Fast 6.000 bis Nachmittag im Burgenland

Flüchtlinge am Parkplatz des alten Grenzstation in Nickelsdorf an der ungarischen Grenze.
In der Nacht auf Samstag musste "kein Mensch unter freiem Himmel schlafen".

Im Burgenland sind am Samstag bis zum frühen Nachmittag (14.00 Uhr) fast 6.000 Flüchtlinge angekommen. Etwa 5.700 waren es nach Angaben der Landespolizeidirektion seit Mitternacht in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See). Weitere 200 Menschen erreichten Heiligenkreuz im Lafnitztal (Bezirk Jennersdorf).

Sicheres Dach über den Kopf

Bis zu 11.000 Menschen haben die Nacht auf Samstag in betreuten Notquartieren verbracht. "Aktuell sind 14.000 auf der Durchreise in Österreich", sagte Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK), der APA. "Keiner musste unter freiem Himmel schlafen."

"Auch in der letzten Nacht ist es der Stadt Wien gemeinsam mit den Hilfsorganisationen wieder gelungen, 6.600 Hilfe suchenden Menschen in Notschlafstellen ein sicheres Dach über den Kopf zu bieten", so Wolfgang Müller, Leiter des Einsatzstabes der Stadt am Samstag.

Man werde auch in den kommenden Tagen die Bemühungen in gleichem Ausmaß und mit der gleichen Logistik - Transport per Bus von den Bahnhöfen in die Notquartiere und retour - aufrechterhalten, hieß es in einer Mitteilung aus dem Büro von Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ).

Islamisten unter den Helfern

Auch in Österreich sollen "als Islamisten bekannte Personen" versucht haben, Flüchtlingen Hilfe anzubieten. Das erklärt der Direktor des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Peter Gridling, am Samstag im Ö1-Morgenjournal. Die Personen seien identifiziert worden, man habe aber "keinen unmittelbaren extremistischen Hintergrund erkennen können".

Fast 6.000 bis Nachmittag im Burgenland
Peter Gridling
Der Flüchtlingsstrom könne auch missbraucht werden, man reagiere daher "besonders sensibel" auf derartige Hinweise, betonte Gridling. Dass Terroristen die Flüchtlingsroute nützen, sei aber "wenig wahrscheinlich". Gridling verwies dabei auf die lebensgefährlichen Transportbedingungen auf Booten und in Lkws. Außerdem müssten sich potenzielle Terroristen in einem Strom von Menschen bewegen, die gerade vor ihnen auf der Flucht seien.

11.000 Flüchtlinge Grenze überschritten

Fast 11.000 Flüchtlinge haben am Freitag die ungarisch-burgenländische Grenze überschritten. Der überwiegende Großteil, nämlich 10.500, in Nickelsdorf, 200 im südburgenländischen Heiligenkreuz, wie die burgenländische Polizei am Samstag auf APA-Anfrage mitteilte.

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Zwischen Mitternacht und Samstagfrüh erreichten noch einmal 2.600 Schutzsuchende Österreich, davon 2.500 in Nickelsdorf und 100 in Heiligenkreuz. Die Zahl der Ankünfte lag damit deutlich unter jener von Freitagfrüh, als zu diesem Zeitpunkt allein in Nickelsdorf bereits 4.500 Menschen die Grenze überschritten hatten.

Deutschland warnt vor Radikalisierung

Der deutsche Verfassungsschutz hatte kürzlich vor einer Radikalisierung von Flüchtlingen durch in Deutschland lebende Islamisten gewarnt. "Es bereitet uns große Sorge, dass Islamisten unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe versuchen, die Situation der Flüchtlinge gezielt für ihre Zwecke zu missbrauchen", erklärte der Präsident des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen.

Unterdessen treffen immer mehr Flüchtlingebeim jüngsten EU-Mitglied Kroatien ein: Allein am Freitag sei mit fast 10 000 Menschen ein neuer Tagesrekord erzielt worden, teilte das Innenministerium am Samstag in Zagreb mit.

Seit die Flüchtlinge vor zehn Tagen erstmals Kroatien als Transitland wählten, seien es 65.000 Menschen gewesen, berichtete das Ministerium weiter. Fast alle werden mit Bussen und Zügen an die ungarische Grenze gebracht, von wo sie nach Österreich weitergeleitet werden.

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