Warum in Österreichs Gasnetzen trotz geringerem Verbrauch die Tarife steigen

Am Dienstag gab die E-Control bekannt, dass zu Beginn des nächsten Jahres, die Netztarife für Gas um 18 Prozent steigen und das, obwohl weniger verbraucht wird.

Trotz sinkendem Gasverbrauch steigen in Österreich die Netztarife deutlich: Anfang dieses Jahres um knapp 17 Prozent, Anfang nächsten Jahres um weitere 18 Prozent. In nur zwei Jahren entspricht das einem Plus von mehr als einem Drittel. Für Haushalte bedeutet das Mehrkosten – obwohl sie sparsamer geworden sind. Zu diesem Thema war in der ZiB2 der Vorstand der E-Control Wolfgang Urbantschitsch zu Gast bei Armin Wolf.

Gasnetz: Fixkosten bleiben bestehen, "deswegen steigen Tarife"

Für den Steirer liegt die Ursache nicht in steigenden Kosten, sondern in den sinkenden Mengen. Denn das Gasnetz müsse auch dann betrieben werden, wenn deutlich weniger durch die Leitungen strömt. Man habe weiterhin dieselben Fixkosten für Betrieb und Sicherheit, sagte er, „aber die Mengen sind nicht mehr in diesem Ausmaß vorhanden. Und deswegen steigen die Tarife.

Die Kritik, dass Privatunternehmen bei zurückgehenden Umsätzen Kosten senken müssten, Netzbetreiber aber nicht, nimmt Urbantschitsch durchaus wahr. Gleichzeitig kündigt er Strukturveränderungen an: „Jetzt ist es notwendig, dass man noch stärker auf die Kostenstruktur achtet und dass die Gasnetzbetreiber ihre Stilllegungspläne erarbeiten.“ Denn das System müsse an den geringeren Bedarf angepasst werden.

Einheitliche Tarife als langfristiges Ziel

Dass unterschiedliche Netztarife je nach Bundesland existieren, hält er langfristig für reformbedürftig. Ein österreichweit einheitlicher Tarif wäre seiner Ansicht nach sinnvoll, sei aber politisch schwer durchsetzbar: „Es gibt Gewinner und Verlierer. Und diesen Ausgleich zu finden, das ist eine ziemliche politische Herausforderung.“

Beim Strom sieht Urbantschitsch ebenfalls Effizienzpotenziale: In Österreich gibt es derzeit rund 130 Stromnetzbetreiber. Zwar könnten Zusammenschlüsse Vorteile bringen, in der Realität bremsten aber Eigentümerstrukturen. Zumindest gemeinsame Planung und Beschaffung hält er für überfällig.

Digitalisierung öffnet neue Möglichkeiten

Positiv bewertet er die Digitalisierung des Netzes: Mehr als 95 Prozent der Smart Meter seien bereits ausgerollt. Damit könne man neue Tarifmodelle anbieten, etwa den sogenannten Sonnentarif. Dieser solle den Verbrauch in Zeiten hoher Solar-Einspeisung lenken.

Offen bleibt die Frage neuer Einspeisegebühren für Photovoltaikanlagen. Welche Anlagengröße als „klein“ gilt und damit ausgenommen wird, ist noch nicht festgelegt. Urbantschitsch betont, dass die Entscheidung auf Basis eines Gesetzes getroffen werde, nicht durch die Regulierungsbehörde selbst.

Am Ende steht ein Energiesystem im Übergang: Das Gasnetz muss schrumpfen, das Stromnetz gleichzeitig wachsen – und beides bei gleichzeitiger Kostenkontrolle. Die Umsetzung wird Jahre dauern und erfordert politischen Konsens, rechtliche Anpassungen und technische Planung.

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