Letzte Ehre für streitbaren Altbischof
Die Reihe der Menschen, die sich Samstagvormittag ins Kondolenzbuch eintrugen, riss nicht ab. Viele wollten sich von dem im Dom aufgebahrten St. Pöltener Altbischof verabschieden, der am 25. Jänner im Alter von 77 Jahren verstorben war.
Kurt Krenn leitete die Diözese 13 Jahre lang, bis er 2004 auf Anraten des Vatikans zurücktrat. Geprägt wurde die Phase von vielen Konflikten selbst mit Amtskollegen des als äußerst konservativ geltenden Bischofs. Dass Krenn stets Ministrantinnen ablehnte, beliebte Theologen wegen Ungehorsams ihres Amtes enthob und Missbrauchsfälle in der Kirche verharmloste, löste immer wieder Proteste aus.
Bilder der Trauerfeier
Die Trauerfeier zeigte das Bemühen, keine alten Wunden aufzureißen. Trotz der Anwesenheit Erzbischof Christoph Schönborns und anderer katholischer Würdenträger übernahm die Würdigung Krenns sein Nachfolger Klaus Küng. Der zeichnete die beiden, einander anscheinend widersprechenden Bilder Krenns: Den liebenswürdigen, volksnahen Bischof ebenso wie den Mann, der sich in verhärtete Diskussionen begab und „unnachgiebig sein konnte“. Eine Aussage, zu der Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll heftig nickte. „Trotzdem war er im Grunde jemand, der ein weiches Herz gehabt hat“, sagte Küng.
„Er war ausgesprochen leutselig, hatte ein ganz besonderes Charisma. Er konnte sehr gut diskutieren, das hat sicherlich manchmal polarisiert. Er besaß die Gabe, die Dinge auf den Punkt zu bringen, und zwar pointiert“, meinte Küng.
Konfliktträchtig
Küng erinnerte aber auch an schwere wechselseitige Kränkungen in Konfliktsituationen. „Dass dann seine Reaktionen für weitere schwere Verletzungen“ sorgte und auch Aggressionen auslöste, „gehört wohl zur Tragik seines Lebens“, fand Küng, der in den Kränkungen auch eine Beschleunigung von Krenns Krankheit vermutet.
Der amtierende Bischof würdigte seinen Vorgänger als ausgezeichneten Theologen und Philosophen, bezeichnete ihn als aufrechten und mutigen Kämpfer, „der in vielen Dingen, in denen man nicht nachgeben darf, tatsächlich nicht nachgegeben hat“.
Der streitbare Kirchenfürst
Franz Hagenauer, Obergrafendorf
Peter Krammer, St. Pölten
Reinhard Palmeshofer, St. Pölten
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