Österreichs Meister der traurigen Gestalt

Garrett Roe (links) und Dominique Heinrich sind enttäuscht.
Der nationale Titel konnte die Salzburger nicht über das verlorene Finale hinwegtrösten.

Noch nie haben sich Spieler und Trainer über den Titel „Österreichischer Eishockey-Meister“ so wenig gefreut. Als Salzburg-Kapitän Matthias Trattnig am Sonntag den Pokal überreicht bekam, sah der 100-Kilo-Mann aus wie ein Häufchen Elend.
Man darf es den Salzburgern aber auch nicht verdenken, dass sie im Moment der Enttäuschung über das verlorene Finale gegen Bozen keine Freude hatten über die Medaillen und den riesigen Pokal, den die beste Eishockey-Mannschaft in Österreich bekommt.
Vielleicht sollte man in Zukunft die nationalen Meistertrophäen vor dem ersten Finale übergeben, wenn wieder ein nicht-österreichisches Team daran teilnimmt.

Österreichs Meister der traurigen Gestalt
APA17915296 - 13042014 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Matthias Trattnig (Red Bull Salzburg) mit dem Staatsmeisterpokal während des Erste Bank Eishockey-Final-Spiels, best of five, 5. Spiel, zwischen EC Red Bull Salzburg und HCB Südtirol am Sonntag, 13. April 2014, in Salzburg. APA-FOTO: EXPA/JFK

Titel ohne Wert

Erstmals seit 2006, seit die Erste Bank Liga mit ausländischen Vereinen ausgetragen wird, ist der EBEL-Champion kein österreichisches Team und bekommt daher auch der Finalverlierer einen Pokal. Die Spieler können damit nicht viel anfangen. „Wir haben zwölf Kanadier, denen ist es ziemlich egal“, sagte Tormann Bernd Brückler. Prämien gibt es bei den Teams auch nur für den Finalsieg.

Den Salzburger blieb in der eigenen Halle nur, den Boznern beim Jubeln zuzusehen. Matthias Trattnig sagt angesprochen auf den nationalen Titel: „Natürlich wissen wir das zu schätzen, aber in der Stunde der Niederlage ist einem da nicht zum Feiern zumute, schließlich wollten wir die Liga gewinnen. Aber wenn man so viele Chancen auslässt, dann muss man damit rechnen, dass der Gegner die Tore schießt.“

Für Salzburg hat nächste Saison die neu geschaffene Champions Hockey League höchste Priorität. Der neue europaweite Bewerb startet am 21. August mit 40 Mannschaften, aus der EBEL sind Bozen, Salzburg, Capitals und Villach dabei. Das Finale wird im Februar stattfinden.

Salzburger bei der WM

Von den Salzburgern wurden gestern Spielmacher Konstantin Komarek sowie die Verteidiger Florian Mühlstein und Dominique Heinrich ins Nationalteam für die WM der Division I einberufen. Teamchef Viveiros entließ dafür Wiedergut, Isopp und Rauchenwald aus dem Kader. Andreas Kristler erlitt am Sonntag eine Schulterverletzung und musste absagen. Österreich startet am Ostersonntag, 5.30 Uhr MESZ, mit dem Spiel gegen die Ukraine ins Turnier.

Plan bei Capitals

Die Vienna Capitals gaben einen elfköpfigen Grundkader für die kommende Saison bekannt. Verträge haben bereits Zaba (Kan), Kickert, Schlacher, Fraser (Kan), Rotter, Gratton (Kan), Ferland (Kan), Sylvester (Kan), Fischer, Puschnik und Hartl. Außerdem wurde der Vertrag von Co-Trainer und Nachwuchskoordinator Phil Horsky um zwei Jahre verlängert. Bei der Suche nach einem neuen Headcoach wurde aus 65 Bewerbungen ein kleiner Kreis an Kandidaten gebildet, jetzt beginnen die intensiven Gespräche. Der neue Trainer darf sich den Rest der Spieler aussuchen.

Ziga Pance konnte wenige Augenblicke nach seinem entscheidenden Tor zum 3:2 seines HC Bozen im fünften und letzten Spiel der Finalserie gegen Salzburg sein Glück kaum fassen. „Wir haben als erstes nicht-österreichisches Team die Erste Bank Liga gewonnen. Das ist alles, was zählt“, sagte der Slowene.

Österreichs Meister der traurigen Gestalt
APA17914198 - 13042014 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Torjubel HC Südtirol nach dem Ausgleichstreffer zum 1:1 durch Sebastien Piche (Bozen) während des Erste Bank Eishockey-Final-Spiels, best of five, 5. Spiel, zwischen EC Red Bull Salzburg und HCB Südtirol am Sonntag, 13. April 2014, in Salzburg. APA-FOTO: EXPA/JFK
Die Südtiroler bewiesen vom ersten der 356 Spiele dieser Saison, dass sie eine absolute Bereicherung sein werden. „Wir sind immer näher zusammengerückt. Unsere Geschichte beweist, dass Träume wahr werden können“, sagte Bozens Coach Tom Pokel, der zwei Wochen vor Meisterschaftsbeginn noch nicht einmal die komplette Mannschaft zusammen hatte und belächelt wurde.

Seine Spieler bewiesen beim gestrigen 3:2 wieder unglaubliche Moral, holten sowohl das 0:1, als auch das 1:2 auf. In der Schlussphase des dritten Drittels hatte Salzburg drei hochkarätige Chancen, und schienen die Bozner körperlich am Ende zu sein. Bis zur 72. Minute, als Pance einen Querpass von Laliberte zum 3:2 verwertete.

Österreichs Meister der traurigen Gestalt
APA17914600 - 13042014 - SALZBURG - ÖSTERREICH: v.l. Joe Motzko (Red Bull Salzburg), Jaroslav Huebel (Bozen) während des Erste Bank Eishockey-Final-Spiels, best of five, 5. Spiel, zwischen EC Red Bull Salzburg und HCB Südtirol am Sonntag, 13. April 2014, in Salzburg. APA-FOTO: EXPA/JFK

Ein schwerer Ausfall für die Salzburger, aber auch für das Nationalteam war Andreas Kristler. Der Stürmer, der heuer eine echte Stütze der Salzburger geworden ist, verletzte sich schon im ersten Drittel am Arm und musste in der Pause in der Kabine bleiben. Der 23-Jährige war im Nationalteam von Manny Viveiros fix für die B-WM der Division I in Südkorea fix eingeplant. Die Österreicher treffen sich am Dienstag am Flughafen in München. Somit dürfte von Salzburg mit Sicherheit nur Verteidiger Dominique Heinrich, Spielmacher Konstantin Komarek einberufen werden. Der erste Gegner der Österreicher in Seoul ist am Ostersonntag (5.30 Uhr, MESZ) die Ukraine

Reaktionen

Don Jackson (Trainer Salzburg): "Ich bin mit dem Ende natürlich nicht zufrieden, aber wir haben alle alles gegeben. Beide Teams haben ein gutes Spiel gemacht. Das waren zwei Teams auf Augenhöhe. Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Mannschaft. Wenn man auf die Anzeigetafel schaut, dann sieht man, dass Bozen das verdient hat."

Matthias Trattnig (Kapitän Salzburg): "Wir haben so viele Chance, gehabt, Stangenschüsse, den Puck 30 Zentimeter vor der Linie. Wenn man es nicht schießt, dann schießen es die anderen. Es ist vorbei, mehr gibt es nicht mehr zu sagen."

Fabio Hofer (Spieler Salzburg): "Ich habe eine super Chance gehabt und es nicht gemacht. Sie haben das Tor geschossen, mir fehlen die Worte. Besser war Bozen nicht, es war eine ausgeglichene Partie. Wir haben ein 0:2 aufgeholt, heute ist es blöd gelaufen."

Tom Pokel (Trainer Bozen): "Es war heute Minute für Minute intensiver. Wir sind erschöpft, aber das Gefühl ist unglaublich."

Ziga Pance (Siegestorschütze Bozen): "Es ist unglaublich, das Jahr war unglaublich. Wir sind zurückgekommen, haben hart dafür gekämpft und haben es uns am Ende verdient. Ich stand kurz vor dem Tor frei und habe das Tor gemacht."

Alexander Egger (Kapitän Bozen): "Mir fehlen die Worte, das war eine super Leistung. Wir haben bis zum Schluss an uns geglaubt und jetzt haben wir es geschafft, das ist der Verdienst der ganzen Mannschaft."

Ergebnis

Red Bull Salzburg - HC Bozen 2:3 n.V. (1:0,1:2,0:0-0:1).
Eisarena Volksgarten, 3200 Zuschauer (ausverkauft), SR Smetana/Warschaw.

Tore: Meckler (11./PP), Fahey (29./PP) bzw. Piche (27./PP), Sharp (35./PP), Pance (72.). Strafminuten: 12 bzw. 10

Endstand der Serie: 2:3 - Bozen erstmals EBEL-Meister

Kommentare