IS-Video: Zweite japanische Geisel ist tot

IS-Terror: Kenji Goto sollte im Austausch für eine Islamistin freikommen, doch das Ultimatum verstrich.

Jetzt ist es traurige Gewissheit: Die Dschihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) hat die zweite japanische Geisel getötet. Im Internet wurde ein Video veröffentlicht, dass die Enthauptung des Journalisten Kenji Goto zeigen soll - Japans Regierung bestätigte, dass die Aufnahmen echt sei.

Auf dem am Samstag veröffentlichten Video ist Goto in orangefarbener Kleidung auf den Knien zu sehen. Ein maskierter, mit einem Messer bewaffneter Mann steht neben der Geisel und macht die japanische Regierung für den Tod des Journalisten verantwortlich. Goto war im vergangenen Oktober in Syrien verschleppt worden.

Austausch gefordert

Der IS hatte mit der Tötung des Japaners und eines ebenfalls entführten Jordaniers gedroht, sollte die Regierung in Amman nicht bis Donnerstagabend eine inhaftierte Dschihadistin freilassen. Der jordanische Pilot Maas al-Kassasbeh wurde in dem am Samstagabend verbreiteten Video nicht erwähnt. Die Extremisten hatten bereits vor einigen Tagen eine japanische Geisel getötet - Goto und Haruna Yukawa waren von der Terrororganisation entführt worden, am 20. Jänner wurde ein Video veröffentlicht, in dem die Terroristen mit der Ermordung der beiden Japaner drohte. Sie forderten ein Lösegeld von 200 Millionen Dollar. Vier Tage später war Haruna Yukawa tot.

Japans Regierungschef Abe sprach von einer "abscheulichen und verachtenswerten" Tat. "Wir werden den Terroristen niemals vergeben", sagte er in Tokio. "Japan wird sich niemals dem Terrorismus beugen und ist entschlossen, seiner Verantwortung beim Kampf der internationalen Gemeinschaft gegen den Terrorismus gerecht zu werden." Gotos Mutter äußerte sich in Tokio bestürzt über die Todesnachricht. "Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ich empfinde", sagte die um Fassung ringende Junko Ishido.

Auch US-Präsident Barack Obama verurteilte die "abscheuliche Ermordung" der japanischen Geisel. Goto habe als Kriegsreporter in Syrien mutig über das Leid der dortigen Bevölkerung berichtet. Washington stehe an der Seite Japans, sagte Obama. Er lobte die von Tokio angekündigten Finanzhilfen für die vom IS bedrohten Länder. Die USA seien weiterhin entschlossen, zusammen mit ihren Verbündeten die IS-Miliz "zu schwächen und schließlich zu zerstören", betonte Obama.

Der britische Premierminister David Cameron äußerte sich nach Veröffentlichung des Videos erschüttert über die "verachtenswerte und entsetzliche" Tat. Die mutmaßliche Hinrichtung sei ein weiterer Beleg dafür, dass die IS-Miliz "die Verkörperung des Bösen ist". Frankreichs Staatschef Francois Hollande erklärte, er verurteile "mit größtem Nachdruck die brutale Ermordung" der Geisel. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte die Extremisten auf, alle weiteren Geiseln freizulassen, ohne dafür Bedingungen zu stellen.

Derselbe Täter?

Verbreitet wurde das Video über den Kanal des IS-Medienorgans Al-Furkan auf Twitter. Nach Angaben des auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierten Unternehmens Site spricht der maskierte Mann auf dem Video mit einem starken südenglischen Akzent, der auch schon auf anderen IS-Bekennervideos zu hören sei. Die US-Regierung bemühte sich nach eigenen darum, die Echtheit des Videos zu überprüfen.

Der Maskierte wendet sich in dem Video direkt an Japans Regierungschef Abe: Wegen dessen gewissenloser Entscheidung, "an einem aussichtslosen Krieg teilzunehmen, wird dieses Messer nicht nur Kenji töten, sondern weiter machen und Massaker anrichten, wo immer Deine Leute sind". Die IS-Kämpfer hatten in den vergangenen bereits drei US-Amerikaner und zwei Briten hingerichtet.

Wie schwierig der Kampf gegen IS ist, lesen Sie hier: Militärexperte Feichtinger sagt jahrelangen Kampf gegen die Extremisten voraus.

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