Prominente mischen Hofburg-Wahl auf

Van der Bellen hat Unterstützer aus Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft.
Personenkomitees haben Tradition in Wahlkämpfen. Aber noch nie haben so viele Promis die Seite gewechselt.

Wolfgang Petritsch, ein prononcierter Roter, wirbt für den ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen.

Ex-Tiergarten-Direktor Helmut Pechlaner, der einst ÖVP-Boss Wolfgang Schüssel unterstützt hat, sitzt im Komitee für Irmgard Griss.

Und Neos-Financier und Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner setzt sich für SPÖ-Mann Rudolf Hundstorfer ein.

Dass sich Promis in Wahlkämpfen für Politiker engagieren, ist nichts Neues. Dass sich aber langjährige Unterstützer der SPÖ auf die Seite eines Grünen schlagen – oder Schwarze für eine unabhängige Politikerin eintreten, ist eher ungewöhnlich. Aber was bringen all die Künstler, Wissenschaftler und Unternehmer den Hofburg-Anwärtern? Ist es ein Gewinn, wenn man berühmte Leute aus dem Konkurrenz-Lager in das eigene lotsen kann?

Konventionelle Komitees

Dass "konventionelle Personenkomitees" mit erwartbaren Helfern das Wahlverhalten beeinflussen, bezweifelt Politologe Fritz Plasser. Thomas Kratky, Kampagnenleiter von ÖVP-Kandidat Andreas Khol, befindet auch, derartige Komitees gehörten zur "Tradition". Deren Auswirkungen seien aber "im überschaubaren Bereich".

Im Wahlkampf-Büro von Hundstorfer will man Promi-Werbung auch nicht überbewerten: "Ein Personenkomitee ist ein wichtiges Element in einer Wahlwerbung, das man nicht unter-, aber auch nicht überschätzen darf."

Breite Unterstützung

Lothar Lockl, Wahlkampfmanager von Van der Bellen, beurteilt das ein wenig anders. Bei Komitees, die sich zu 95 Prozent aus Parteigängern zusammensetzen, sei der Effekt "enden wollend". Anders sei das bei jenem von Van der Bellen. Grün-Politiker sucht man in Liste vergeblich. Dafür finden sich darauf Künstler, die als SPÖ-affin galten – wie André Heller und Willi Resetarits. Experte Plasser stützt Lockls These, wonach Personenkomitees, die Überraschungen beinhalten, doch eine gewisse Auswirkung auf das Wahlverhalten haben.

Bei der Hofburg-Wahl würden "so viele Bürger wie noch nie taktisch wählen". Und wenn man zwischen zwei Kandidaten schwanke, könne ein prominenter Überläufer "Vorbildcharakter" haben – etwa Wolfgang Petritsch, der Van der Bellen statt Hundstorfer wählen wird, weil er dem ehemaligen Grünen-Frontmann es eher zutraut, dass er den Einzug in die Stichwahl schafft. Promis könnten primär noch Wähler beeinflussen, die unentschlossen sind. Wie groß deren Einfluss ist, sei aber "nicht messbar", sagt Plasser.

Wechsel-Gründe

Was bewegt bekannte Leute dazu, sich für einen Politiker starkzumachen? Und warum wechseln manche die Seiten?

Ex-Schönbrunn-Boss Pechlaner erklärt, er habe gehofft, dass sich SPÖ und ÖVP auf Griss als gemeinsame Kandidatin einigen. "Aber aus Egoismus und Panik, Macht zu verlieren, stellen sie lieber eigene Kandidaten auf. Sie investieren mehrere Millionen Euro, um eine Frau als Präsidentin zu verhindern." Daher steht Pechlaner nun an der Seite von Griss.

Er selbst würde aber nicht in die Politik gehen: "Mir wurde vom Landwirtschaftsminister bis zum Bürgermeister von Innsbruck alles angeboten. Ich habe alles abgelehnt, weil man in der Politik nicht die Wahrheit sagen kann und jeder nur versucht, den anderen auszutricksen."

TV-Tipp: Beim "Talk im Hangar 7" (Servus-TV, 22.15 Uhr) diskutieren am Donnerstag prominente Unterstützer über die Bundespräsidentenwahl.

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