Raschere Genehmigungen: ADX bohrt nun auch vor Sizilien nach Gas
Ölbohrtürme von ADX Energy im Weinviertel.
Seit einigen Jahren sucht ADX Energy in Europa nach neuen Öl- und Gasvorkommen. Neben Rumänien ist das in Australien börsennotierte Unternehmen besonders in Österreich aktiv. Seit 2019 fördert es Öl und Erdgas im Weinviertel, der Explorationsfokus liegt aber auf Oberösterreich, wo mehrere Probebohrungen vorgenommen wurden und weiterhin werden. Die Resultate sind bisher bescheiden, der große Fund steht noch aus. Ganz von dieser Perspektive lösen will sich ADX Energy nicht, im Mittelmeer allerdings sieht es nun eine größere Chance.
Reservoir vor Sizilien könnte ganz Österreich versorgen
Während früher viele Explorationsprojekte in Italien gestoppt wurden, weht seit der Regierung von Giorgia Meloni wieder ein anderer Wind, sagt ADX Energy CEO Paul Fink. Der Österreicher leitet das Unternehmen seit 2015 und hat einige heimische Experten an Bord geholt. "Jetzt wird vor Sizilien groß nach Gas gebohrt", so Fink. Seine Firma habe den Zuschlag für ein großes Gasfeld unter dem Meeresboden im Südwesten der Insel erhalten.
ADX Energy CEO Paul Fink hat jahrzehntelange Erfahrung in der Gasexploration.
Die Mineralölkonzerne ENI und Shell haben in dem Gebiet bereits vor rund 20 Jahren Erdöl gefunden, Erdgas war damals noch eine Nebensache. Die Messmethoden für die Untersuchung des Bodens hätten sich mittlerweile stark weiterentwickelt. Heute geht man von viel größeren Gasvorkommen in dem Gebiet aus. Sollte sich die Hoffnung bewahrheiten, könnte man vor Sizilien so viel Erdgas fördern, um theoretisch ganz Österreich damit versorgen zu können, glaubt Fink. Praktisch würde davon wohl Italien profitieren, wo Erdgas dringend gebraucht werde.
Verfahren stellen Geduld von Investoren auf die Probe
Ebenfalls profitieren würden die Investoren von ADX Energy. Sie kommen hauptsächlich aus Australien, Kanada, Großbritannien, Deutschland und Tschechien. Unter den immer wieder gebremsten Aktivitäten in Österreich litten die Investoren ein wenig, so Fink. Viele Millionen Euro werden in Probebohrungen gesteckt. "Wir hoffen natürlich, dass wir mit der Exploration Geld verdienen", so der CEO. "In Österreich haben wir allerdings das Problem, dass Bohrgenehmigungen sehr lange dauern können."
Wenn man über zwei Jahre lang warten muss, um eine Probebohrung beginnen zu können, sei das "ein echtes Problem". "Wenn Explorationsbohrungen - auch durch die Eingaben von Bohrgegnern - immer wieder verzögert werden, sagen unsere Investoren: Steckt unser Geld in andere Projekte." In Italien funktionierten die Genehmigungsverfahren momentan besser.
Heimische Erdgasförderung hat kleineren CO2-Fußabdruck
Umweltschützer sehen die Sache freilich anders. Sie befürchten die Zerstörung natürlicher Lebensräume und plädieren für ein rasches Ende der fossilen Energiesuche. Gegen das Projekt in Molln nahe des Nationalparks Kalkalpen brachten Umweltorganisationen zahlreiche Beschwerden ein. Das Landesverwaltungsgericht erteilte ADX im September die naturschutzrechtliche Bewilligung für Probebohrungen bis 31. März 2026. Fink dagegen ist überzeugt, dass Erdgas noch viele Jahrzehnte lang einen integralen Bestandteil des Energiesystems darstellen wird. "Wir wollen natürlich viel mehr erneuerbare Energie produzieren, aber man muss realistisch sein. Man erkennt einfach, dass das viel länger dauern wird, als wir geglaubt haben."
Im Gespräch mit dem KURIER zeigt sich Fink optimistisch, in Oberösterreich weitere Erdgasvorkommen zu finden.
Erdgas aus heimischem Boden zu fördern sei klimafreundlicher, als es zu importieren. Flüssiggasimporte hätten einen wesentlich größeren CO2-Fußabdruck. Würde man in Oberösterreich größere Erdgasvorkommen finden, wäre etwa die Voest in Linz ein naher Abnehmer. "Heimische Firmen sind sehr interessiert, Erdgas aus Österreich zu bekommen. Das ist billiger und sauberer." Doch auch wenn sich die oberösterreichischen Gasvorkommen als besonders ergiebig erwiesen, könnte man damit nur einen kleinen Teil des heimischen Gasverbrauchs decken.
Erdöl bringt konstante Einkünfte
Der bislang einträglichste österreichische Vermögenswert von ADX Energy ist die Öl- und Gasproduktion im Weinviertel. Bei Zistersdorf und Gaiselberg wird Erdöl schon seit den 1930er-Jahren gefördert, in kleinen, aber konstanten Mengen. 2019 hat RAG diese Standorte an ADX Energy verkauft. RAG konzentrierte sich auf das Speichergeschäft und vermachte den Austro-Australiern auch seismische Messergebnisse aus Oberösterreich.
Für ADX Energy sind diese Daten sehr wertvoll. Sie neu zu erzeugen wäre sehr kostenaufwendig. Vorhandene Daten können heute mit neuen Methoden analysiert werden. Dadurch werden gasführende Schichten in mehreren Kilometern Tiefe, die früher übersehen wurden, nun teilweise zu hochinteressanten Bohrzielen.
Seismische Messungen sind im Meer einfacher
Im Meeresboden vor Sizilien seien Seismik-Messungen laut Fink einfacher zu realisieren als im alpinen Flysch- und Molasse-Gestein. "Im Wasser sieht man viel besser nach unten." Das Mittelmeer sei in dem Gebiet, das ADX Energy nun prüft, außerdem relativ seicht. 40 bis 100 Meter tief sei dort der Meeresgrund. Das macht Probebohrungen billiger als in Oberösterreich.
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