Israel wollte Iran bombardieren

Ehud Barak will Buch verkaufen und verrät dafür Staatsgeheimnisse.
Ex-Premier Ehud Barak gibt in seinen Memoiren den Landesverräter. Armee war gegen Angriffe.

Für Israels Öffentlichkeit gab es an diesem Wochenende ein Wechselbad der Gefühle aus Politik und Klatsch. Ehud Barak, Ex-Verteidigungsminister und Ex-Premier, übte sich vor Mikrofon und Kamera in Landesverrat. Dem folgten aus Teheran Meldungen, die Israelis stutzen lassen: Eine neue, zielsichere Kurzstrecken-Rakete wurde vorgestellt. Ohne dass dies die Neueröffnung der vor 2011 nach gewaltsamen Protesten geschlossenen britischen Botschaft verzögert hätte.

Über Risiken und Nebenwirkungen wird in Israel noch gestritten. Hingegen verstärkt sich der allgemeine Eindruck, Premier Benjamin Netanjahu sei an seiner nach eigenen Angaben wichtigsten Aufgabe gescheitert: Weder das Nuklear-Abkommen mit dem Iran noch eine zukünftige Atombombe lassen sich noch verhindern. Das zeigen auch sich häufende Signale aus dem amerikanischen Kongress. Der Widerstand gegen den Atom-Deal mit Iran wird schwächer.

Drei Mal geplant und abgesagt

"Drei Mal stimmte das israelische Sicherheitskabinett darüber ab, Irans nukleare Einrichtungen mit Bombenangriffen zu zerstören", enthüllte Ehuda Barak bei einem Vortrag, der den Verkauf seiner Memoiren fördern sollte. Im Zweiten Fernsehkanal wurden Video-Aufnahmen aus dem Vortrag gezeigt. Barak enthüllt darin auch genaue Abstimmungsergebnisse. Mit Namen. Dabei äffte er die Mimik der Minister nach.

Alle Minister, die direkt mit der Sicherheitspolitik Israels betraut sind, waren gegen die von Barak und Netanjahu vorgelegten Pläne. Fast alle blicken sie auf lange Militär-Karrieren zurück. Chefs der Geheimdienste äußerten in den letzten Jahren ihre Kritik sogar öffentlich. Vor einer Bombardierung in Iran warnten auch die letzten drei Armeechefs.

Wobei einige der namentlich erwähnten Minister in den letzten Jahren immer wieder durch scharfe Äußerungen aufgefallen sind. Sie zogen dabei eine Bombardierung als nahe liegende Option in Betracht. "Den Kerl kann doch keiner mehr ernst nehmen", schimpfte am Sonntag Ex-Außenminister Avigdor Lieberman über Barak, "solche Debatten müssen geheim bleiben. Sonst wird Israel nicht ernst genommen." Über den feinen Unterschied zwischen Auflagensteigerung und Landesverrat wird jetzt gestritten. Israels Militärzensur zumindest konnte die Veröffentlichung nicht verhindern. Es lag nicht die gesetzlich vorgeschriebene "unmittelbare und direkte Gefahr" für Israels Sicherheit vor. Das Gesetz verbietet aber auch die Veröffentlichung von Inhalten aus geheimen Kabinettssitzungen. 15 Jahre drohen dem Enthüller, wenn es zu keinen gefährlichen Folgen kommt. "Das gilt aber in der Praxis nur für Staatsdiener im Staatssold", erklärte der Jurist Mosche Negbi.

Ehud Barak ernannte übrigens einen der härtesten Gegner einer Bombardierung zum neuen Armeechef. Er galt als der bessere Kandidat. Barak stellte seine persönlichen Sympathien bei der Ernennung zurück. Nicht so bei der Verkaufsförderung seiner Memoiren.

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