Drei mal drei am Bodensee

Gute Aussichten: Mit dem Papa und dem Opa auf großer Fahrt um den Bodensee
Sohn, Papa, Opa: Radeln drei Generationen durch drei Länder um den See, geht es um die Pausen.

Es sind die Stopps. Beim Radfahren mit Kindern geht es immer um die Stopps. Natürlich wird mit dem richtigen Bike auch der Weg selbst zu einem Ziel. Der Vater des dreijährigen Valentin etwa ist vehementer Verfechter der Frontsitzer, also das Kind vor sich in Kiste oder Korb. So sieht der Spross mehr von der Gegend als nur Papas Arsch, so kann man plaudern und interagieren. Wenn dieser Valentin zum Beispiel mit Vater und beiden Opas den Bodensee umrunden und erkunden will, thront er im „PackBernds“ (www.bernds.de) vor seinem Vater, kontrolliert das Tempo von Opi und Opi und interagiert: „Papi, ich will fotagrafieren“. In langsamer Fahrt hänge ich ihm den Fotoapparat um und schalte ein. Den Auslöser findet Valentin selber. Die Motive nicht so.

Drei mal drei am Bodensee
Fotos zur Radserie 2016, Rund um den Bodensee, Axel Halbhuber, Valentin Halbhuber. Ausschließlich zum EINMALIGEN Gebrauch für die Serie!!! Sonst auf Nachfrage!
Die bestehen auf der 270-Kilometer-Runde, die Valentins Entourage in einer Woche nur zu zwei Drittel schafft, nicht nur aus altem Gemäuer und Kultur. Valentin hat keinen Blick für wuchtige Kirchen und Schlösser in idyllischen Seestädtchen wie dem schweizerischen Romanshorn oder Arbon, nicht einmal für die älteste bewohnte Burg Deutschlands in Meersburg. Er sieht die Spielplätze daneben. Man gewinnt den Eindruck, rund um den drittgrößten See Mitteleuropas investiert man in Zweierlei: Blumen-umrandete Seepromenaden für ganz Erwachsene. Und unglaublich coole Spielplätze für die Valentins. Dazwischen liegen gut ausgebaute Asphalt-Radwege zwischen Bahnschienen, Feldern und Obstplantagen, manchmal in der prallen Sonne, aber fast immer flach.

Das große Abseits

Valentins Opas sind kaum Blumenfans. Sie nehmen ihn an der Hand, wenn er beim Affenberg Salem die Bewohner füttern will. Wenn er im Wild- und Freizeitpark Allensbach „noch einmal“ zu den großen Bären oder der großen Rutsche will. Solche Highlights liegen oft nicht direkt am See. Daher sind kleine Etappen klug, es geht schließlich ums Stoppen. Und um Zeit am Ankunftsort, in einigen Unterkünften gibt es viel zu entdecken: Für das Schloss Wartegg braucht man einen Nachmittag, Schlosspark mit Tieren, Bächlein, Fußballwiese, das größte Spielzimmer der Schweiz oder die Badewanne Kaiserin Zitas – ein kleiner Pool. Oder bei Quartieren mit Wasserzugang, Valentin scheiterte daran, alle Steine des Strandes in der Seeresidenz Wangen dem See zuzuführen. Aber nur knapp.

Andere Stopps liegen am Weg. Das faszinierende Pfahlbaummuseum oder die abenteuerliche Lädinenfahrt. Die Glashausalleen der Insel Reichenau. Das umfassende Kinderland der Blumeninsel Mainau, wo Valentin und seine Freunde aus dem Schmetterlingshaus dem Vater auf der Nase herumtanzten.

Drei mal drei am Bodensee
Fotos zur Radserie 2016, Rund um den Bodensee, Axel Halbhuber, Valentin Halbhuber. Ausschließlich zum EINMALIGEN Gebrauch für die Serie!!! Sonst auf Nachfrage!
Der Rheinfall liegt nicht auf der Route, ist aber der perfekte Ausflug mit Schiff. Vor dem Ablegen sollten Eltern ihren Kindern unbedingt die Liliputbahn und ihre rührenden Erbauer in Stein gönnen, wo der Rhein den See verlässt. Auf dem Schiff sinnierte selbst der Dreijährige mit Blick auf das Kielwasser vom Rhein, der „in Österreich hineinrinnt und da wieder heraus“. Apropos: Die Rheinmündung bei Bregenz ist ein hübscher Umweg in die Natur. Und neben der Seebühne in Bregenz das Highlight des 27-km-Fuzzerls, das Österreich am Bodensee hält. Dafür hat man vom Pfänder den wahrscheinlich besten Blick auf den See.

Nach technischen Sorgen wechselte Valentin doch noch auf ein Rad mit Sitz hinten. Radweg-Reisen, Veranstalter-Platzhirsch am See, hat das neue „Weehoo“ im Leihangebot, eine Mischung aus Nachläufer und Anhänger. Ein cooles Bike für Nochnicht-Selbstradler, das aber nicht über die Nachteile hilft: kein Fotoapparat, kein Plaudern, und kein Anblick des schlummernden Schatzileins.

Einkehrmöglichkeiten

Wirtshaus am See in Bregenz (Ö): www.wirtshausamsee.at

Residenz Seeterrasse in Wangen (D) – Küchenchef Harald Leissner ist berühmt für seinen Fisch: www.residenz-seeterrasse.com

Landgasthaus Mindelsee beim Wildpark Allensbach – mit Zimmern: www.landgasthaus-mindelsee.de

Hotel Restaurant Sternen in Mühlhofen: www.sternen-muehlhofen.de

Übernachtungsmöglichkeiten

Hotel Schloss Wartegg in Rorschach (CH): www.wartegg.ch

Residenz Seeterrasse in Wangen (D): www.residenz-seeterrasse.com

Campingplatz Klausenhorn (D) – Schlaffass: www.camping-klausenhorn.de

Jugendherberge Lindau – Familienzimmer: www.jugendherberge.de

Sehenswürdigkeiten

ÖSTERREICH:

Pfänderbahn in Bregenz mit Wildpark: www.pfaenderbahn.at

SCHWEIZ:

Liliputbahn in Stein am Rhein, Schifffahrt: www.tourismus-untersee.eu

Rheinfall: www.rheinfall.ch

DEUTSCHLAND:

Wild- und Freizeitpark Allensbach: www.wildundfreizeitpark.de;

Kinderland Insel Mainau: www.mainau.de;

Affenberg Salem: www.affenberg-salem.de;

Pfahlbaumuseum Unteruhldingen: www.pfahlbauten.de;

Lädinenfahrt Immenstaad: www.laedine.de

LITERATURTIPP

Rund um den Bodensee, Überlinger See und Untersee, erschienen im Verlag Esterbauer, 13,90 €.

01. ETAPPE / 17. JULI 2016
Prolog: Race Across Steiermark.

02. ETAPPE / 20. JULI 2016
Mit Kindern auf dem Steyrtalradweg.

03. ETAPPE / 24. JULI 2016
Auf dem Schrammelradweg im Waldviertel.

04. ETAPPE / 27. JULI 2016
Rad, Boot, Bahn: Die Wolfgangsee-Trilogie.

05. ETAPPE/31. JULI 2016
Opa, Papa, Sohn: Rund um den Bodensee.

06. ETAPPE/ 03. AUGUST 2016
Transalp-Tour: Von Krimml nach Bruneck.

07. ETAPPE/ 07. AUGUST 2016
Dem Veltliner auf der Spur im Weinviertel.

08. ETAPPE / 10. AUGUST 2016
Um den Wörther See radeln – und chillen.

09. ETAPPE / 14. AUGUST 2016
Adrenalin! Im Ötztal Radmarathon fahren.

10. ETAPPE / 17. AUGUST 2016
Nach Süden! Entlang von Mürz und Mur.

11. ETAPPE / 21. AUGUST 2016
Gott! Radpilgern von Wien nach Mariazell.

12. ETAPPE / 24. AUGUST 2016
Die Hohen Tauern zum Auspowern.

In all den Jahren auf dem Rennrad konnte der inzwischen 34-jährige Radprofessional Christoph Strasser viel Erfahrung sammeln. Auch in punkto leichtes Reisegepäck und Wegzehrung. Hier eine Auflistung jener nützlichen Dinge, die Strasser on tour immer dabei hat:

Zwei große gefüllte Trinkflaschen und Elektrolytgetränkepulver (eine Flasche pro gefahrene Stunde gilt als Faustregel), eine Banane, eine Packung Flüssignahrung, Reserveschlauch, Luftpatrone, Werkzeug für unterwegs, 5 Euro, Bankomatkarte, E-Card, Mobiltelefon, Rad-Navi am Lenker. Für den Fall, dass es unterwegs dunkel wird, hat er am Rad auch ein fixes Rücklicht montiert.

Drei mal drei am Bodensee
Andreas Röderer Radfahrer Radmechaniker
Im Laufe der Jahre und unzähliger Radtouren hat auch der erfahrene Radmechaniker Andreas Röderer viel Erfahrung gesammelt. Hier eine Auflistung jener Dinge, die er immer in seine Packtaschen stopft:

Für das Rad: Ersatzschlauch, Luftpumpe und Werkzeug.

Für den Körper: Sonnenschutz, Creme für die Weichteile, Zahnbürste, Waschzeug, Waschlappen, mittelgroßes Handtuch und Helm (dient nebenbei auch als Sonnen- bzw. Regenschutz).

Zum Anziehen: Knickerbocker, kurze Sporthose, dünne lange Hose, Trikot aus Merinowolle (atmungsaktiv), helles, knitterfreies Hemd, leichter Fleece-Pulli mit Zipp, leichte atmungsaktive Regenjacke, Unterhosen, Badehose sowie Radhandschuhe.

Schuhwerk: Radschuhe für SPD-Pedale, leichte Flipflops oder Espadrillos sowie dünne kurze Baumwollsocken.
Packtaschen: Zwei wasserdichte Taschen (40 Liter), Lenkertasche für Handy, Fotoapparat, Geldbörse, Dokumente und Radkarte.

Rodingersdorf im Waldviertel. Dort, in einem alten Bauernhof, ist der Salzburger Roland Esterbauer heute zu Hause. Und auch sein Verlag. Den kleinen Ort in der Nähe von Sigmundsherberg muss man auf der Karte suchen. Ein Glück, dass Esterbauer ebensolche produziert. Der Verlag Esterbauer ist eine österreichische Erfolgsgeschichte – und ein Exportschlager, speziell in Deutschland. Vor allem jene erste große Karte des Verlags, die gute Orientierung auf dem Donauradweg bietet, wurde zum absoluten Klassiker für deutschen Radtouristen. Deshalb arbeiten neben den 16 Mitarbeitern in Rodingersdorf weitere sieben in einem Stadtbüro in Berlin.

Drei mal drei am Bodensee
Roland Esterbauer, Verlag Esterbauer, Rodingersdorf
Eigentlich wollte Roland Esterbauer mit dem Erstellen einer Niederösterreich-Radkarte sein Studium an der Technischen Universität in Wien finanzieren. Aus dem Ferialjob wurde seine Berufung. Das war Mitte der 1980er-Jahre. In den vergangenen dreißig Jahren haben seine Leute 470 Titel erarbeitet, neben Radtourenbücher und -karten auch Mountainbike- und Wanderführer. „In der Zwischenzeit haben wir Material zu den interessantesten Rad- und Wanderregionen Europas“, erzählt Esterbauer stolz. Die Schwerpunkte hat er in Deutschland und in Österreich gesetzt.

Die Vermessung der Welt bzw. von Radwegen ist heute ein aufwendiges Unterfangen: Redakteure des Verlags fahren jede Tour vorab mit dem Rad und dem Auto ab. Ihre Erfahrungen und GPS-Daten werden in die Karten (auch online) eingetragen. Von ihrem Know-how profitiert in den nächsten Tagen auch der KURIER. Drei der zwölf Touren werden von Esterbauers Leuten vorgestellt.

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