Prozess gegen Reker-Attentäter startet

Der Angeklagte hält sich im Verhandlungssaal einen Aktendeckel vor das Gesicht.
Der 44-jährige Frank S. steht wegen versuchten Mordes vor Gericht.

Bevor Frank S. die 30 Zentimeter lange Klinge seines Jagdmessers in den Hals von Henriette Reker rammte, reichte sie ihm eine Rose und Frank S. lächelte. Es war am Morgen des 17. Oktober 2015 als der Mann, ein 44-jähriger arbeitsloser Maler, die heutige Kölner Oberbürgermeisterin lebensgefährlich verletzte.

Nachdem er im Anschluss auf weitere Menschen losging, lief Frank S. nicht davon. Geduldig wartete auf die Polizeibeamten und soll den Umstehenden zugerufen haben: „Ich habe das für euch getan.“

Anklage wegen versuchten Mordes

An diesem Freitag muss er sich dafür vor einem Staatsschutzsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts verantworten, es geht um versuchten Mord. Nach Polizeiangaben nannte Frank S. nach der Tat Fremdenfeindlichkeit als Motiv.

Die parteilose Henriette Reker war zum Zeitpunkt des Attentats noch Sozialdezernentin der Stadt Köln und damit auch für die Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen zuständig.

"Der Angeklagte hatte sich entschlossen, die Geschädigte zu töten"

"Der Angeklagte hatte sich entschlossen, die Geschädigte zu töten", warf der Vertreter der Bundesanwaltschaft dem Mann zum Auftakt der Verhandlung vor. Er habe Reker angegriffen und wahllos auf umstehende Menschen eingestochen, vier von ihnen wurden verletzt.

Frank S. hatte sich laut Verfassungsschutz vor mehr als 20 Jahren im Umfeld der 1995 verbotenen rechtsextremen Neonazi-Partei FAP ("Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei") bewegt. In der Anklageschrift heißt es, er hätte Reker "als Repräsentantin einer von ihm abgelehnten Ausländer- und Flüchtlingspolitik" attackiert.

Politisch rechts motivierte Straftaten nehmen zu

Im Jahr 2015 war das Attentat auf Henriette Reker der spektakulärste Fall politisch rechts motivierter Kriminalität, insgesamt wurden im Vorjahr in Deutschland 13.846 rechtsextreme Straftaten gezählt. Im Vergleich zu 2014 ist das eine Steigerung um mehr als 30 Prozent.

Reker als Nebenklägerin

Während ihrer Wahl an die Spitze der größten Stadt Nordrhein-Westfalens lag Reker im künstlichen Koma. Auch ein halbes Jahr nach der Attacke leidet sie noch an den Folgen und wird weiterhin behandelt. Sie soll in zwei Wochen als Zeugin aussagen. Reker tritt im Prozess als Nebenklägerin auf.

Frank S. war nach der Bluttat noch am Tatort festgenommen worden. Vor dem Prozessbeginn Freitagfrüh kündigte er an: "Ich werde mich zur Tat äußern.“

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