Mauert sich Portugal nun bis ins Finale?

Nach dem 1:0-Achtelfinalsieg über Kroatien haben Ronaldo und Co. nun gute Endspielchancen.

Taktikschlacht statt Feuerwerk - Portugals Achtelfinaltriumph gegen Kroatien enttäuschte am Samstag in voller "Überlänge" und brachte einen Gewinner, der bei der Fußball-EM auch im vierten Match keinen Sieg nach regulärer Spielzeit aufweisen kann. Während die Kroaten in einem Tränenmeer versanken, hat Portugal dank einer unerwarteten taktischen Finte nun eine fast schon historische Chance.

Das klingt eigentlich absurd, so harmlos war doch der Auftritt des Teams von Superstar Ronaldo, der immer noch auf seinen ersten Titel mit dem Nationalteam hofft. Doch als sich alle in einem äußerst langweiligen Spiel schon auf ein Elfmeterschießen eingestellt hatten, ebnete Ronaldo seiner Mannschaft doch den Weg ins Viertelfinale. Seinen Torschuss in der 117. Minute - der erste überhaupt von Portugal im gesamten Spiel - konnte Kroatiens Keeper Danijel Subasic nur abklatschen. Der eingewechselte Ricardo Quaresma vollendete und köpfelte den Vize-Europameister von 2004 zum sechsten Mal in Serie in die Runde der letzten Acht bei einer EM.

Weil sich Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich alle in der anderen Turnierhälfte befinden, würde man es erst im Finale mit einem ganz Großen zu tun bekommen. Vorerst wartet im Viertelfinale am Donnerstag Polen, mögliche Halbfinalgegner sind Ungarn, Belgien und Wales. "Es gibt keine einfachen Gegner mehr in diesem Turnier. Polen hat ein starkes Team, wir müssen wieder unser Bestes geben", sagte Abwehrspieler Cedric Soares.


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"Wir haben 120 Minuten hervorragend verteidigt - und dann im richtigen Moment zugeschlagen", sagte der Stürmer von Besiktas Istanbul, der gemeinsam mit Ronaldo die Jugendakademie von Sporting Lissabon durchlaufen hatte. Im Gegensatz zu "CR7" konnte Quaresma den hohen Erwartungen später aber nicht gerecht werden, fiel eher mit Undiszipliniertheiten denn Weltklasseleistungen auf. Auch bei Trainer Fernando Santos ist der 32-Jährige nur in der Jokerrolle, am Samstag wurde er in der 87. Minute eingewechselt.

Grotesk gute Ausgangslage

Die gute Ausgangslage für Portugal scheint auch nach den Eindrücken vom Samstag geradezu grotesk. Beim vierten Unentschieden im vierten Spiel nach 90 Minuten präsentierte sich Portugal nicht unbedingt wie ein Titelanwärter. "Es war ein sehr taktisches Match. Wir haben versucht, das Spiel zu machen, aber Kroatien hat uns nicht gelassen. Und Kroatien hat versucht, das Spiel zu machen, aber wir haben sie auch nicht gelassen", meinte Santos, der sich immerhin auf die Fahnen heften darf, mit einer für portugiesische Verhältnisse ungewohnt defensiven Taktik überrascht zu haben.

"Ich habe noch nie so viele Tränen gesehen"

Im Vergleich mit nur sechs Torschüssen der Portugiesen probierte es Kroatien immerhin 17 Mal, direkt aufs Tor ging aber keiner dieser Versuche. Das größte Pech hatten Dario Srna und Co. bei einem Stangenschuss von Ivan Perisic nur Momente bevor Portugal den folgenschweren Konter einleitete.

Die nach ihren starken Leistungen in der Vorrunde und dem 2:1 gegen Titelverteidiger Spanien eigentlich favorisierten Kroaten hingegen waren am Ende fassungslos. "Wir sind sehr enttäuscht und wir alle wissen, das war die große Chance dieser Generation", sagte Abwehrspieler Vedran Corluka. Und Trainer Ante Cacic meinte: "Wir hatten eine große Chance bei diesem Turnier." Ivan Rakitic berichtete von riesiger Enttäuschung in der Kabine. "Ich habe noch nie so viele Tränen gesehen", sagte der Legionär des FC Barcelona, "das bessere Team fährt nach Hause."

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