E-Control: Keine Sorge vor Gasknappheit im Winter

Arbeiter bei einem Ventil eines Untergrund-Gasspeichers.
Zusammenfassung
- Österreichs Gasversorgung für den Winter ist gesichert, die Speicher sind zu 82,6 Prozent gefüllt und reichen theoretisch für ein Jahr.
- Europa löst sich zunehmend von russischem Gas, während die USA als Flüssiggaslieferant immer dominanter werden.
- Der Gasmarkt bleibt im Wandel, Österreich setzt auf Diversifizierung und Flexibilität bei Lieferländern und Routen.
Österreichs Gasversorgung für den kommenden Winter ist gesichert. Die heimischen Gasspeicher sind momentan zu 82,6 Prozent gefüllt. Das reicht theoretisch, um das Land ein ganzes Jahr lang mit Erdgas zu versorgen, berichtete die E-Control bei einem Mediengespräch am Donnerstagabend. Auch für die kommenden Jahre sieht es nicht schlecht aus. Wenn man von langfristigen Gasgeschäften ausgehe, sollte der Preis sinken.
Speicher sind ein großer Vorteil
Die großen Speicherkapazitäten im Land seien europaweit außergewöhnlich und ein großer Vorteil, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber. "Unsere Gasspeicher haben eine Kapazität von 100 Terawattstunden. Das ist 25 Prozent mehr als der durchschnittliche Jahresverbrauch von rund 75 TWh." Im vergangenen Winter sei der Speicherstand auf bis zu 43 Prozent gesunken. Diese Reserve wird nun in den nächsten Winter mitgenommen. "Der Vorteil von Gas ist, es wird nicht schlecht", sagt Carola Millgramm, Abteilungsleiterin Gas bei der E-Control.
Die Preislage am Gasmarkt sei relativ stabil. Der aktuelle Preis liegt bei rund 35 Euro pro Megawattstunde. Langfristig könnten die Preise sinken. Das zeigt sich an Termingeschäften an den Gasbörsen. Für 2027 werden diese zu Preisen um 31 Euro/MWh gehandelt.
Der Großteil kommt aus Deutschland
Österreich bezieht momentan den Großteil seines Erdgases aus Deutschland. Es stammt hauptsächlich aus Norwegen, aber auch von Flüssiggasterminals in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Über Italien wird weniger importiert.
Europa insgesamt sei auf einem guten Weg, um sich vollständig von russischem Erdgas zu verabschieden. Bis Ende 2027 soll das gelingen. Momentan liegt Russlands Anteil an der europäischen Gasversorgung noch bei 18 Prozent. Viele Länder haben noch aufrechte langfristige Verträge mit Russland. Österreich hat keine direkten Vertragsbeziehungen mehr.
USA werden bei Flüssiggas immer dominanter
Während sich Europa bei Gas von Russland löst, nehmen die Liefermengen aus den USA stark zu. Im ersten Halbjahr 2025 stammten 55 Prozent des Flüssiggases aus den USA. Die Mengen könnten wegen des Handels-Deals zwischen EU und USA weiter steigen. Die kolportierte Kaufsumme von 700 Milliarden Euro im Jahr sei aber laut E-Control nicht nachvollziehbar. "Selbst wenn man 100 Prozent des Flüssiggases aus den USA importieren würde, käme man nur auf 100 Milliarden Euro", sagt Haber.
Eine völlige Abhängigkeit von den USA bei Flüssiggas sei natürlich schlecht. "Wir sollten schon darauf achten, eine Diversifizierung bei Lieferländern und Lieferrouten zu haben", so Haber. Von Unternehmen wird auch verlangt, Versorgungsstandards einzuhalten und damit umgehen zu können, wenn die größte Bezugsquelle ausfällt. Diese Standards erfüllen in Österreich im Übrigen nicht alle Gasversorger, weshalb die E-Control diesbezüglich auch schon Strafen verhängt hat.
Wegen Veränderungen im Gasmarkt ist Flexibilität gefragt
Der Gasmarkt in Europa habe sich seit 2022 radikal verändert und verändere sich weiterhin. Österreich konnte in der Vergangenheit von seiner Transitrolle zwischen Ost und West profitieren. Russisches Erdgas floss in großen Mengen nach Deutschland und Italien. Diese Transitrichtung kehre sich nun um. Künftig könnten die Slowakei, Ungarn und die Ukraine viel stärker mit Gas aus dem Westen versorgt werden. Österreich könnte dadurch wieder mehr Transitgebühren kassieren.
Vieles ist aber noch in Schwebe. Die OMV setzt auf ein großes Erdgasprojekt im Schwarzen Meer (Neptun Deep), aber es ist noch unklar, welche Region damit versorgt werden könnte. Gelangt das Gas nur bis nach Rumänien oder darüber hinaus? Italien könnte dazu künftig mehr Flüssiggaslieferungen zu besseren Konditionen erhalten. Das würde die Gasflüsse nach Österreich aus dem Süden erhöhen. Österreich versucht sich mit Kapazitätserweiterungen in alle Richtungen flexibel auf neue Situationen einzustellen.
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