Gehaltsverlust wie bei Babypause
Verteidigungsminister Norbert Darabos holt sich zur Untermauerung seiner Argumente für ein Berufsheer Unterstützung aus der Wissenschaft. Arbeitsmarkt-Expertin Gudrun Biffl hat eine Studie, die sie 2001 unter der schwarz-blauen Regierung über die Auswirkungen der Wehrpflicht auf den Arbeitsmarkt erstellt hatte, aktualisiert. Ihr Schluss: Die Wehrpflicht bringe sowohl individuell als auch volkswirtschaftlich Verluste.
Basierend auf den Erfahrungen in den Niederlanden, wo die Wehrpflicht in den 1990er-Jahren ausgesetzt wurde, hat Biffl errechnet, dass das Erwerbseinkommen jener Männer, die beim Heer waren, nach zehn Jahren im Durchschnitt um fünf Prozent niedriger ist als jenes von Männern, die gleich in den Beruf eingestiegen sind. Dieser langfristige Einkommensverlust sei vergleichbar mit dem von Frauen, die in der Babypause waren, sagt Biffl.
So gesehen seien Wehrpflicht und Zivildienst eine „Naturalbesteuerung“ junger Männer, deren Verteilungseffekt zugunsten wohlhabender Älterer geht.
Ein Berufsheer würde dreierlei Positives bewirken: Junge Männer könnten sofort in den Beruf einsteigen. Jene, die freiwillig Zeitsoldaten werden – oft Jugendliche mit geringen Chancen – könnten beim Heer auf ein gutes Lebenserwerbseinkommen hoffen. Das freiwillige Sozialjahr würde eine überfällige adäquate Bezahlung für Sozialarbeit bringen. Unterm Strich würde das Wirtschaftswachstum um 0,25 Prozent oder 300 Millionen Euro steigen, sagt Biffl.
Eine höhere Jugendarbeitslosigkeit durch den Entfall der Wehrpflicht erwartet Biffl nicht, weil jetzt geburtenschwache Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt kommen.
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