Real Madrids galaktischer Absturz

Gareth Bale legte mit Real einen Fehlstart hin.
Real hat sich auf dem Transfermarkt um viel Geld in eine missliche Lage gebracht.

Bei Real, wo man alles nur nicht realistisch ist, sind sechs Punkte Rückstand nach drei Runden ein Wahnsinn. Sechs Punkte, noch dazu auf den makellosen FC Barcelona. Noch brisanter wird die Lage durch den Gegner, der den Galaktischen die zweite Niederlage in Folge zugefügt hat: Atletico Madrid. Eine 1:2-Heimniederlage tut im Stadtderby doppelt weh. Erstmals gewann der „kleine Verein“ aus der Hauptstadt zwei Ligaspiele im Bernabeu-Stadion in Folge.

Rein statistisch betrachtet hat Real den Titel damit schon verspielt: Noch nie jubelte das „Weiße Ballett“ am Saisonende, wenn von den ersten drei Spielen zwei schiefgegangen waren. Freilich, allzu oft waren die Madrilenen mit so einem Fehlstart noch nicht konfrontiert. Dieses fremde Gefühl in Tabellenregionen wie dem aktuellen Rang 13 sorgt für Panik. Während Marca den „katastrophalen Start“ beklagte, titelte Sport gleich vom „Freien Fall“. Vor dem Auftaktspiel der Champions League gegen den FC Basel wurde die Krise ausgerufen.

Sündenbock Casillas

Für die verwöhnten Fans war der Schuldige schnell gefunden: Iker Casillas, der sein 15-jähriges Liga-Jubiläum feierte, wurde gnadenlos ausgepfiffen. Der seit langem umstrittene Keeper, im Sommer trotz des Kaufes von Navas wieder zur Nr. 1 aufgestiegen, ließ zuletzt sechs von sieben Torschüssen passieren. Geschmäht wurden aber auch Real-Boss Florentino Pérez und Trainer Carlo Ancelotti. Der Trainer, zum Saisonende noch für den Champions-League-Triumph gefeiert, wird kritisiert, weil er – angeblich auf Anweisung von Pérez – alle Stars (Ronaldo, Benzema, Bale, James Rodríguez, Modric und Kroos) auf einmal einsetzt und dabei die Defensive vernachlässigt.

Schneller als erwartet bewahrheitet sich die von Cristiano Ronaldo vorgebrachte Kritik an der Transferpolitik: Die (natürlich teuren) Zugänge waren in dieser Form für ein eingespieltes Ensemble nicht nötig. WM-Star James trumpfte für Kolumbien in Brasilien als Spielmacher im Zentrum auf. Diese Position war bei Ancelotti nach dem Verkauf von Özil 2013 aber nicht mehr vorgesehen: Am besten spielte Real im 4-3-3 ohne Zehner, aber mit der Power der „BBC“-Sturmreihe Bale – Benzema – Cristiano Ronaldo.

Weiter hinten soll Weltmeister Kroos als Sechser agieren, wirkt damit aber ohne defensive Absicherung überfordert. Der verletzte Khedira und der zu Bayern gewechselte Xabi Alonso werden vermisst. Ebenso wie die Spielfreude von Di Maria, der gar nicht zu Manchester United wechseln wollte.

Dass Alonso bei den Münchnern nach seinen beiden bisherigen Einsätzen als „Mann des Spiels“ ausgezeichnet wurde, während Real die beiden Partien nach dem Verkauf des Abräumers verloren hat, nimmt bei Real die letzte verbliebene Freude an den neuen Stars.

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