Industrie: 3 Vorschläge, um "aus dem Tal der Tränen" zu kommen

Arbeiter in einem Stahlwerk.
Konjunkturbarometer zeigt nach unten. Laut Industriellenvereinigung muss es Reformen im Inland und Einigung mit den USA geben.

Die Industriellenvereinigung hat am Dienstag ihren neuesten Konjunkturbarometer vorgestellt. 421 Unternehmen, die dabei befragt wurden, haben insgesamt nicht viel Positives zu berichten. Die Stimmungslage sei von "Tristesse" geprägt. Was die Wettbewerbsfähigkeit anbelange, sei man "immer noch unter Wasser". Die wirtschaftlichen Indikatoren seien "auf tiefrotem Terrain", wie IV-Generalsekretär Christoph Neumayer und IV-Chefökonom Christian Helmenstein vortragen. Der Verband schildert aber auch Ideen, wie Österreichs Industrie einen Weg aus dem "Tal der Tränen" finden könnte.

Beschäftigte werden ihre Arbeitsplätze verlieren

Im zweiten Quartal 2025 sinkt das IV-Konjunkturbarometer von 1,8 auf 1 Punkt und hält sich damit nur knapp über der Nulllinie. Man könne "bestenfalls von Stagnation" sprechen, sagt Helmenstein. Die derzeitige Ertragssituation ist sehr negativ, Zukunftshoffnungen sind aber vorhanden. Die schlechteste Nachricht sei laut dem IV-Chefökonom eine rückläufige Entwicklung, was die Erwartungen des Beschäftigungsstandes in 3 Monaten anbelange. Ein Drittel aller Industrieunternehmen wollen Beschäftigte abbauen.

Die erfreulichste Nachricht sei, dass der aktuelle Auftragsbestand zufriedenstellend sei. Dabei könnten laut Helmenstein aber auch Vorzieheffekte und Lagerabbau eine Rolle spielen. Es könne durchaus sein, dass sich der Auftragsbestand beim nächsten Konjunkturbarometer wieder verschlechtere.

Industriellenvereinigung-Generalsekretär Christoph Neumayer und IV-Chefökonom Christian Helmenstein stellen den IV-Konjunkturbarometer des zweiten Quartals 2025 vor.

Industriellenvereinigung-Generalsekretär Christoph Neumayer und IV-Chefökonom Christian Helmenstein stellen den IV-Konjunkturbarometer des zweiten Quartals 2025 vor.

US-Zollpolitik zeigt Wirkung

Als Hauptgrund für die Krise der heimischen Industrie werden laut Neumayer die Zollpolitik der USA und die sich daraus ergebenden Unsicherheiten gesehen. Dass die bisherigen Aktionen von US-Präsident Trump Wirkung zeigen, sehe man an der Exportbilanz mit den USA. Die Exporte von Österreich seien zuletzt um 12,9 Prozent gesunken, während die Importe aus den USA um 9,2 Prozent gestiegen seien.

3 große Vorschläge für Reformen im Inland

"Aber es gibt auch Hausaufgaben, die wir selbst in der Hand haben. Wenn wir Hoffnung und Zuversicht liefern wollen, müssen wir handeln, sagt Neumayer. Er schildert 3 große Themenbereiche, in denen dringend Veränderungen notwendig seien.

  • Bürokratieabbau: Laut Neumayer seien Unternehmen durch Bürokratie massiv belastet, vor allem mittelständische. Als Beispiel nennt er die Hitzeschutz-Verordnung. Hier sei von "gefühlter Temperatur" die Rede, konkrete Gegenmaßnahmen gegen zu viel Hitze am Arbeitsplatz fehlten. "Das sind Dinge, die man sich nicht überlegt hat." Er fordert mehr Transparenz, etwa durch einen Bürokratiekostenindex, der genau aufzeige, mit wieviel Aufwand Unternehmen konfrontiert seien.
  • Lohnnebenkosten senken: Die Tariflöhne in Österreich seien im vergangenen Jahr um 3,7 Prozent gestiegen, innerhalb der EU nur um 1,6 Prozent. "Wir haben uns aus dem Markt gepreist in den letzten Jahren", sagt Neumayer. In der aktuellen Teilzeitdebatte empfiehlt er Anreize für Vollerwerbstätigkeit, etwa einen Vollzeitbonus. Außerdem müsste die Kinderbetreuung verbessert werden.
  • Energiekosten senken: Die Erhöhung sei von Netzentgelten und Abgaben getrieben. Das derzeit in Begutachtung befindliche Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) solle eine verpflichtende Beteiligung von Stromeinspeisern an den Netzkosten beinhalten. Die IV befürworte den Erneuerbaren-Ausbau, man habe jedoch bereits Probleme wie Netzüberlastungen dadurch gesehen. "Jeder sollte einen fairen Anteil an diesem Prozess tragen."

Regierung muss rasch tätig werden

"Wir stehen unter Druck", fasst Neumayer zusammen. "Wir müssen rasch Antworten finden, sonst kommen wir nicht aus dem Tal der Tränen." Helmenstein warnt davor, dass der Verlust von 15.000 Arbeisplätzen drohe, wenn es die Regierung nicht schaffe, ab Herbst überfällige Reformen anzupacken.

Auf EU-Ebene sollte sich Österreich für eine gemeinsame Lösung im Zollstreit mit den USA einsetzen, sagt Neumayer. "Ich warne vor Gegenzöllen. Die beste Variante wäre ein Handelsabkommen mit den USA. Wir müssen eine Lösung finden, die für beide Seiten profitabel ist."

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