Orban: "Nicht einmal ein Vogel kann nach Ungarn fliegen"

Massiver Grenzzaun an der ungarisch-serbischen Grenze
Der ungarische Premier Viktor Orban will auch bei einer Notverordnung in Österreich keine Flüchtlinge zurücknehmen. Er fordert stattdessen gemeinsamen Schutz von EU-Außengrenzen.

Ungarns Premier Viktor Orban hat der Rücknahme von Flüchtlingen aus Österreich erneut eine Absage erteilt. Dies gelte auch im Fall einer Einführung der Notverordnung, sagte er am Freitag im staatlichen Rundfunk. "Von Abschiebung nach Ungarn kann keine Rede sein, da niemand nach Ungarn kommen kann", so Orban. "Nicht einmal ein Vogel kann heute ohne Kontrolle auf ungarisches Territorium fliegen."

Orban: "Nicht einmal ein Vogel kann nach Ungarn fliegen"
Am 26. Juli 2016 traf Bundeskanzler Christian Kern (l.) den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban (r.) zu einem Gespräch. Im Anschluss fand eine Pressekonferenz statt.
Vielmehr müsse Österreich "die Frage beantworten, wo es einen Zaun bauen wolle", erklärte der ungarische Premier. Er habe den "österreichischen Freunden" geraten, dies nicht an der ungarisch-österreichischen Grenze zu tun, sondern an der ungarisch-serbischen und der ungarisch-kroatischen Grenze. Bereits jetzt unterstützen österreichische Polizisten ihre ungarischen Kollegen beim Schutz der Grenze zu Serbien.

"Nicht mit Plüschtieren und Blumen"

Die gemeinsame Anstrengung müsse aber noch einen Schritt weitergehen, forderte Orban am Freitag. So solle die serbisch-mazedonische und die mazedonisch-griechische Grenze gemeinsam gesichert werden. Denn klar sei, dass "die Außengrenzen Europas geschützt werden müssen". Und diese können nicht mit "Blumen und Plüschtieren verteidigt werden, sondern mit Grenzzäunen, Polizisten, Soldaten und Waffen", betonte er.

Orban: "Nicht einmal ein Vogel kann nach Ungarn fliegen"
Massiver Grenzzaun an der ungarisch-serbischen Grenze
Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte kürzlich erklärt, im Zuge der Notverordnung Registrierzentren an der österreichischen Grenze einführen zu wollen. "Dort sind die Menschen nicht im Land so wie in der Transitzone am Flughafen. Dort bleiben sie", erklärte er. Die Grenze will der Innenminister mit Soldaten und Polizisten schützen. "Sonst muss man darüber reden, Grenzzäune zu errichten", kündigte er an.

Massives Schutzsystem

Den bereits bestehenden Zaun an der serbischen Grenze will Orban massiv ausbauen. Es werde sich um "eine massives technisches Schutzsystem handeln", kündigte Orban am Freitag im staatlichen Rundfunk an. Dieses werde gegebenenfalls "auch mehrere Hunderttausend Menschen auf einmal aufhalten können", die Pläne dazu seien bereits in Arbeit.

Bereits im vergangenen Herbst hatte Orban Stacheldrahtzäune an der serbischen und kroatischen Grenze errichten sowie per Gesetzesnovelle harte Strafen für illegalen Grenzübertritt einführen lassen. Der verstärkte Zaun könnte dann realisiert werden, sollte der EU-Türkei-Deal scheitern, sagte der ungarische Premier.

Orban wird am Freitag gemeinsam mit den anderen Regierungschefs der Visegrad-Staaten (Polen, Slowakei, Tschechien) die deutsche Kanzlerin Merkel in Prag treffen. "Die Bürokraten in Brüssel wollen die Flüchtlinge reinlassen und über die (EU-)Mitgliedstaaten verteilen", sagte der ungarische Premier dazu. Die Visegrad-Staaten sind seit jeher die größten Kritiker der Flüchtlingsverteilung. "Die Frage ist, auf welche Seite sich Angela Merkel stellt", so Orban.

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