Rapids kleiner Schritt aus der Krise

Erlösung für Grün-Weiß: Rapids Spieler feierten ihren Kapitän Steffen Hofmann (2. v. re.), der in seinem 350. Bundesligaspiel für die Hütteldorfer zum 2:0 traf.
Die Hütteldorf besiegen daheim Grödig und stoßen auf Rang drei vor.

Steffen Hofmann hätte sich einen schöneren Feiertag verdient. Am Sonntag lief der Kapitän zum 350. Mal für Rapid in der Bundesliga ein und holte damit Hans Krankl, den "Rapidler des Jahrhunderts", ein. Ausgerechnet drei Tage nach dem Europacup-Aus gegen Helsinki, einem der härtesten Tiefschläge in den vergangenen Jahren, wurde der Deutsche zur Nummer vier in der 115-jährigen Einsatzstatistik der Hütteldorfer.

Andererseits passte der Zeitpunkt des Jubiläums zu Hofmann. Der 33-Jährige hat ein Drittel seines Lebens beim Rekordmeister verbracht und dabei auffallend viele Tiefs mitgemacht. Am Sonntag traf er zum 2:0 gegen Grödig und hatte großen Anteil, einen ersten Schritt aus der Krise zu schaffen. "Dieses Tor war für ihn und uns sehr wichtig. Er geht immer voran und dabei auch über Schmerzen drüber", lobte Trainer Zoran Barisic den Jubilar.

Durchhalteparolen

Vor Spielbeginn hatte Stadionsprecher Andy Marek die immerhin 12.100 Zuschauer mit Durchhalteparolen begrüßt. Die "Toten Hosen" sangen "Steh auf, wenn du am Boden liegst". Ein großes Fan-Transparent kündigte an: "Egal wos kommt im Lebn, Rapid wirds imma gebn."

Durchaus passend dazu gehörte Grödig die Startphase. Barisic hatte wegen den Verletzungen von Behrendt (Mittelfußknochen-Bruch) und Pavelic (Hüftprellung) zwei Debütanten gebracht. Sowohl Grahovac (mit kapitalen Fehlpässen) als auch Stangl präsentierten sich nervös. Besser erging es Flügel Schobesberger, der erstmals von Beginn an wirbelte.

Nach zehn Minuten fingen sich die Gastgeber und Thomas Schrammel stürmte nach dem Motto "Wer braucht schon Rechtsverteidiger?" Weil alle im Kader befindlichen verletzt sind, musste der Linksfuß erstmals rechts ran. In Minute 14 leitete er eine Chance über Schaub und Beric ein. Der Ball kam nochmals als Abpraller zum Strafraumeck zurück – und Schrammel zog volley ab. Mit seinem stärkeren linken Fuß gelang ihm via Latte das 1:0 Marke "Tor des Monats". Es war tatsächlich das erste Rapid-Heimtor gegen Grödig, den bisherigen Angstgegner.

Fehlpfiffe

Die Spielfreude wurde vom einsetzenden Regen nach 25 Minuten weggespült. Dass der Spielfluss verloren ging, lag aber auch an Schiedsrichter Kollegger, der seinen aus der zweiten Liga bekannten, kleinlichen Stil in der Bundesliga fortsetzte und fast jeden Körperkontakt abpfiff. Falsch war auch der Abseitspfiff gegen Tomi auf dem Weg zum 1:1 (40.). Im Finish half der schwache Referee Rapid erneut, als er einen Tritt von Wydra gegen Tomi übersah.

Den Wienern gelang erst nach 61 Minuten wieder ein flüssiger Angriff. Über Schaub und – wen sonst? – Schrammel wurde Steffen Hofmann freigespielt, der direkt zum 2:0 verwandelte. Die Gäste spielten brav mit, hatten aber außer der Schnelligkeit von Reyna zu wenig anzubieten.

Weil auch die Konkurrenz schwächelt, rückt Rapid sogar auf Platz drei vor. Verstärkungen wären allemal hilfreich, sind bei der am Montag zu Ende gehenden Transferzeit aber nicht mehr zu erwarten. Die Pläne für die Länderspielpause? "Wunden lecken und die Kondition nochmals verbessern", sagt Barisic.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 12.100, SR Kollegger

Tor:
1:0 (14.) Schrammel
2:0 (61.) S. Hofmann

Rapid: Novota - Schrammel, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl - Grahovac, Wydra - Schaub (90. Starkl), S. Hofmann (68. Schwab), Schobesberger (77. F. Kainz) - Beric

Grödig: C. Stankovic - Handle, Cabrera, Karner, Martschinko - Brauer - Schütz (67. Boller), Tomi, Nutz (67. Djuric), Huspek - Reyna

Gelbe Karten: Sonnleitner, M. Hofmann, Beric bzw. Cabrera, Tomi, Karner, Brauer

Weitere Ergebnisse und Tabelle

Zoran Barisic (Trainer Rapid): "Natürlich zählt dieser Sieg besonders viel, wir waren ja bitter enttäuscht vom Aus gegen Helsinki. Wir haben uns auf ein schweres Spiel eingestellt und Gott sei Dank gewonnen. Jetzt müssen wir alles aufarbeiten und arbeiten für die nächste Periode. Wir hatten einige Ausfälle, die Mannschaft hat trotzdem sehr viel Charakter gezeigt und gekämpft bis zum Schluss, um kein Gegentor zu erhalten. Ich hoffe dass alle unsere Teamspieler gesund zurückkommen."

Michael Baur (Trainer Grödig): "Wir sind schon davon ausgegangen, dass wir Rapid Paroli bieten können. Wir sind gekommen um zu punkten. Uns ist ein reguläres Tor aberkannt worden, auch in der zweiten Hälfte haben wir gut ins Spiel gefunden und zum falschen Zeitpunkt das Tor kassiert. Den einzigen Vorwurf, den ich der Mannschaft machen kann ist, dass wir Richtung Tor in einigen Phasen nicht konkret genug waren. Da haben wir zu wenig Abschlüsse gehabt."

Thomas Schrammel (Torschütze zum 1:0): "Es ist alles sehr schnell gegangen und ich habe gedacht, ich hau ihn einfach rein. Ich habe mich auf die rechte Position eingestellt, das ist mir sehr gut gelungen. Der Sieg ist sehr positiv, wir wollten den Fans vom Donnerstag was zurückgeben. Das ist wichtig für das Selbstvertrauen und wunderschön vor der Länderspielpause."

Steffen Hofmann (350. Spiel für Rapid, Torschütze zum 2:0): "Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns, wir haben doch eine ganz schwierige Woche gehabt. Wir sind daher zufrieden, dass wir gewonnen haben. Das war enorm wichtig. Wir dürfen aber nicht glauben, dass jetzt alles gut ist. Wir haben nach wie vor zu wenig Punkte auf dem Konto. Wir müssen weiter hart arbeiten und Spiele gewinnen, dann werden wir noch eine gute Saison haben. Wir sind besser als der neunte Platz, auf dem wir vor dem Spiel waren. Unser Anspruch ist es, vorne mitzuspielen. Ich bin guter Dinge, dass wir das über kurz oder lang schaffen."

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