SPÖ fürchtet Wähler-Strafe

OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sieht Arbeitslosigkeit als eines der wenigen Wirtschaftsthemen, die von der breiten Bevölkerung wahrgenommen werden.
Schlechte Wirtschaftsdaten könnten Landeshauptleuten das Wahlergebnis eintrüben.

420.000 Personen haben keine Job, und Österreich stürzt beim Wachstum in die Gruppe der EU-Sorgenkinder ab. Weil Wirtschaftsdaten immer auch als ein Maßstab für Erfolg oder Misserfolg einer Regierung gelten, fürchtet die SPÖ, bei den Landtagswahlen abgestraft zu werden. Die hohe Arbeitslosigkeit könnte den roten Landeshauptleuten das Wähler-Zeugnis vermiesen.

Schon vor den jüngsten, ernüchternden EU-Konjunkturprognosen für Österreich war die Stimmung für die SPÖ nicht berauschend. Umfragen signalisierten Landeshauptmann Hans Niessl trotz persönlicher Beliebtheit im Burgenland ein Minus von vier Prozentpunkten, der Steirer Franz Voves muss sich gar auf doppelt so hohe Verluste gefasst machen. Grauslich schauen auch die Daten für die SPÖ-Wien aus, dem Vernehmen nach ist sie inzwischen in den Umfragen auf 36 Prozent abgerutscht (sie hatte 44 Prozent bei der letzten Wahl).

"Zahlen und Wirtschaftsdaten werden von der breiten Bevölkerung kaum wahrgenommen – mit zwei Ausnahmen: Arbeitslosigkeit und Inflation", sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Vor allem im rot-blauen Wählersegment würden emotionale Themen wie Zuwanderung eine große Rolle spielen.

Das klingt, vor allem für die Wiener SPÖ, nach einer explosiven Mixtur – Rekordarbeitslosigkeit wegen starker Zuwanderung.

Die Tatsache: In Wien wächst zwar die Anzahl der Jobs, aber viel mehr Leute suchen ihr Glück auf dem Wiener Arbeitsmarkt, als die Stadt in der Lage ist, neue Jobs zu generieren. Binnen-Wanderer aus den Bundesländern, Tagespendler aus dem Umland, Zuwanderer aus Deutschland, Ungarn, Polen, Rumänien und vielen anderen Ländern machen Wien zu einer dynamisch wachsenden Region; mit der Schattenseite eines enormen Verdrängungswettbewerbs auf dem Job-Markt.

Im anlaufenden Wahlkampf hat die SPÖ-Wien die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sie kann sich als schlechteste Landesregierung mit den höchsten Arbeitslosenzahlen prügeln lassen. Oder sie kann die Fakten der Zuwanderung kommunizieren mit der Gefahr, der FPÖ Stoff für Agitation zu liefern.

Was raten die Fachleute?

Kommunikationsberater Josef Kalina meint, die SPÖ Wien solle "erklären, dass Wien für Zuwanderer aus dem In- und Ausland ein attraktiver Jobmotor ist, und dass es deswegen zu Verdrängung und Arbeitslosigkeit kommt". Wolfgang Bachmayer meint das Gegenteil: "Die alte populistische FPÖ-Formel, Ausländer seien schuld an der Arbeitslosigkeit, mit offiziellen Zahlen aus glaubwürdigen Quellen zu unterlegen, stärkt nur die FPÖ."

Neues ÖVP-Innenleben

Die ÖVP gestaltet ihre Spitzengremien um – die große Entmachtung von Reformverweigerern wie Beamten-Boss Fritz Neugebauer geht damir allerdings nicht einher.

Die ÖVP wird lediglich das, was bisher informelle Praxis war, zum statutarisch korrekten Ablauf machen. Im ÖVP-Vorstand sitzen 40 und mehr Personen, ein nicht sehr handliches Gremium, um etwas auszudiskutieren. Wolfgang Schüssel hat es zur Praxis gemacht, informell mit den Chefs von Ländern und Bünden das Wichtigste im Vorfeld des eigentlichen Parteivorstandes auszureden. Diese informelle Runde wird nun der formelle Parteivorstand, der bisherige Parteivorstand heißt in Zukunft "Parteileitung" und umfasst etwas mehr als 40 Personen. Das entscheidende Spitzengremium, der Parteivorstand Neu, wird 21 Mitglieder haben (Parteichef und Stellvertreter, Chefs von Ländern und Bünden, Klubchef, Generalsekretär und Finanzchef). "Minister können bei Bedarf zu Sitzungen hinzugezogen werden, wenn es um aktuelle Themen geht, die ihr Ressort betreffen", sagt Generalsekretär Gernot Blümel.Zwei Minister sind ohnehin im Vorstand, weil sie Bündeobleute sind: Johanna Mikl-Leitner (ÖAAB) und Sebastian Kurz (Junge ÖVP).

SPÖ fürchtet Wähler-Strafe

Der ÖVP-Bundesparteitag, auf dem die neue Gremienstruktur beschlossen wird, ist das politische Hauptereignis kommende Woche. 600 Delegierte werden erstmals elektronisch über fünfzig Themen abstimmen.

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