Sonderermittler im Mordfall Nemzow bestimmt

Diese Aufnahmen sollen den Tatort kurz vor Nemzows Tod zeigen
Offenbar soll in Richtung einer Tat mit nationalistischem Hintergrund ermittelt werden.

Nach dem Mord an dem russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow ist Medien zufolge ein Experte für Verbrechen mit nationalistischem Hintergrund zum Sonderermittler ernannt worden. Mit dem Fall befasse sich der General Igor Krasnow, der eine zwölfköpfige Sonderkommission leite, berichteten russische Medien am Montag. Demnach hatte der General auch die politischen Morde an dem kremlkritischen Anwalt Stanislaw Markelow und der Journalistin Anastasia Baburowa aufgeklärt. Sie waren 2009 erschossen worden. Das dürfte auf den Hauptermittlungsansatz hindeuten: ein Mord, womöglich verübt von Nationalisten, die aus Hass auf die prowestliche Opposition gehandelt haben könnten, wie Kommentatoren meinten. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

Der Oppositionelle Nemzow war am späten Freitagabend mit vier Schüssen in den Rücken auf einer Brücke in Kremlnähe getötet worden. Der 55-Jährige starb am Tatort. Der Täter entkam unerkannt. Nemzows Lebensgefährtin wird derweil nach eigenen Angaben gegen ihren Willen in Moskau festgehalten. "Die Ermittler befragen mich und keiner sagt mir, wann ich freigelassen werde und warum sie mich hier festhalten", sagte die Ukrainerin Ganna Durizka am Montag dem russischen Oppositionssender Doschd. "Ich habe das Recht, Russland zu verlassen, ich bin keine Verdächtige", sagte die 23-Jährige. Sie sei lediglich Zeugin des Mordes gewesen und habe der Polizei bereits alles gesagt, was sie wisse.

Durizka war dabei, als Nemzow erschossen wurde. Sie wisse nicht, woher der Täter gekommen sei, "er war hinter mir." Sie befinde sich zur Zeit in der Wohnung eines Freundes in Moskau, die sie nicht verlassen dürfe. Sie fühle sich schlecht und wolle nur noch nach Hause.

Aufnahmen

Die Stadt Moskau wies unterdessen Medienberichte zurück, nach denen zahlreiche Kameras der Videoüberwachung zur Tatzeit abgeschaltet gewesen seien. Alle funktionierten, heißt es. Die Aufnahmen würden ausgewertet. Präsident Wladimir Putin teilte mit, dass alles für die Aufklärung des "zynischen Mordes" an seinem Gegner getan werde.

Das wollen dem Kremlchef freilich nicht alle glauben: Am Sonntag marschierten in Moskau Tausende für eine Aufklärung des Mordes. Oppositionelle fürchten eine Offensive auf Kremlkritiker. Außenminister Sergej Lawrow warnte davor, Nemzows Tod für politische Ziele zu benutzen. Solche Versuche seien "verachtenswert"."Es geht um ein abscheuliches Verbrechen, das vollständig im Rahmen der Gesetze untersucht wird, um sicherzustellen, dass die Täter vor Gericht kommen", sagte der Minister. Präsident Wladimir Putin persönlich überwache die Ermittlungen. Ohne einzelne Staaten zu nennen, warnte Lawrow auch davor, "die noblen Prinzipien der Menschenrechte für die Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Ziele zu missbrauchen".

Kommentare