Franken bringt Schweizer Hotels unter Druck

Schweizer Touristenmagnet Jungfraujoch. Der starke Franken macht den Schweiz-Urlaub teurer
Dollar-Touristen haben die Saison gerettet. Hoteliersvertreter rechnen dennoch mit mehr Pleiten.

Schweizer Hoteliers schlagen wegen dem starken Franken Alarm. Er verteuert den ohnehin teuren Schweiz-Urlaub für Gäste aus dem Euroraum, sie bleiben aus. "Ich glaube, dass in den nächsten Jahren in Graubünden, Tessin und Wallis rund ein Drittel der Hotels aufgibt", ließ ein Hotelier kürzlich in einem Interview mit der Schweiz am Sonntag aufhorchen.

Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbandes Hotelleriesuissse, kalmiert: "Das ist die Meinung eines einzelnen Hoteliers." Aber auch er ist überzeugt, "dass es wegen dem starken Franken mehr Konkurse von Schweizer Hotels geben wird". Mit wie vielen Pleiten genau zu rechnen ist, könne noch nicht abgeschätzt werden – "das wird davon abhängen, wie sich die Banken verhalten", meint Züllig. Am Markt wird die Misere auf dem ersten Blick nicht sichtbar sein. Schließlich lösen sich die Häuser nicht in Luft auf – viele werden von neuen Eigentümern weitergeführt.

Eine Exit-Strategie, die bei österreichischen Hoteliers derzeit noch hoch im Kurs steht, bleibt den Eidgenossen vielerorts verwehrt: Der Verkauf an einen Bauträger, der das Hotel in ein Haus mit Eigentumswohnungen umfunktioniert. Die sogenannte Umnutzung der Immobilie in ein Haus mit nichtbewirtschafteten Wohnungen ist seit 2013 nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Dann, wenn in einer Gemeinde der Anteil der Zweitwohnsitze gemessen an den Erstwohnsitzen 20 Prozent nicht übersteigt. So wollen Schweizer Politiker weitere Geisterstädte verhindern. In manchen Orten waren acht von zehn Wohnungen nur fünf Wochen im Jahr bewohnt.

Größere Häuser

Durch die Schweizer Berge zieht sich dennoch seit Jahren ein Strukturwandel. Jedes Jahr schließen 60 bis 80 Betriebe, das sind etwa zwei Prozent der Hotels. Die Zahl der Gästebetten bleibt aber stets gleich oder nimmt sogar weiter zu. "Dieser Trend hin zu größeren Häusern, die vor allem in den Städten entstehen, wird sich durch den Wechselkurs eventuell noch beschleunigen", schätzt Züllig. Schließlich seien es gerade die kleineren Häuser, die unter die Räder kommen.

Die heurige Sommersaison sei trotz des Wechselkurses nicht so schlimm verlaufen wie befürchtet, sagt der Branchensprecher. Unterm Strich sei man bei den Nächtigungen auf Vorjahresniveau, auch wenn viele Regionen weit darunter lägen.

In Schweizer Ferienregionen seien traditionell 60 Prozent der Gäste Schweizer. Auch wenn für sie ein Urlaub in der Euro-Zone billiger wurde, urlaubten sie in der Schweiz. Im ersten Halbjahr stiegen die Inländernächtigungen um 0,9 Prozent. Aufwind kam von Dollar-Touristen. Die Zahl der Gästenächtigungen aus den USA stieg im ersten Halbjahr um 6,3 Prozent, jene aus Asien um 16 Prozent.

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