Rapid setzt auf Schöttel und einen Neubau

Rapid setzt auf Schöttel und einen Neubau
Die Krisensitzung beim Rekordmeister endete ohne großen Umbruch.

Der Dienstag begann freundlich: NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll lud den überzeugten Waldviertler Andy Marek mit etwas Verspätung zum 50er ein. Der Klubservice-Leiter, der von Präsident Rudolf Edlinger, Manager Werner Kuhn und Trainer Peter Schöttel nach St. Pölten begleitet wurde, bekam von Pröll das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land NÖ überreicht.

Ab 16 Uhr wurde es ernst. Das Rapid-Präsidium tagte wegen der aktuellen Krise länger als geplant, erst um 21 Uhr wurde die Runde aufgelöst. Vorweg: Die Revolution bleibt aus und Trainer Peter Schöttel im Amt. „Ich werde mit Schöttel noch sprechen, aber ich versichere: Ich stehe hinter dem Trainer“, sagte Edlinger klarer als nach dem 0:2 gegen den WAC. „Ich wollte mit der Ankündigung, alles zu hinterfragen, am Sonntag keine Trainerdiskussion auslösen“, erklärte der in der Öffentlichkeit sonst so gewandte Ex-Finanzminister. Um Schöttel künftig besser zu unterstützen, wird wie vom KURIER berichtet, die Suche nach einem Sportdirektor (wie früher Hörtnagl) gestartet.

Auch eine interne Lösung ist denkbar: Mit dem Aufstieg von Nachwuchs-Manager Carsten Jancker. Der deutsche Vizeweltmeister und Champions-League-Sieger sollte Rapid öffentlich wie bei Spielerverhandlungen adäquat vertreten können.

Festgelegt hat sich das Präsidium in der Stadionfrage: Das offizielle – wenn auch unrealistische – Ziel ist ab sofort ein Neubau des Hanappi-Stadions. Wenn bis Mai nicht die dafür nötigen Investoren gefunden werden (oder eine fällige UVP den Wunsch durchkreuzt), soll der ursprüngliche, aber extrem teure Plan der Generalsanierung umgesetzt werden. Um zumindest 20 Millionen Euro, ab Sommer 2014 (statt 2013). Die in Auftrag gegebenen (und auch zu zahlenden) Pläne für einen Stadionausbau sind somit hinfällig.

Kampf um TV-Gelder

Stärke soll wieder im Kampf um die TV-Rechte ab der kommenden Saison gezeigt werden: Wie beim letzten Deal steht die Selbstvermarktung von Rapid bei einem der Free-TV-Sender im Raum. Edlinger: „Wir bestehen auf eine Änderung des Verteilungsschlüssels, um bei der Zentralvermarkung zu bleiben. Das wurde bei der Liga deponiert.“ Rapid bringe mehr Interesse und Quoten, dafür soll es künftig auch mehr vom Geld-Kuchen geben.

In Hütteldorf ist das Leistungsvermögen parallel zu den Temperaturen gesunken. Im Hochsommer war Rapid richtig stark, im Spätsommer haben noch die Ergebnisse gepasst, aber im Herbst geht gar nichts mehr und der Traditionsverein zerfällt in alle Einzelteile.

Die organisierten Fans skandierten „Vorstand raus“ und sind nach 60 Minuten beim 0:2 gegen den WAC ausgezogen, der kalte Wind wehte durch das am Ende fast leere Stadion, während die überforderten, großteils jungen Spieler bei der Blamage wie eingefroren wirkten. Nach der fünften Niederlage in sieben Pflichtspielen eröffnete Präsident Rudolf Edlinger die Trainerdiskussion, in dem er kein klares Bekenntnis zu Peter Schöttel ausgab.

Schöttel erwartet, in den anstehenden Duellen mit den anderen Krisenvereinen Mattersburg und Admira (siehe unten) auf der Bank zu sitzen: "Ich glaube schon, dass ich die Mannschaft erreiche." Unterstützung gibt es vom verletzten, nicht zu ersetzenden Steffen Hofmann. "Der Trainer trägt nicht die Schuld. Alle Spieler bis auf die ganz Jungen müssen sich hinterfragen."

Kapitän Edlinger kündigte an, alles zu hinterfragen: "Klar ist, dass es Veränderungen geben muss." KURIER-Recherchen ergaben, dass für Dienstag eine Präsidiumssitzung angesetzt ist und um eine einheitliche Linie gerungen wird. Neben der noch zu suchenden Lösung für die Stadionproblematik sollen auch die Strukturen diskutiert werden. Eine realistische Variante: Schöttel soll bis Jahresende Zeit bekommen, die Situation zu retten und das Geld für eine echte Verstärkung. Gleichzeitig wird nach einem Sportdirektor (wie früher Hörtnagl) gesucht, der dem Trainer zur Seite steht.

Belastung

Schöttel wäre ohnehin nur ein Bauernopfer, immerhin wollte Edlinger vor einem Monat noch den Vertrag verlängern. Der Cheftrainer hat Rapid als einzigen österreichischen Verein in die lukrative Gruppenphase geführt und damit große finanzielle Probleme verhindert. Jetzt könnten Schöttel (neben der extremen spielerischen Abhängigkeit von Hofmann) die deprimierenden internationalen Auftritte zum Verhängnis werden. Schöttel: "Durch die Ausfälle zehn Spieler weniger, aber durch den Europacup zehn Partien mehr – dieser Kader kann diese Belastungen nicht auffangen."

In der Führungsebene macht sich derweil Nervosität breit, weil der Anhang nicht den Kopf des Trainers, sondern tiefgreifende Reformen fordert. Ähnlich wie vor einem Jahr, als Rapid nicht 26, sondern nur 24 Punkte in 15 Runden (ohne Doppelbelastung) erspielte. Leader Admira war damals mit 27 Zählern aber in Griffweite, während jetzt die Austria und Salzburg davon ziehen.

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