St. Pöltener Altbischof Kurt Krenn gestorben
Österreichs Katholiken verlieren eine ihrer profiliertesten und umstrittensten Persönlichkeiten. Kurt Krenn, auf den die Bezeichnung „Kirchenfürst“ zutraf wie auf keinen zweiten führenden Vertreter seines Glaubens der letzten Jahrzehnte, ist tot. Der emeritierte Bischof von St. Pölten ist Samstag um 20.17 Uhr mit 77 Jahren gestorben. Krenn war seit Jahren schwer erkrankt und hatte sich daher völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er hatte 13 Jahre lang die Diözese St. Pölten geleitet. Der gebürtige Oberösterreicher (siehe Biografie unten) wurde 1962 Priester.
Heftige Spannungen
Seine Kirchenkarriere führte ihn nach Zwischenstationen in Tübingen, Regensburg (mit dem nachmaligen Papst Benedikt XVI.), Linz und Uppsala zurück in die Heimat. 1987 wurde Krenn von Papst Johannes Paul II. zum Auxiliarbischof für die Erzdiözese Wien ernannt, die Weihe erfolgte durch Kardinal Hans-Hermann Groer (2003). Um die Person Krenn gab es von Beginn seiner Tätigkeit (Ressorts: Kunst, Kultur und Wissenschaft) heftige Kontroversen. Die Kritik fokussierte sich auf seinen auotkratischen Stil mit so prononcierten wie provozierenden Aussagen. In einer ersten Reaktion seines Nachfolgers Klaus Küng heißt es: „Besonders engagiert verteidigte er das Recht auf Lebensschutz jedes Menschen ab der Empfängnis bis zum natürlichen Tod ... Ihm ging es vor allem um die Kirche als Verkünderin der Wahrheit ... Die Diskussionen waren allerdings oft heftig.“
Affäre um sexuelle Ausschweifungen
Wer Krenn näher kannte, so Küng, wusste, dass „er unter der Situation (Anm.: angefeindet worden zu sein) nicht wenig gelitten hat.“ Seine Auftritte und Haltungen führten zu einer der schwersten Kirchenkrisen im Lande. Auch die Jahre 1991 und 2004, als Weihbischof von St. Pölten, waren von Kontroversen und Eklats überschattet. So stieß er auf massive Ablehnung bei den Äbten und arbeitete sich am Paudorfer Pfarrer Udo Fischer ab. Eine Affäre um sexuelle Ausschweifungen im St. Pöltener Priesterseminar läutete sein Ende als Oberhirte ein.
Bilder: Der streitbare Kirchenfürst
Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat den verstorbenen Altbischof Kurt Krenn als Menschen bezeichnet, dessen Wirken "zu manchen Kontroversen geführt" habe. "Freunde wie Gegner" hätten jedoch "seinen Mut und seine Geradlinigkeit anerkannt", wurde Schönborn am Samstagabend von Kathpress zitiert.
"Er hat sich nie gescheut auch schwierige Themen und das Widerständige der kirchlichen Lehre gegen den Mainstream zu argumentieren und zu verteidigen", so der Kardinal. Auf diese Weise habe Bischof Krenn immer wieder gerade für Menschen, die seiner Glaubensüberzeugung fern standen, ein "spannender Gesprächspartner" sein können.
Die österreichischen Bischöfe werden am Montag bei der Messe im Petersdom für den verstorbenen beten und seiner gedenken, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
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