Droge Fußball statt Bandenkriminalität

Rodrigo (Bild o.) schaffte es nicht zur WM.
Vor der Fußball-WM fand hier die WM der Straßenkinder statt. 14- bis 16-Jährige laufen um ihr Leben.

Er war der programmierte Star dieser WM. Ein Klasse-Spieler durch und durch, der bereits einen Profi-Vertrag in der ersten Liga des nordöstlichen Bundesstaates Ceara in der Tasche hatte. Doch die Karriere von Rodrigo endete jäh und tragisch. Drei Wochen vor Beginn der Straßenkinder-WM wurde der 16-Jährige durch vier Schüsse in den Rücken ermordet, die Hintergründe sind völlig unklar. Das gesamte Turnier, das am Sonntag mit dem Finale im Stadion des Top-Vereins Fluminense in Rio zu Ende ging, war von der Bluttat überschattet.

Es war nach Südafrika das zweite Mal, dass auf eine englische Initiative hin vor der eigentlichen WM die kickenden Kids zwischen 14 und 16 Jahre am Zug waren. 24 Mannschaften aus 19 Nationen, davon neun Frauenteams. Ziel der Veranstaltung war es, auf die Problematik der Straßenkinder weltweit aufmerksam zu machen.

Die Straßenkinder-WM

Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER
Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER
Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER
Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER
Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER
Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER
Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER
Droge Fußball statt Bandenkriminalität

BRASILIEN VOR DER FUSSBALL-WM 2014: STRASSENKINDER

Sport statt Kriminalität

"Allein in den 26 Bundesstaaten Brasiliens leben mindestens 26.000 Buben und Mädchen auf der Straße. Durch Sport wollen wir sie da wegbringen und so vor einem Abgleiten in Kriminalität und in die Drogengangs bewahren", sagt Manuel Torquato zum KURIER. Oder auch schlicht vor dem Tod: "Täglich werden in Brasilien acht Straßenkinder ermordet", so der 32-Jährige, der ein Netzwerk von 600 brasilianischen Organisationen leitet, das sich dieser Misere annimmt. Ebenso wie die österreichische Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt", die global Projekte der Don-Bosco-Salesianer unterstützt, damit Kinder über Sport und Bildung dem Elend entfliehen können.

Der quirlige Flavio, 16, lief bei der WM bei jedem Spiel gleichsam um sein Leben. Voller Einsatz bis zur Erschöpfung. Der Jugendliche aus Fortaleza wollte die einmalige Chance nutzen, um die angereisten Talente-Scouts auf sich aufmerksam zu machen und seine triste Kindheit endgültig hinter sich zu lassen. Seine Mutter hatte ihn täglich zum Betteln geschickt. "Wenn ich nicht mindestens 100 Reais (ca. 30 €) heimgebracht habe, hat sie mich geschlagen." Irgendwann haute er ab und landete auf der Straße. Das Turnier genoss er sehr, sagte er.

Das Gleiche gilt für Diane, 17, die im brasilianischen Frauenteam um ihr Leiberl lief. Sie stammt aus ärmsten Verhältnissen in der Favela Penha (Fels) in Rio de Janeiro und trickste als Mittelfeldspielerin. Auch sie, deren Vorbild Lionel Messi ist, träumt von einer Profi-Karriere. Ihre Mutter Eliane, 45, unterstützt sie, hätte aber gerne, dass Diane neben dem Fußball auch einen "normalen" Beruf erlernt. Die Partien ihrer Tochter konnte die Verkäuferin nicht verfolgen: "Ich musste zusehen, dass wir zu Geld kommen."

Nach der WM beginnt wieder der Alltag für die Jugendlichen, für die der ehemalige englische Superstar David Beckham, der den Straßenkinder-Event unterstützt, aufmunternde Worte hat: "Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, welche Kraft Fußball hat, um das Leben junger Menschen zu ändern, egal welchen Hintergrund oder welche Nationalität sie haben."

Mehr zur WM in Brasilien finden Sie hier.

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