Schottland will in der EU bleiben

Die Liebe der Schotten gilt Schottland - aber ein bisschen auch der EU
Schotten sehen Brüssel als Gegengewicht zu London.

Man kann nicht behaupten, die EU-Gegner bemühten sich nicht um die Stimmen der Schotten. Diese Woche reiste der Chef der UK Independence Party, Nigel Farage, nach Edinburgh und Glasgow, um sein Programm für die kommenden schottischen Regionalwahlen zu präsentieren: eine Erhöhung des Alkohol-Limits am Steuer und eine Abschaffung des Rauchverbots in Pubs.

Schotten für Brüssel

Wie immer, wenn UKIP in Schottland auftritt, war die Gegendemonstration stärker. Englische Euroskeptiker sind nördlich des Hadrianswalls nicht besonders beliebt. Selbst wenn ihre Fischer nicht immer glücklich über die Fangquoten der EU sind, sehen die Schotten in Brüssel ein willkommenes Gegengewicht zu Westminster. Alle Umfragen sagen dementsprechend beharrlich eine solide schottische Mehrheit für einen Verbleib in der EU am 23. Juni voraus.

Für David Cameron wiederum markiert dieses Datum sein zweites großes Pokerspiel mit dem Bestand des Vereinten Königreichs nach der knapp geschlagenen Volksabstimmung über die schottische Unabhängigkeit im September 2014.

Zweites Referendum

Denn die als linkspopulistische Anti-Austeritäts-Partei auftretende Scottish National Party hat sich unter der Führung ihrer beliebten Chefin Nicola Sturgeon von ihrer damaligen Niederlage mehr als erholt. Für den Fall, dass die Engländer gegen den Willen der Schotten einen Brexit durchsetzen, droht Sturgeon bereits mit einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum. "Ich will aber nicht, dass es so weit kommt", sagte sie in einer pro-europäischen Brandrede, in der sie auch den "traurigen, negativen, auf Angstmache basierenden" Ton der Pro-EU-Kampagne Camerons beklagte.

Theoretisch stehen Sturgeon und Cameron diesmal auf der selben Seite. Doch während ein Brexit die Laufbahn des Premiers desaströs beenden würde, winkt für Sturgeon damit eine historische zweite Chance.

Kommentare