Evo Morales kämpft für den Koka-Export

Boliviens Präsident setzt sich vor dem UN-Drogengipfel für legalen Koka-Konsum ein und vermutet die USA hinter dem Tod von Chavez.

Ob Drogenkrieg, Wirtschaftskrise oder der Tod von Kameraden: Wenn es für einen gestandenen Revolutionär aus Lateinamerika einen Verantwortlichen für so ziemlich jedes Übel gibt, dann sind das die USA. Und im Fall des Krebstodes seines Freundes und Co-Revolutionärs Hugo Chavez gibt es für den bolivianischen Staatspräsidenten überhaupt keinen Zweifel: „Ich bin fast überzeugt, dass es sich bei Kamerad Chavez um eine Vergiftung handelt, mit dem Ziel, sein Leben zu beenden.“ Das „Imperium“, also die USA, habe doch schon eine Unzahl an Politikern oder Gewerkschaftern in Lateinamerika vergiftet, „nicht um sie sofort umzubringen, aber eben mittelfristig“. Wenn es den USA nicht gelänge, die Länder unter Kontrolle zu bringen, würden sie eben so vorgehen: „So wie es schon Simon Bolivar oder Yasser Arafat passiert ist.“ Eine Untersuchung, wie sie Chavez’ Stellverteter Maduro angekündigt hat, sei nötig, um die Wahrheit zu finden.

Morales, der am Montag seine Wien-Visite mit einem Besuch bei Bundespräsident Fischer begann, ist hauptsächlich zum Drogengipfel der UNO angereist. Dort sind in diesem Jahr vor allem die von Drogenproduktion und -Handel besonders betroffenen Staaten prominent vertreten. Also etwa Kolumbien, Afghanistan, der Iran, Russland – und eben Bolivien, das zu den Hauptanbauländern der Koka-Pflanze gehört. Eine uralte Tradition der Indios, argumentiert Morales. Die armen Hochlandbauern, aber auch die Arbeiter in den Minen des Landes hätten sich seit jeher mit dem Kauen der Blätter durch den Tag gebracht.

Dieses nimmt den Hunger, macht munter und verbessert die Sauerstoffaufnahme. Dass der Hauptwirkstoff – Kokain – in konzentrierter Form in der westlichen Welt Hunderttausende Menschen zu Wracks macht, sie oft in Paranoia und Schizophrenie treibt, irritiert den Präsidenten nicht. Vor der UNO hat Morales schon im Vorjahr einen wichtigen Erfolg erzielt. Die UN-Suchtmittelkommission gewährte seinem Land eine Ausnahmeregelung. Das traditionelle Kauen der Pflanze, und daher auch der Anbau durch Kleinbauern, ist in Bolivien legal. Jetzt drängt der Präsident auf eine Legalisierung des Exportes der Blätter aus Bolivien

Kein Drogenkrieg

Zwar sehen die USA die Legalisierung äußerst kritisch und argumentieren, dass damit der Koka-Anbau überhaupt nicht mehr kontrolliert werde, Morales aber hat ebenfalls triftige Argumente zur Hand. In Bolivien sei der Anbau seit seinem Amtsantritt 2006 zurückgegangen. Vor allem aber seien seinem Land durch die Legalisierung die Drogenkriege, die in anderen Ländern Lateinamerikas immer schlimmer wüteten, erspart geblieben.

Wie überall auf Reisen nahm sich der Bolivianer auch in Wien Zeit für sein liebstes Hobby: Er spielte Fußball. Diesmal ging es gegen ein Fußballteam aus Veteranen und Prominenten rund um Hans Krankl.

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