Rapids verpasste Chance

Rapids verpasste Chance
Dem Verein wurde ein 120-Millionen-Euro-Projekt präsentiert. Er reagierte nicht.

Bei Rapid geht’s rund. Tagtäglich wird lange beraten und diskutiert. Heute wird der Status Quo  präsentiert. Im Hintergrund wird nach Geld und Investoren gesucht, um den am Montag als offizielles Ziel beschlossenen Neubau des Hanappi-Stadions stemmen zu können. Wenn es bis Saisonende keine Lösung gibt, bleibt nur noch die Sanierung der Bruchbude um mindestens 20 Millionen Euro, über 17 Millionen davon sind von der Stadt Wien bereitgestelltes Steuergeld. Der geplante Ausbau ist aus Kostengründen abgesagt. Die Stagnation bei Rapid wäre für viele weitere Jahre vorgegeben.

Dabei hat sich schon vor einem Jahr eine Chance auf "eine große Lösung" aufgetan. Eine Investorengruppe hat Rapid ein 120 Millionen Euro schweres Projekt präsentiert, in dem der Ausbau des Hanappi-Stadions inkludiert gewesen wäre. Es folgten mehrere Treffen mit Manager Werner Kuhn. Allein: Es wurde von den Zuständigen nicht weiterverfolgt.

Große Lösung

Der Reihe nach: Im September 2011 entwarf eine Gruppe rund um einen erfahrenen Projektentwickler mit Nähe zu Investoren eine Grundsatzstrategie. Nach den Enttäuschungen mit Rapid wurde diese auch bei der Wiener Stadtentwicklung deponiert. Über eine undichte Stelle beim Verein gelangte das Wissen über diese Studie auch in Fan-Kreise. Dem KURIER liegt die zehnseitige Projektmappe vor.

Ein Initiator bestätigt die Authentizität des Schriftstücks. Das Ziel war, "einen modernen Verkehrsknotenpunkt mit Nahversorgungsinfrastruktur und einem Freizeit- und Entertainmentbereich im Zusammenhang mit dem Hanappi-Stadion als Einheit zu bilden". Im Zentrum stand eine "grüne Lösung",  damit auch die Grätzel-Bewohner trotz eines größeren Stadions profitieren.

Konkret sollte in der Keißlergasse (vor der Südseite des Stadions) in ca. sieben Meter Tiefe eine Durchfahrtsebene mit einer zweigeschoßigen Parkgarage (1300 Stellplätze) geschaffen werden. Durch die Aufstockung der Parkplätze (gesamt 3000 in unmittelbarer Nähe) wäre auch die  Ausweitung auf 25.000 Sitzplätze umsetzbar.

Über der "Erdgeschoßebene" mit einem Stadionvorplatz wäre durch eine "aufgestelzte Bauweise" (in sieben Metern Höhe) ein Nahversorgungs-, Freizeit- und Entertainment-Zentrum angedacht gewesen.  In 14 Metern Höhe ergibt sich eine Dachfläche von rund 32.000 Quadratmetern, die "als Freizeit- und Sportpark mit hohem Begrünungsanteil ausgeführt werden" sollte. Die Gesamtprojekt-Kosten sind mit 120 Millionen Euro angesetzt. Eine hohe Summe, die laut einem Insider durch "die für Investoren langfristig lukrative Shopping- und Entertainment-Ebene aber zu stemmen ist".

"Kuhn reagierte sehr interessiert. Es gab über Monate mehrere persönliche Treffen", erzählt ein Beteiligter. Aber plötzlich war der Rapid-Manager nicht mehr greifbar. Weder über sein Mobiltelefon, noch im Büro. Da keine Absage an das Projekt vorlag, wurde Präsident Rudolf Edlinger kontaktiert. "Edlinger versicherte  glaubhaft, dass er nie etwas vom Projekt erfahren habe und dass er Interesse hätte", erzählt einer der Projektentwickler.

Zu spät

Doch die potenziellen Investoren, einer davon aus Deutschland, sollen vergrämt von der Vorgangsweise mittlerweile abwinken. Kuhn war "wegen eines Sponsortermins" gestern nicht erreichbar. Edlinger erklärt im KURIER: "Es kann sein, dass Kuhn nicht zurückgerufen hat. Aber deswegen scheitert ein Projekt – das mir sehr gefallen hätte – nicht. Rapid trifft sicher keine Schuld, weil hier viel mehr als das Stadion umgebaut werden sollte." Die Stadt Wien wäre für die Investoren der einzig richtige Ansprechpartner gewesen: "Dort muss entschieden werden, ob so ein teures Projekt gewollt wird. Wir können nicht über die Entwicklung von fremden Gebieten entscheiden."

Einer der Initiatoren reagiert enttäuscht: "Rapid bekommt immer wieder Chancen. Aber ich befürchte, dass  manche nichts dafür tun, sie auch wahrzunehmen."

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