Eine Verneigung vor Nelson Mandela

Barack Obama hielt eine einprägsame Rede für Mandela.
Tausende haben Abschied vom südafrikanischen Freiheitskämpfer genommen: Der KURIER hat Sie durch die Trauerfeier begleitet.

Fast die ganze Welt hat sich vor dem "Giganten der Menschlichkeit" verneigt: 70 amtierende Staats- und Regierungschefs waren bei der Trauerfeier Nelson Mandelas am Dienstag zu Gast. Europa war unter anderen durch den britischen Premier David Cameron und den französischen Staatschef Francois Hollande sowie dessen deutschen Amtskollegen Joachim Gauck vertreten. Österreich war allerdings nicht dabei - Bundespräsident Heinz Fischer blieb wegen der Koalitinsgespräche in Wien, sein Vertreter, Bundesrats-Vorsitzender Reinhard Todt, wird erst am Mittwoch anreisen.

Die zentrale, vierstündige Gedenkfeier für Mandela begann am Dienstag um 11 Uhr Ortszeit (10 Uhr mitteleuropäischer Zeit) im 95.000 Zuschauer fassenden FNB-Stadion in Johannesburg. In der "Soccer City", wo 2010 das Fußball-WM-Finale ausgetragen wurde, ist der Leichnam der Freiheitsikone aufgebahrt worden.

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SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
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People sing and dance ahead of Mandela's national
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SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
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SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
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SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
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Mandla Mandela attends the official memorial servi
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Eine Verneigung vor Nelson Mandela

Nun ist die Zeremonie vorbei. Wir verabschieden uns mit den besten Zitaten Nelson Mandelas und bedanken uns für die Aufmerksamkeit.

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FILE SOUTH AFRICA MANDELA HOSPITAL
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SOUTH AFRICA MANDELA OBIT
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A picture and a letter are placed in front of the
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A poster with messages is seen outside on Vilakazi
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A man holds candles in front of a mural of former
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File photo of African National Congress vice-presi
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USA BASKETBALL NBA MANDELA OBIT
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File photo of Nelson Mandela wearing a cap present
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File photo of South Africa's President Nelson Mand

Erzbischof Desmond Tutu hält eine der letzten Reden. Inzwischen sind nicht mehr als 2000 Menschen im Stadion zurückgeblieben. Er lässt sich nicht beirren und fordert die Leute auf, sich zu erheben: "Ich möchte eine Stecknadel fallen hören." Ihm gehorchen die Menschen.

In der Präsidentschaftskanzlei in Wien versteht man die Aufregung um die Vertretung der Republik durch Reinhard Todt bei den Trauerfeierlichkeiten in Südafrika nicht. Auch in der Vergangenheit habe immer wieder der Bundesratsvorsitz Österreich vertreten, etwa bei der Beisetzung von Norwegens König Olav im Jahr 1991, sagte die Sprecherin Astrid Salmhofer der APA.

Unverständnis zeigte die Sprecherin von Bundespräsident Heinz Fischer auch über die Darstellung, niemand vertrete die Republik bei der offiziellen Trauerfeier am Dienstag - Österreich werde durch die Botschafterin Brigitte Öppinger-Walchshofer repräsentiert.

Neben Obama und Castro haben auch Staatsoberhäupter Brasiliens, Indiens und Kubas sowie Chinas Vizepräsident Li Yuanchao die internationalen Verdienste des Friedensnobelpreisträgers gewürdigt. "Mandela ist ein Vorbild für alle, die Freiheit, Gerechtigkeit und Weltfrieden anstreben", sagte Brasiliens Präsidentin Dilma Roussef am Dienstag im Stadion von Johannesburg.

Mittlerweile verlassen auch die ersten Ehrengäste die Tribüne.

Die gesamte Rede Obamas lässt sich hier nachhören:

Der unbeliebte Jacob Zuma spricht nun. Laute Buhrufe begleiten seinen Auftritt.

Raul Castro, Kubas Präsident, tritt ans Mikrofon: "Lasst uns Mandela Tribut zollen." Er sei das "ultimative Symbol für Frieden und Verbrüderung" und ein Beispiel für ganz Lateinamerika.

Das Stadion in Johannesburg leert sich bereits. Mit der Rede von Obama ist der Höhepunkt für viele Gäste schon vorbei. Und viele Leute wollen sich die Ansprache des unbeliebten Präsidenten Zuma sparen.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ist übrigens wegen der laufenden Koalitionsgespräche mit der ÖVP nicht nach Johannesburg gefahren. Das sagte ein Sprecher am Dienstag in Reaktion auf Kritik an der Vertretung Österreichs durch Bundesratspräsident Todt.

Dass Österreich nicht bei der offiziellen Trauerfeier dabei ist, hat zu viel Empörung hierzulande geführt. Seine Abwesenheit bei der Trauerfeier tut Bundesratspräsident Reinhard Todt "sehr leid", sagte er am Dienstag. Der SPÖ-Politiker, der die Republik in Südafrika vertreten soll, wird erst Mittwochfrüh dort eintreffen. "Ich wäre viel lieber schon bei der Trauerfeier dabei gewesen", er habe aber in Wien noch einen wichtigen Termin wahrnehmen müssen.

Dabei kamen nach Angaben der südafrikanischen Regierung noch nie so viele Staatsmänner wie zu der heutigen Trauerfeier.

Der US-Präsident dankt auf der Bühne Südafrika, da das Land "Mandela mit uns teilt". Mandela habe uns die Macht des Handelns gezeigt, so Obama. Voll schmeichelnder und lobender Worte ist die Rede des ersten schwarzen US-Präsidenten für den afrikanischen Freiheitskämpfer: "Ihm ist eine Verfassung zu verdanken, wo Minderheitenrechte geschützt sind. Er hat verstanden, was uns Menschen verbindet: 'Ubuntu' (Menschlichkeit auf Zulu, Anm.)."

Obama würdigte den verstorbenen Nationalhelden als "Gigant der Gerechtigkeit". Er verurteile jedoch vor Zuhörern wie dem chinesischen Vizepräsidenten Li Yuanchao und Zimbabwes Präsident Robert Mugabe die Führer jener Staaten, die sich zwar mit Mandelas Freiheitskampf solidarisch erklärten, aber "keinen Widerspruch aus ihrem eigenen Volk dulden".

Die Obamas besuchten im vergangenen Juni die Gefängniszelle auf Robben Island, in der Mandela knapp 20 Jahre eingesperrt war. Mandela selbst war damals bereits zu krank, um Obama zu empfangen.

Obama schüttelt Castro Hand

Historisches ist am Rande der Zeremonie passiert: Obama schüttelte Kubas Präsident Raul Castro die Hand. Ein absolutes Novum, schließlich herrscht zwischen Kuba und USA seit Jahrzehnten Eiszeit.

Hier kann man sich die Rede live ansehen:

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Und vollbringt am Rande Historisches: Er schüttelt Kubas Präsident die Hand.

Obama wird nun eine Rede halten. Er wurde im Vorfeld mit viel Jubel bedacht - im Unterschied zum Präsidenten Südafrikas, Jacob Zuma, der sogar einige Buhrufe aushalten musste.

Bill und Hillary Clinton sind nun auch da, großes Händeschütteln auf der Ehrentribüne. Gleich wird auch US-Präsident Barack Obama reden.

Der nächste Redner: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der sein Beileid ausdrückt und "auf den Regenbogen nach dem Regen wartet. Mandelas Lächeln hat Licht in die Welt gebracht". Nach ihm wird auch US-Präsident Barack Obama das Wort ergreifen, der nun endlich - unter Jubel - im Stadion angekommen ist. Auch seine Vorgänger Bill Clinton und George W. Bush sind mittlerweile auf den Rängen eingetroffen.

Das Stadion selbst scheint übrigens nach wie vor nicht komplett gefüllt zu sein, davor sollen sich aber die Massen drängen - es herrsche trotz Regens Volksfeststimmung, berichten Korrespondenten vor Ort.

Als zweiter Redner ist Andrew Mlangeni, ein Freund der Familie Mandela, am Wort. Er war gemeinsam mit Mandela auf Robben Island inhaftiert - "er war eine Inspiration für Millionen", meint er. Ihm folgt die Rede von General Thanduxolo Mandela, der die Trauer der Familie ausdrückt. "Ich bin mir sicher, dass Madiba von oben auf uns herablächelt."

Auf den Bildschirmen im Stadion ist übrigens immer wieder Jacob Zuma zu sehen, der im Publikum sitzt - dies ruft bei den Anwesenden Protest hervor, man hört stets Buh-Rufe. Die Affären des derzeitigen südafrikanischen Präsidenten drücken die Stimmung in der Bevölkerung. Im Hintergrund sind auch immer wieder Fahnen mit einem Vier-Finger-Symbol zu sehen - jene Geste, die seit den Protesten in der Türkei und Ägypten immer wieder dort den Aufstand gegen die Führung darstellt. Was sich dahinter verbirgt, lesen Sie in unserer Galerie:

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EGYPT MORSI TRIAL PROTEST
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EGYPT MORSI TRIAL PROTEST
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EGYPT MORSI TRIAL PROTEST
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A supporter of Islamic Front Action party takes pi
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EGYPT MORSI TRIAL PROTEST

Bei TV-Übertragung scheint es übrigens Probleme zu geben - nicht nur der ORF muss seine Berichterstattung immer wieder unterbrechen. In der Zwischenzeit haben wir wichtige Lebenstationen von Mandela für Sie zusammengetragen.

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EPAepa01414939 (FILE)
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Mandela
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REUTERSFormer President Nelson Mandela attends the sixth Annual Nelson Mandela lecture in Kliptown, in this July 12, 2008 file photo. The Nelson Mandela foundation sent out a statement on Wednesday saying former president Nelson Mandela is at Milpark Hosp
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ReutersA 1961 file photo of Nelson Mandela, leader of the African National Congress. REUTERS/Handout/Files (SOUTH AFRICA POLITICS)
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REUTERSFormer South African President Nelson Mandela meets with the family of the late Tsietsi Mashinini at the Nelson Mandela childrens fund office in Houghton-Johannesburg in this June 13, 2006 file photo. Mandela, affectionately known as "Tata" or gran
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The MTV pop channel is using its global reach, the sparkle of its stars and the moral authority of South Africas Nelson Mandela to send a message of AIDS awareness and tolerance to young people worldwide. Video footage from a Cape Town concert on Nov. 23
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Mandela
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Mandela

Jetzt hat die Feier auch offiziell begonnen: Die ersten Worte kommen vom Vizepräsidenten des ANC, Cyril Ramaphosa. Er nennt Mandela in seiner Ansprache den „Vater der Nation“, den Mentor und Lehrer aller Südarfikaner. Dass es regne, heiße nur, dass die „Tore des Himmels offen sind“.

Das Stadion singt indes dem Verstorbenen: „Nelson Mandela, es gibt keinen anderen wie dich", rufen die Menschen, viele tanzen dazu. Das Lied "akekho ofana nawe" ist eine Art inoffizielle südafrikanische Nationalhymne; sie wurde gesungen, als Mandela noch im Gefängnis war. Zu hören waren auch andere Hymnen der Freiheitskämpfer, die einst Mandelas Freilassung forderten. Immer wieder sangen die Menschen die Worte "Tata Mandela" (Vater Mandela).

Den Worten Ramaphosas folgten Gebete: Jüdische, christliche und muslimische Würdenträger erinnerten an Mandelas Vermächtnis.

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Wer sich übrigens die Frage stellt, wie Südafrika eine derart riesige Trauerfeier binnen kurzem organisieren konnte, dem sei folgende Antwort gegeben: In Johannesburg sind wegen des Ansturms von Staatsgästen Hunderte Hotelgäste einfach herauskomplimentiert worden - dies berichtet Business Day. Manche Luxushotels hätten allen Gästen geschrieben, dass bestehende Buchungen leider keine Gültigkeit mehr hätten.

Auch an die Staatsgäste selbst ging eine kleine Reisewarnung: Präsidial-Minister Collions Chabana soll ihnen abgeraten haben, auch zu den Beerdigungsfeierlichkeiten am Sonntag nach Qunu (Provinz Ostkap) zu fahren. "Niemand soll abgehalten werden, daran teilzunehmen, (...) aber angesichts der Kapazitäten und Infrastruktur dort empfehlen wir sehr, nicht da hin zu fahren", so Chabane.

Winnie Mandela bei der Begrüßung von Graca Machel - sie beide verbindet die Liebe zu Nelson Mandela: Winnie gilt als die Liebe seines Lebens; ihre Ehe zerbrach am Gefängnisaufenthalt des Freiheitskämpfers; Graca Machel und Nelson Mandela heirateten 1998.

Machel ist übrigens die einzige Frau der Welt, die in zwei Staaten First Lady war: Sie war vor ihrer Ehe mit Mandela mit dem früheren Präsidenten von Mosambik, Samora Machel, verheiratet. Graca Machel ist daneben aber auch selbst politisch aktiv; sie engagiert sich weltweit für die Rechte von Frauen und Kindern.

Ein paar wichtige Personen fehlen noch - deshalb und da der Regen den Einlass offenbar verzögert, verschiebt sich der Start des Festakts nach hinten. Unter Sprechchören und Gesängen warten die Menschen auf das Eintreffen der letzten wichtigen Gäste; Barack Obama (auf dem Foto bei der Ankunft am Flughafen) etwa wurde noch nicht gesichtet.

Neben den Staatsgästen sind aber auch Personen zu Gast, die in der weltpolitischen Betrachtung nicht so positiv wahrgenommen werden - Robert Mugabe beispielsweise. Das Staatoberhaupt von Simbabwe, der sein Land diktatorisch regiert, darf offiziell an der Feier teilnehmen. In Europa wäre dies unmöglich: Mugabe wird die Einreise in die EU mit Ausnahme von Besuchen von Veranstaltungen der Vereinten Nationen und des Heiligen Stuhls verweigert.

Auftreten wird Mugabe aber nicht, die Reden halten andere - Jacob Zuma, amtierender Präsident Südafrikas, hält die Hauptansprache. Die Präsidenten Barack Obama, Dilma Rousseff und Raul Castro halten ebenso Reden auf den Verstorbenen - Bischof Desmond Tutu und Frederik Willem de Klerk (Foto), der gemeinsam mit Mandela den Friedensnobelpreis erhalten hat, sind allerdings nicht auf der Liste. detail am Rande: Die Preisverleihung fand auf den Tag genau vor 20 Jahren statt.

Um zehn Uhr hat die Trauerfeier offiziell begonnen, noch füllen sich die Ränge aber. Das Stadion ist in die Farben Südafrikas gehüllt, der Himmel jedoch ist grau in grau; es nieselt. Neben den angemeldeten Staatsgästen sind auch zahlreiche Prominente vor Ort - U2-Sänger Bono, Naomi Campbell oder Charlize Theron etwa sind in der "Soccer City".

Auf Twitter wird für die Trauerfeier der Hastag #MandelaMemorial verwendet, zahlreiche Fotos der Veranstaltung sind dort zu finden.

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In der "Soccer City" in Johannesburg findet die Trauerfeier - eine der größten, die die Welt je gesehen hat - statt.

Langsam füllt sich das Stadion: Tausende Südafrikaner haben sich am Dienstag bereits in den Morgenstunden zur Trauerfeier für ihren Nationalhelden eingefunden, viele von ihnen singend und tanzend. Vele Menschen waren bereits in der Nacht angereist, und das auch oft zu Fuß, da die Straßen aus Sicherheitsgründen gespertt waren.

Zu Staus kam es auf den offenen Routen dennoch - auf Twitter kuriserte ein Foto der Limousine von US-Präsident Obama im Verkehrsstau. Sein französischer Amtskollege Francois Hollande wird übrigens nach den Trauerfeiern Richtung Norden reisen, hat er am Dienstagmorgen angekündigt: In Zentralafrika tobt ein blutiger Konflikt, Frankreich hat seine Soldaten dorthin geschickt.

Zum Einstieg: So sieht das offizielle Programm der heutigen Trauerfeier aus - die südafrikanische News-Seite eNCA hat es online verfügbar gemacht:

Nelson Mandela programme by eNCA.com

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