpflicht folgen. Zudem wird geraten, bei bereits nasser Fahrbahn die Geschwindigkeit um 30 Prozent, bei Schneefahrbahn um 50 Prozent und bei Eisfahrbahn um 70 Prozent zu verringern.
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Auch der ÖAMTC rät dazu, sich vor Fahrtantritt über die Fahrbahnverhältnisse zu informieren und in höheren Lagen Schneeketten anzulegen.
Deutlicher wird Hannes Niedermayr vom Landesfeuerwehrkommando Oberösterreich: "Bitte bleiben Sie zu Hause, vermeiden Sie unnötige Fahrten mit dem Auto!" Die Einsatzkräfte vom Zentralraum bis ins Innviertel seien schon "ziemlich gestresst."
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Verkehrsbehinderungen auf den Straßen
Denn, überall auf Österreichs Straßen gibt es Probleme. Vielerorts bleiben Fahrzeuge auf den verschneiten Straßen hängen.
So war beispielsweise am Samstagvormittag die Westautobahn (A1) bei Salzburg Nord wegen Lkw-Bergungsarbeiten nicht befahrbar. In Tirol war die Brenner Straße (B182) bei Gries aufgrund hängen gebliebener Fahrzeuge gesperrt und auch auf der A13, der Brenner Autobahn, gab es Behinderungen durch Schneefall. Die Lechtalstraße ist seit kurzem wieder frei.
Auch in Kärnten kam es zu groben Problemen: Die Tauernautobahn (A10) und die Südautobahn (A2) waren abschnittsweise gesperrt. Der Katschbergtunnel war wegen eines technischen Gebrechens zu. Auf der Südautobahn gab es im Bereich Villach Sperren wegen umgestürzter Bäume, auch der Raum Wolfsberg war davon stark betroffen. Von Wolfsberg ostwärts war die Autobahn gesperrt, es mussten Lkw und Autos abgeschleppt werden. Die Packer Straße (B70) war ebenso gesperrt wie die meisten Passstraßen im Land.
Derzeit gibt es hier noch Probleme:
Auf der Brennerautobahn in Tirol kommt man abschnittsweise nur langsam voran. Die Schneepflüge sind unterwegs.
A 21: Die Wiener Außenring Autobahn ist derzeit in beide Richtungen zwischen dem Knoten Steinhäusl und Vösendorf gesperrt. Mehrere Fahrzeuge sind in den Steigungsbereichen hängen geblieben, berichtet die Asfinag. Dei Dauer der Sperre sei nicht absehbar, man arbeite aber bereits an der Bergung der Fahrzeuge. Wie die Asfinag informierte, wurde eine großräumige Umleitung eingerichtet. Es wurde empfohlen, die A21 großräumig zu umfahren über die Kremser Schnellstraße S33, die Stockerauer Schnellstraße S5 und die Donauuferautobahn A22. Im Laufe des Nachmittags war der größte Teil der Bergungsarbeiten dann abgeschlossen. Noch gebe es aber Restarbeiten, erklärte ein Sprecher auf APA-Anfrage. Weiterhin gelte es daher, die Umleitungsstrecken in Anspruch zu nehmen.
ÖBB-Wetterwarnung + Sperre im Deutschen Eck
Auch bei der Bahn gibt es Probleme. Die ÖBB ersuchen, nicht-dringende Fahrten auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
In Tirol gab es zeitweise immer wieder Unterbrechungen auf der Arlberg- und der Brennerstrecke, weil Bäume auf die Oberleitung stürzten. Betroffen war etwa auch die Karwendelbahn.
Außerdem gab es laut ÖBB Unterbrechungen zwischen Imst und Schönwies im Bezirk Landeck sowie zwischen Innsbruck und Scharnitz. Gesperrt war auch die Bahnlinie zwischen St. Margrethen im Schweizer Kanton St. Gallen und der deutschen Grenzstadt Lindau (Bayern), die durch Vorarlberg führt. Der Grund dafür war eine Oberleitungsstörung in Lindau.
Besonders betroffen ist aber wieder einmal das Deutsche Eck. Züge der ÖBB werden zwischen Salzburg und Innsbruck über Zell am See umgeleitet. Zumindest bis 4. Dezember soll das so bleiben, berichten die ÖBB.
Für die Fahrgäste bedeutet das eine Verspätung von bis zu zwei Stunden. Die Westbahn fährt derzeit nicht zwischen Salzburg und Innsbruck. Bis München kann man derzeit gar nicht mit dem Zug fahren. Voraussichtlich sind bis Sonntag keine Fahrten möglich.
Schneebilder aus Österreich
170 Fahrzeugbergungen in Niederösterreich
Die Feuerwehren in Niederösterreich hatten aufgrund der heftigen Schneefälle bereits einiges zu tun. Sie mussten in den vergangenen 24 Stunden zu rund 170 Fahrzeugbergungen ausrücken.
Auf der B36 im Bezirk Melk etwa war ein Tanklaster umgekippt, teilte Feuerwehrsprecher Klaus Stebal mit. Rund 70 Einsätze wurden aufgrund umgestürzter Bäume und Stauden verzeichnet.
Im Bezirk Amstetten führten die winterlichen Bedingungen zu knapp 30 Einsätzen, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando. Die Wehren wurden vor allem zu Fahrzeugbergungen und Sturmeinsätzen, etwa weil Bäume die Straße blockierten, gerufen.
Mann in Niederösterreich erfroren
Zu einem tragischen Vorfall ist es im Waldviertel gekommen. Ein 57-Jähriger soll auf dem Heimweg von einer Weihnachtsfeier mit seinem Pkw in einem Straßengraben zwischen Kleingöttfritz und Spielberg stecken geblieben sein. Die Landespolizeidirektion bestätigt einen entsprechenden Artikel der NÖN.
Der Mann soll sich daraufhin zu Fuß auf den Weg gemacht haben und dabei erfroren sein. Ein Arbeitskollege fand den Verstorbenen am Samstagmorgen bei einer Suchaktion, als klar war, dass der 57-Jährige nicht zu Hause angekommen war.
Baum in Salzburg auf Haus gestürzt
Im Bundesland Salzburg sprach das Landesfeuerwehrkommando von 100 Einsätzen bisher. Hauptbetroffen waren der Flachgau und der Tennengau. Das Gros der Alarmierungen lag wie in Oberösterreich bei umgeknickten Bäumen und hängen gebliebenen Fahrzeugen. Sowohl seitens der Feuerwehr als auch die Landespolizei berichteten hauptsächlich von Sachschäden. Personen seien, soweit keine erheblich verletzt worden. Auch die Schäden hielten sich so weit im geringeren Ausmaß. Ausnahme war in Oberndorf, dort landete ein umgerissener Baum auf einem Haus.
Zwei Feuerwehrleute in OÖ von Baum getroffen
Der Wintereinbruch hat auch in Oberösterreich die Einsatzkräfte stark beschäftigt. Das Landesfeuerwehrkommando absolvierten allein von Mitternacht bis Samstagmittag (von etwa rund 900 Wehren in ganz Oberösterreich) 430 Feuerwehren über 790 Einsätzen mit ca. 6.400 Einsatzkräften, teilte das Landesfeuerwehrkommando in einer ersten Bilanz mit. Die meisten Einsätze betrafen hängen gebliebene Fahrzeuge sowie massiver Schneedruck, der Stromleitungen kappte. Etwa 26.000 Haushalte waren laut Netz OÖ gegen 10.00 Uhr ohne Strom.
In Walding (Bezirk Urfahr-Umgebung) wurde der Schneeeinsatz für zwei Feuerwehrleute fast zum Verhängnis. Während ein 55-Jähriger und ein 23-Jähriger dabei waren, einen umgestürzten Baum von der Fahrbahn zu bekommen, brach ein weiterer Stamm unter der Last des Neuschnees und traf die beiden Männer. "Sie trugen alle Schutzausrüstung" teilte Kommandant Dominik Angerer der APA mit. Bei dem Älteren hatte der Helm auch einiges abbekommen. Der erfahrene Kamerad blieb vorerst noch im Spital, sein jüngerer Kollege konnte das Klinikum bereits verlassen.
Mehrere Orte in Tirol abgeschnitten
In Tirol waren aufgrund von Straßensperren zunächst sechs Ortsteile nicht erreichbar: Ginzling im Zillertal, Gries am Brenner, Vögelsberg (Gemeinde Wattens) sowie Unterberg, Großvolderberg und Volderwildbad (alle Gemeinde Volders). In Großvolderberg stürzte ein Baum auf ein Hausdach, verletzt wurde aber niemand.
Nur "kleinere Einsätze" in Wien
Schnee gab es am Samstag auch in Wien, zur Erleichterung der Einsatzkräfte hielten sich aber die damit einhergehenden Behinderungen in Grenzen. Die Berufsfeuerwehr berichtete Samstagmittag auf APA-Anfrage von "kleineren Einsätzen", das Arbeitsaufkommen sei aber überschaubar.
Bei den Wiener Linien ist die Situation derzeit "ein bisschen schwierig", sagt ein Sprecher. Rund 20 Buslinien seien derzeit aufgrund der Wetterlage mit verlängerten Intervallen unterwegs. Dazu komme, dass die Busse und die Straßenbahnen von den "Fremdverkehrsunfällen" beeinträchtigt werden. "Die Autos links und rechts unserer Fahrzeuge schlittern", sagt der Sprecher. Das führe ebenfalls zu Wartezeiten.
Große Lawinengefahr in Westösterreich
Der viele Schnee hat in Vorarlberg und Tirol am Samstag außerdem für große Lawinengefahr der Stufe 4 in den Bergen gesorgt.
Über Nacht fielen im Gebirge vielerorts 50 Zentimeter Neuschnee oder mehr, weshalb aufgrund der Verhältnisse die zweithöchste Lawinenwarnstufe ausgerufen wurde. Diese bezog sich auf Lagen oberhalb der Waldgrenze bzw. 2.000 Meter Seehöhe. Spontane Lawinenauslösungen waren jederzeit möglich und konnten exponierte Bereiche gefährden. Als problematisch wurde von den Lawinenwarndiensten der Bundesländer die oft nur schwache Bindung zwischen Neu- und Altschnee beschrieben. Wintersportler wurden zu äußerster Vorsicht aufgerufen.
Im Bundesland Salzburg hat sich durch die Neuschneemengen die Lawinensituation besonders im Bereich Hohe Tauern verschärft. Der Lawinenwarndienst des Landes Salzburg stufte die Gefahr eines Schneebretts als "groß" ein. Speziell warnte man vor hoher Störanfälligkeit im Neuschnee.
Erdrutsch in Vorarlberg, Menschen saßen in Lokal fest
Aufgrund des starken Schneefalls ereignete sich in Dornbirn-Gütle gegen 4 Uhr ein Erdrutsch, der Teile der Ebniterstraße sowie den Parkplatz des Nachtklubs "Conrad Sohm" verlegte. Damit war ein Verlassen des Areals für die 91 Lokalgäste vorerst nicht möglich. Am frühen Samstagvormittag hieß es vonseiten der Stadt Dornbirn, dass es den Personen gut gehe. Am Samstag gegen 8.40 Uhr konnten die Lokalgäste schließlich in Sicherheit gebracht werden. Weitere Hangrutschungen seien möglich, der Nachtklub muss deshalb vorerst gesperrt bleiben.
Flughafen in München stellt Flugbetrieb ein
Der Flugbetrieb am Münchner Flughafen ist wegen starker Schneefälle bis Sonntagfrüh eingestellt worden.
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Ausfälle gab es auch am Flughafen Innsbruck, wo der Flugbetrieb eingeschränkt wurde.